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DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Säule des Imperiums. Aber ich glaube, er ist feige und unentschlossen. Es heißt, dass er auf alles hört, was seine Umgebung ihm einflüstert, besonders die Weiber. Glaubst du, auch diese hat Einfluss auf ihn?«
    »Scylla? Ja, daran glaube ich fest«, sagte Baddo, ohne zu zögern. »Nichts reizt sie so wie die Macht. Ihrem Gatten Ogulnius warf sie vor, dass er zu wenig Ehrgeiz hätte und nicht einmal Comes werden wollte. Also fing sie sich den Patricius ein. Was sollte sie sonst an ihm reizen … diesem verfetteten, ältlichen Römer.«
    »Sie soll kaum von seiner Seite weichen, nicht einmal, wenn er seine Räte empfängt. Da ist nichts Gutes zu erwarten.«
    »Du hast recht, schon immer gab es bei ihm eine Weiberwirtschaft. Seine Frau, für die wir Franken mehr Tiere als Menschen sind, regiert ihn mit ihrem Geld und ihrer Verwandtschaft. Seine Mutter schleppte den Remigius an …«
    »Und womit beherrscht ihn diese Scylla?«
    »Die braucht keine Hilfstruppen. Die ist eine Naturgewalt, unwiderstehlich. Ich sage ja, ein gefährliches Weib.«
    »Nun musst du sie ja nicht mehr fürchten.«
    »Nein, jetzt nicht mehr. Und nach so viel Elend kommen jetzt, denke ich, bessere Zeiten für mich. Und irgendwann wird es eine Gerechtigkeit geben. Was meinst du?« Baddo hob den Kopf und sah zu Chlodwig auf.
    Der König wich dem Blick aus und deutete mit einer Kopfbewegung zum Himmel. Tief hingen jetzt Regenwolken über der Festung.
    »Es wird gleich losgehen«, sagte Chlodwig. »Gehen wir hinunter zu den anderen.«

Kapitel 9
    Als Chlodwig und Baddo die Halle betraten, war wieder einmal eine Schlägerei im Gange.
    Nach den schweißtreibenden Waffenübungen, die täglich und mit Hingabe ausgeführt wurden, hatte sich die königliche Gefolgschaft zum Trinken und zur Unterhaltung eingefunden. Es wurde Wein ausgeschenkt, den es jetzt im Überfluss gab. Aus den Kellern der Potitius-Villa hatte man einige hundert Fässer geholt.
    Die vornehmsten jungen Franken hatten die Mägde mitgebracht, die ihnen nach der Teilung der Beute zugefallen waren. Stolz ließen sie sich nur von diesen bedienen.
    Darüber kam es zum ersten Streit. Ein besonders reizvolles Geschöpf, eine dunkelhäutige Numidierin, wartete dem Ansoald auf. Der hübsche Schlingel hielt dabei seine Hände nicht still und machte so für alle sichtbar sein Herrenrecht geltend.
    Da forderte Bobo ihn in barschem Ton auf, seine dreckigen Klauen von dem Mädchen zu lassen, das auch so schwarz genug und außerdem sein – Bobos – Eigentum sei.
    Dies bestritt Ansoald. Er habe die Numidierin selber erobert, beim Sturm auf eines der Sklavenhäuser.
    Aber ihm sei sie, behauptete Bobo, bei der allgemeinen Beuteteilung durch das Los zugefallen.
    Ansoald gab wütend zurück, dem Bobo stehe überhaupt keine Beute zu. Er habe sich ja an den Kämpfen gar nicht beteiligt, sondern sich wie immer feige gedrückt. Und wenn er jetzt trotzdem die besten Beutestücke besitze – den goldenen Armschmuck, den schönen Gürtel mit Silberbeschlägen –, so nur, weil er sie zusammengeschachert, weil er den Ärmeren ihre Anteile abgekauft habe.
    Damit war Bobo an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. Er lief rot an und verbat sich, Feigling und Schacherer geschimpft zu werden. Wenn einer in der Gefolgschaft feige sei, dann doch Ansoald selbst. Habe der nicht erst neulich geprahlt, er werde bald Schwager des Königs sein? Und sei er in seiner Eitelkeit nicht noch weitergegangen, indem er erklärte, es käme für einen wie ihn nur die Schönste der Schwestern – Audofleda – in Frage? Warum habe er nicht den Mut, um sie anzuhalten?
    Da rief Lanthild, die wieder unter den Männern hockte und bei diesen Reden fast vor Eifersucht platzte: »Warum? Weil er weiß, dass er sie nicht bekommt! Niemals! Ist er vielleicht ein König, dass er um eine von uns anhalten darf?«
    »Aber natürlich ist er ein König!«, schrie Ursio. »Er regiert ein gewaltiges Reich. Er besitzt einen Misthaufen und zwei Mansen drum herum!«
    Das war zu viel. Das konnte der schöne, starke Ansoald von Ursio, dem hässlichen Zwerg, diesem Bastard von einem Rheinfranken, nicht hinnehmen. Er bekam einen Krug zu fassen und schleuderte ihn nach Ursio. Traf aber einen der gefährlichsten Eisenfresser in der Gefolgschaft.
    Der bekam den Krug hart an den Kopf und schüttelte sich ein wenig benommen. Dann aber war er mit einem Satz auf dem Tisch und stürzte sich wie ein Habicht herunter auf Ansoald. Die beiden wälzten sich am Boden,

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