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DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Baddo. Er setzte sich Chlodwig gegenüber und suchte nach einem heil gebliebenen Gefäß, in dem sich vielleicht noch Wein befand.
    »Zucht und Ordnung gehen dabei verloren. Sie gewöhnen sich daran und sind zu nichts anderem mehr zu gebrauchen.«
    »Das weiß ich selbst. Aber ich muss sie beschäftigen. Und ernähren muss ich sie auch. Sonst laufen sie mir davon oder schlagen auch mich tot.«
    In einer hölzernen Kanne fand Baddo noch einen Rest und trank ihn. Er beugte sich vor, kniff sein gesundes Auge zusammen und sagte: »Warum unternimmst du nicht etwas Großes mit ihnen?«
    »Was meinst du damit?«
    »Nun … eine große Sache, bei der es um mehr geht als nur ein paar Pferde und Kühe, ein paar Knechte, eine Truhe mit Geld. Sondern um Land, um Städte. Sieg oder Niederlage. Leben oder Tod.«
    »Einen Krieg, willst du sagen? Und gegen wen?«
    »Feinde gibt es genug. Man muss sie nicht suchen.«
    »Wenn der Patricius mich ruft …«
    »Du meinst, nur wenn dich Syagrius …?«
    »Als Föderat des Imperiums bin ich verpflichtet, ihm beizustehen.«
    »Föderat war dein Vater.«
    »Ich bin sein Erbe.«
    Baddo verzog das Gesicht zu einem spöttischen Grinsen. »Du bist mir vielleicht ein Erbe. Bestiehlst das Imperium – oder was man noch dafür hält – von vorn bis hinten. Wenn du wolltest, würde es bald am Ende sein. Und stehlen müsstest du auch nicht mehr. Weil dir alles gehören würde.«
    Baddo sah Chlodwig an. Schwieg gespannt.
    Der Regen prasselte auf die Stufen vor dem offenen Hallenportal.
    Erst nach einer Weile sagte Chlodwig: »Daran habe ich auch schon gedacht. Die Wahrheit zu sagen: Ich denke sehr oft darüber nach. Glaubst du, es macht mir Spaß, nur so ein bisschen herumzuwildern? Auf diesem winzigen Fleckchen Erde zu hocken, in dieser engen, ungemütlichen Festung? Und was bin ich schon für ein König! Wäre ich einer, hätte ich mehr zu tun, da hast du recht. Aber ich kann es nicht riskieren. Noch nicht. Oder vielleicht überhaupt nicht.«
    »Wie viele würdest du denn unter Waffen bekommen?«
    »Wie viele? Dreißig, vierzig Hundertschaften vielleicht. Ja, höchstens viertausend Mann. Das reicht nicht.«
    »Ja, das wäre zu wenig. Aber wenn du deine Vettern gewinnen könntest …«
    »Du meinst, die aus Cambrai?«
    »Die und andere.«
    »Alles nur Pack«, sagte Chlodwig mit einer Geste des Ekels. »Auf die wäre wenig Verlass. Ja, wenn es ums Saufen, Huren und Einsacken geht …«
    »Trotzdem! Wenn ihr gemeinsame Sache macht, seid ihr Syagrius überlegen. Ich weiß Bescheid. Ich kenne ihn und die Verhältnisse dort. Als Feldherr ist er eine Null, und seine Legionen, wie er sie großspurig nennt, sind nur noch zusammengewürfelte Haufen. Schlecht ausgebildet, unlustig, unzuverlässig. Goten, Alamannen, Burgunder. Auch viele Franken.«
    »Ich weiß. Vor allem welche vom Rhein, Sigiberts Leute. Aber es haben sich auch schon viele von hier anwerben lassen, weil er sie besser bezahlen kann.«
    »Nicht mehr lange. Seine Kasse ist nicht mehr sehr gut gefüllt. Manche Stadt, die früher brav gezahlt hat, ist ja verlorengegangen.«
    »Und warum fängt er nicht selbst einen Krieg an?«, fragte Chlodwig lebhaft. »Dazu wäre doch jetzt die beste Gelegenheit! Eurich, der ihm das alles genommen hat, ist seit zwei Jahren tot. Alarich, der neue Westgotenkönig, soll von der sanften Sorte sein. Warum greift ihn Syagrius nicht an? Das wäre doch gut für seine Armee – und sein Reich. Warum holt er sich nicht etwas davon zurück, was ihm die Goten abgenommen haben?«
    Baddo stieß ein trockenes Lachen aus. »Soll einer aus dir schlau werden, Chlodwig. Du hältst auch nichts von Syagrius, aber … gib es nur zu! Du würdest viel lieber mit ihm als gegen ihn Krieg führen.«
    Chlodwig schwieg, knetete seine große, fleischige Nase und zog die Schultern hoch.
    »Wir Merowinger waren immer Föderaten der Römer«, sagte er schließlich. »Soweit die Alten zurückdenken können, fünfzig Jahre und mehr. Unter Aetius standen wir mit ihnen gegen die Hunnen. Mit Aegidius vertrieben wir die Burgunder aus Lyon. Mein Vater Childerich erledigte mit ihnen die Goten bei Orléans. Lange sicherten wir für die Römer die Loire-Linie. Sogar die Piraten aus Sachsen wurden dort von uns vertrieben. Später bei Troyes die Alamannen, die über den Rhein kamen. Manchmal haben wir die Römer ein bisschen geärgert. Es gab Aufstände, aber nicht viele. Jedes Mal haben wir uns schnell wieder vertragen. Es war ja nicht alles

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