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DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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vergebens bemüht, die arianischen Herrscher zum römisch-katholischen Glauben zu bekehren. Bisher keine greifbaren Erfolge, doch weiterhin religiöse Toleranz. Überdies verhielten sich die Burgunder friedlich. Keine Grenzverletzungen, keine Vorstöße in das Gebiet des Patricius.
    »Dafür sind die Blauen sehr tief in mein Gebiet eingedrungen«, klagte Syagrius. »Aber ich werde sie … werde sie … so!« Er entschloss sich nun doch, einen Zug zu machen.
    Die Dame leckte geziert mit der Zungenspitze die Reste der Süßspeise von den Fingern, kehrte ans Spielbrett zurück, überblickte im Stehen kurz die Stellung, nahm den roten Stein, den er geschoben hatte, vom Brett und setzte ohne Zögern einen ihrer blauen ins Zentrum der roten Bastion.
    Der Patricius stieß einen Fluch aus. Sie lächelte beifallheischend und erntete die anerkennenden Blicke der beiden Würdenträger.
    »Die Goten!«, befahl Syagrius grimmig.
    Unter den Westgoten von Toulouse, fuhr der Weißbart fort, habe sich seit der Machtübernahme durch den zweiten Alarich für die römische Kirche ebenfalls eine gewisse Entspannung ergeben. Die scharfen Verfolgungen unter dessen Vater Eurich würden nicht fortgesetzt. In mehreren Diözesen seien die Bischofsstühle neu besetzt worden. Anders dagegen sei die Lage in den Städten, die man zuletzt an die Goten verloren habe. Die Arianer seien dort auf dem Vormarsch.
    »Dann muss man sie eben wieder zurücktreiben!«, polterte der Patricius, wobei nicht ganz klar war, ob er die Arianer oder die blauen Steine meinte.
    Der zweite der beiden Würdenträger, Structus, militärisch gewandet, eisgrau, kurzbeinig, straff, mit den Rangabzeichen eines Legaten, bezog die Bemerkung auf sich und setzte eine beleidigte Miene auf.
    »Davon, Patricius, kann nicht die Rede sein!«, schnarrte er. »Und wenn ich das als Tadel verstehen soll, muss ich ihn von mir weisen. Zurücktreiben? Unsere Truppen reichen gerade noch, um unsere Hauptstadt Soissons und die nahe Umgebung zu schützen. Schon Paris ist mehr oder weniger auf sich allein angewiesen. Wir sind nicht mehr in der Lage, in die Grenzstädte Garnisonen zu legen. Das ist schlichtweg unmöglich und wäre übrigens auch nicht ratsam. Unsere beiden Legionen bestehen hauptsächlich aus Goten und Franken. Je weiter sie sich von hier entfernen, desto unzuverlässiger werden sie. Bei dem letzten Scharmützel mit Eurichs Truppen lief eine ganze Kohorte über.«
    »Es ist nicht nötig, Structus, mich daran zu erinnern!«, knurrte Syagrius.
    »Jemand erzählte mir«, sagte die Dame, die sich am Fenster niederließ und die Beine übereinanderschlug, »dass die verräterische Kohorte dich, den Patricius und Oberfeldherrn, schon gefangen genommen hatte und mitnehmen wollte. So wärst du beinahe dein eigener Verräter geworden.«
    »Das konnte ja zum Glück noch verhindert werden«, bemerkte Structus mit einem selbstgefälligen Lächeln. »Meine Leute haben ihn im letzten Augenblick rausgehauen.«
    »Ich hatte dich ein für alle Mal angewiesen, über diese Vorgänge zu schweigen!«, fuhr der Patricius ihn an.
    Die Griechin lachte auf, lehnte sich auf der Bank zurück und wippte anmutig mit dem Fuß, an dem eine zierliche Sandale steckte.
    »Wahrhaftig – zum Glück! Sonst wären wir wohl damals schon gotisch geworden. Dann hätte ich jetzt ein gestreiftes Wollkleid an, knielang, das ich mit schweren Fibeln zustecken müsste. Dazu trüge ich Schnallenschuhe, lederne Strumpfbänder und einen Gürtel, an dem Schlüssel, Kämme und Messer klapperten. Wie ein Lastesel würde ich daran schleppen!«
    »Keine Sorge, schöne Dame, wir werden nicht gotisch«, sagte Structus, indem er sich reckte. »Durch die Kämpfe der letzten Jahre sind wir zwar sehr geschwächt. Dennoch besteht kein Grund zur Panik. Hier in Soissons sind wir auf jeden Fall in Sicherheit, diese Festung ist uneinnehmbar. Selbst wenn sich mal eine barbarische Horde bis zu uns vorkämpfte, würde sie doch an den Mauern scheitern. Denn vom Belagerungskrieg verstehen die Barbaren, wenn ich so sagen darf, so viel wie von der Zubereitung von Soßen.«
    »Wie wahr!«, stimmte der weißbärtige Leunardus bei. »Denen ist bis jetzt noch jede Soße … will sagen, jede Belagerung misslungen!« Greisenhaft meckernd, belachte er seinen Scherz.
    »Unsere Lage ist also noch nicht ganz hoffnungslos«, sagte die Griechin heiter. »Und wie steht es bei dir, großer Feldherr?«
    »Vielleicht nimmt endlich mal jemand Rücksicht darauf, dass

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