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DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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den Patricius an, als warteten sie auf etwas, als sei noch nicht alles gesagt.
    »Offen gestanden, ich wunderte mich zunächst ein wenig«, fuhr Syagrius fort, wobei er sich von seinem Stuhl erhob, vor die Könige hintrat und sie mit einem gewinnenden Lächeln beschenkte, »dass ihr auf euerm Marsch zum Einsatzgebiet einen so großen Umweg gemacht habt. Nun, wer so kräftig und gut zu Fuß ist wie ihr, kann sich das leisten! Doch ernsthaft gesprochen, ich glaube jetzt, dass ich verstanden habe. Für diese gewaltige Mission wollt ihr ein Wort, das euern Heldenmut stärkt, ein gutes Wort eures obersten Kriegsherrn, seinen persönlichen Befehl …«
    »Dazu sind wir nicht hergekommen!«, tönte es plötzlich irgendwo aus den Reihen der Franken.
    Das Lächeln gefror in dem feisten Gesicht des Patricius.
    »Wie? Nicht wegen des Befehls? Gewiss, ja, natürlich, den habt ihr ja schon, ihr kennt euren Auftrag. Aber ihr wollt euch vielleicht vergewissern, dass die Gefahr tatsächlich so groß ist … wollt mein persönliches Zeugnis …«
    »Wir haben dir Forderungen zu stellen!«
    Diesmal war Chlodwig der Sprecher. Syagrius stand direkt vor ihm und sah zu ihm auf.
    »Was willst du … was hast du …?«
    »Forderungen!«
    »Du hast Forderungen?«
    »Nicht nur ich – wir alle! Ich und die anderen hier. Wir haben auch einen Beschluss gefasst. Den sollst du jetzt hören!«
    Syagrius bewegte die Lippen, wusste aber nichts zu erwidern. Er sah sich nach Leunardus um, der aber nur mit einer hilflosen Geste antworten konnte.
    Auch Structus war inzwischen hereingekommen. Doch auch von ihm kam kein deutbares Zeichen. Er stand nur da und beobachtete den fränkischen Haufen mit strenger, unbewegter Miene.
    Noch immer starr und stumm waren die Gäste. Ihre Gesichter zeigten alle Empfindungen zwischen Schrecken und Hoffnung.
    »Liebe Freunde und Föderaten«, sagte Syagrius schließlich mit mühsam unterdrückter Erregung. »Ich empfange euch hier, obwohl ich damit gegen meine Pflichten als Gastgeber eines Festes verstoße. Meine Gäste, die ihr dort seht, darunter die edelsten Frauen und bedeutendsten Männer, fühlen sich schon von mir vernachlässigt. Deshalb bitte ich euch um Verständnis dafür, dass ich jetzt diese Audienz beenden muss. Ich lade die Könige ein, mit uns zu feiern und unser Fest zu verschönern. Alle anderen wird man draußen im Lager reichlich mit Speisen und Wein versorgen, man wird auch Futter für die Pferde …«
    »Du hast nicht verstanden!«, sagte Chlodwig. »Du musst den Beschluss hören, den wir gefasst haben. Es ist notwendig. Jetzt!«
    Der Wolfsblick traf den Patricius, der ihn nicht aushielt und sich abwandte.
    Als wollte er Zeit gewinnen, ließ er sich umständlich wieder in seinen Armstuhl sinken.
    Unter denen, die ihn umdrängten, war seine Gemahlin Titia. Sie neigte sich zu ihm und raunte: »Lass sie umbringen, wenn du ein Mann bist! Alle! Was für eine Gelegenheit!«
    Auch Scylla stand in seiner Nähe.
    Er hätte sich einen Blick gewünscht, der ihn stärken, der ihm seine Unsicherheit nehmen würde. Aber sie sah nur Chlodwig an. Ihre Augen saugten sich geradezu fest an dem langhaarigen jungen Banditen.
    »Also gut denn, so sei es, ich höre!«, sagte Syagrius gepresst. »Aber es soll derjenige von euch dreien reden, der der Älteste und Würdigste ist! Nicht der Jüngste, der noch wenig geleistet und kaum Erfahrungen hat. Wenn ich mal von Erfahrungen absehe, die er besser nicht gemacht hätte. Sprich, Ragnachar! Was wollt ihr? Los, rede!«
    Der Dicke im Purpurmantel tauschte Blicke mit seinen Vettern und trat dann zögernd einen Schritt vor. Er nahm den Helm ab, klemmte ihn sich unter den Arm, machte eine knappe, ungelenke Verbeugung gegen den Patricius und begann zu reden.
    Im Kontrast zu seinem gewaltigen Körperumfang war seine Stimme hoch und schwach. Er stotterte auch, und da seine Kenntnisse des Lateinischen lückenhaft waren, musste er immer wieder nach Worten suchen. Was er vorbrachte, war im Wesentlichen das Folgende:
    Die Franken hätten sich in Bavai beraten. Der Tribun, der sie führen sollte, sei nicht gekommen, und so hätten sie dazu viel Zeit gehabt. Sie seien ja immer mit den Römern gut Freund gewesen und wollten es auch in Zukunft bleiben. Die Väter und Großväter hätten Land zur Bebauung von den Römern empfangen und dafür Waffenhilfe geleistet, und so wollten es auch die Söhne und Enkel halten.
    Nur hätten diese in letzter Zeit große Sorgen. Immer mehr

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