DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums
stämmige, rotgesichtige Dickwanst in der Mitte war Ragnachar, König der Franken von Cambrai. Unter dem Römerhelm mit prächtigem Federbusch quollen die grauen, gewellten Haare hervor und verteilten sich vorn und hinten auf seinem Purpurmantel. Sein prunkvolles Schwert, dessen Länge im Missverhältnis zu der seiner Beine stand, schrammte beim Gehen über den Boden.
Weniger königlich, dafür umso martialischer erschien Chararich, König der Franken von Tongeren, ein dürrer Kerl mit gelbem Vogelgesicht. Ihm wuchs nur noch wenig Haar im Nacken, das er als Zopf bis fast zu den Knien hängen ließ. Vom Stirnband bis zu den Wadenbinden war alles fränkisch an ihm. Schwer trug er an seinen Waffen – Schwert, Schild, Wurfaxt, Lanze. Nicht weniger schwer an seinem eisernen Kettenhemd, den breiten Armringen und den Fibeln, die den Mantel hielten.
Dem Dritten in der Reihe, Chlodwig, war der König der Franken von Tournai kaum anzusehen. Lässig schlenderte er auf seinen langen Beinen heran, in einem leinenen Kittel, mit schlotternden Hosen, die Franziska als einzige Waffe im Gürtel. Wären da nicht das lange Haar und der goldene Siegelring gewesen, hätte man in ihm nur einen niederrangigen Gefolgsmann der beiden anderen sehen können. Er verhielt auch ein wenig den Schritt, um seinen älteren Vettern den Vortritt zu lassen.
Der Haufen, den die drei hinter sich herzogen, war alles in allem das, was ihre Königreiche an ausgezeichneten Männern aufbieten konnten: rosige Kraftkerle, knorrige Schlagetots, finstere Narbengesichter, schnurr- und vollbärtige Waldschrate.
Die Kostümierung folgte keiner Regel, sie war wie die Bewaffnung halb fränkisch, halb römisch. Mäntel, Tuniken und Hosen waren nach dem langen Marsch verdreckt und beschädigt, was den furchterregenden Eindruck verstärkte.
Unter den Abgesandten von Tournai befanden sich Bobolen, Bobo, Ansoald, Ursio.
Der Eintritt der Franken geschah so unverhofft, dass er den Patricius noch auf dem Tisch überraschte. Man half dem Erschrockenen herab und schob ihm rasch einen Armsessel zu, in dem er sich schwitzend und schnaufend niederließ.
Gleich war Leunardus an seiner Seite. Irgendwie hatte es der Weißbart geschafft, an den Franken vorbei- und ihnen zuvorzukommen. Hastig flüsternd unterrichtete er Syagrius von dem fehlgeschlagenen Versuch, sich seines Auftrags zu entledigen. Die fränkische Abordnung unter den Königen sei ihnen schon am Tor entgegengekommen und habe energisch Einlass begehrt. Unmöglich habe man sie zurückweisen können. Die Franken seien auch nicht bereit gewesen, ihr Anliegen jemand anderem als dem Patricius selbst vorzutragen.
»Ein Anliegen?«, fragte Syagrius unwirsch. »Nun, ich verstehe. Sie wollen ihre Befehle von mir persönlich in Empfang nehmen. Ich will sehen, dass ich sie schnell loswerde. Der Schaden, den sie schon angerichtet haben, ist kaum wiedergutzumachen.«
»Structus wird auf alle Fälle«, sagte Leunardus, die Stimme noch mehr dämpfend, »ein Manipel der ersten Legion in Kampfbereitschaft versetzen.«
»Gut, aber nichts überstürzen! Ich mache das schon. Ich weiß, wie man mit ihnen umgehen muss. Ich kenne meine Barbaren. Kenne sie besser als jeder andere!«
Inzwischen waren die Franken herangekommen. Die Könige hatten sich vor dem Patricius aufgebaut, waren aber offenbar uneinig, wer das Wort ergreifen sollte. Sie neigten sich einander zu und schienen sich gegenseitig zu ermuntern.
Der Patricius kam ihnen zuvor.
»Ich grüße euch, Freunde und Föderaten!«, sagte er volltönend, wobei er sich in seinem Armstuhl zurücklehnte und die Pose eines Herrschers einnahm. »Wie schön, dass ihr mich besucht, ich hatte schon lange das Bedürfnis, euch wiederzusehen. Ja, wahrhaftig, ich freue mich herzlich, dass meine lieben, geschätzten, braven Franken wie immer einsatzfreudig und kampfentschlossen für unsere gemeinsame Sache ins Feld ziehen. Ich danke euch dafür, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid. Ich danke euch für eure Bereitschaft, euch mit aller Kraft und Entschlossenheit den Eindringlingen von der Insel Britannien, unseren gemeinsamen Feinden, entgegenzuwerfen. Das ist wohlgetan, Freunde und Föderaten! Seid versichert, ich bin zufrieden mit euch! Mögt ihr das Unternehmen ohne große Verluste, doch mit hohem Gewinn zu Ende bringen! Der allmächtige Gott der Christen und natürlich auch eure eigenen Götter werden euch dabei zur Seite stehen!«
Die Franken schwiegen und rührten sich nicht. Sie starrten
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