Die Merowinger - Zorn der Götter
eigentlich darüber auf, dass ein Gott Söhne hat? Euer Christengott hat doch auch einen. Und war der mit dieser … dieser Maria verheiratet? Nein. Also hat er es so mit ihr getrieben.«
»Ja, aber nicht wie Frösche und Mäuse! Und auch nicht wie Menschen. Er schickte Maria den Heiligen Geist! So empfing sie, gebar unsern Herrn Jesus Christus und blieb trotzdem Jungfrau. Dieses Wunder beweist doch ganz klar, dass nur er der wahre Gott ist!«
»Der schändliche Kerl ist mir trotzdem lieber.«
»Warum denn?«
»Seine Methode gefällt mir besser«, fand Chlodwig lachend und knetete die kleinen, festen Hinterbacken der eifernden Glaubensstreiterin. »Fühl mal, ich könnte schon wieder!«
»Ach, wie verstockt du bist! Warum begreifst du nicht? Nein, Chlodwig, lass … Jetzt nicht, ich will nicht! Also gut, noch ein einziges Mal, aber dann musst du mir zuhören. Du musst endlich einsehen, dass … oh … oh … oh … oh …«
Kapitel 6
Unter solchen Bekehrungsversuchen wurde die Königin Chlotilde bald schwanger. Ein knappes Jahr nach der Hochzeit brachte sie ihr erstes Kind zur Welt. Es wurde ein Sohn, und sie nannten ihn Ingomer.
Er war nicht sehr kräftig, aber gesund, und Chlodwig trug ihn stolz umher und zeigte ihn seinen Antrustionen. Chlotilde überstand die Niederkunft gut. Sie nährte den Kleinen und brachte ihn täglich seiner Großmutter Basina ans Krankenbett. Das freudige Ereignis bewirkte, dass es noch nicht, wie schon viele befürchtet hatten, ihr Sterbebett wurde.
Das Mutterglück der jungen Königin wurde allerdings von einer wachsenden Sorge getrübt. Das kleine Wesen war ungetauft, und daran sollte sich nichts ändern. Chlotildes erster zaghafter Vorstoß bei Chlodwig wurde schroff abgewiesen. Konnte sie aber ein Kind aufziehen, das nicht das heilige Sakrament der Taufe empfangen hatte?
»Nur keine Angst«, sagte Chlodwig, »den kriegen wir schon groß. Das wird mal ein starker, tapferer Kerl. Gib ihm nur ordentlich zu trinken, noch ist er ein bisschen schwächlich.«
»Und wenn er nun stirbt?«, rief sie. »Soll er als Sünder in die Ewigkeit eingehen und dafür büßen, dass seine Eltern versäumten, ihn von dieser schrecklichen Last zu befreien?«
»Was ist das für Geschwätz, Frau! Was kann er schon sündigen, außer in die Windeln zu scheißen.«
»Jeder Mensch, auch der gerade erst geborene, trägt die Erbsünde der ganzen Menschheit in sich. Die Taufe wäscht ihn davon rein, und er ist dann nur noch für seine eigenen Sünden verantwortlich, die er aber abbüßen kann.«
»Ach, was habt ihr euch da nur ausgedacht, ihr Verrückten! Sei unbesorgt, er wird immer das Richtige tun. Dafür hat er ja mich, seinen Vater. Sobald er volljährig ist, wird er mir in der Wodanshalle den Gefolgschaftseid leisten. Und nach meinem Tode wird er regieren. Was er dabei zu tun hat, werde ich ihm schon beibringen.«
»Ich will aber, dass mein Sohn Christ wird! Soll ihm die himmlische Seligkeit versagt sein?«
»Auch in diesem Punkt kann ich dich beruhigen, Liebste. Er wird es in der Ewigkeit gut haben. Nur muss er vermeiden, den Strohtod zu sterben. Wenn er im Kampf stirbt, lässt Wodan ihn durch seine Walküren nach Walhall holen. Das ist ein Palast mit fünfhundertvierzig Toren! Dort wird er Einherier und vollbringt täglich in einer Schlacht die gewaltigsten Taten. Und abends kehrt er unverletzt zurück und setzt sich zum Trinkgelage. Da bedienen ihn die Walküren, und wenn er Lust hat, mit einer von ihnen …«
»Ach, ich will davon nichts mehr hören!«, rief Chlotilde verzweifelt. »Lass mich in Ruhe mit diesen heidnischen Hirngespinsten! Wenn du selbst alle Warnungen in den Wind schlägst und die ewige Verdammnis wählst, so weißt du wenigstens, was du tust, und man kann dir nicht helfen. Soll aber mein armer kleiner Sohn, der selber nichts dagegen machen kann, schon jetzt der Hölle verfallen sein?«
Täglich beriet sie mit Remigius. Was konnte getan werden, um den harten Sinn des Königs zu brechen?
Der Bischof fand, dass es wenig Sinn hatte, Chlodwig mit Argumenten aus der christlichen Glaubenslehre zu kommen, die ihn als Ungläubigen nicht überzeugen würden. Vielleicht konnte man ihn aber eher packen, wenn man politisch argumentierte. Chlotilde bat ihn, es selbst zu versuchen, da sie auf diesem Gebiet nicht ausreichend bewandert sei. Sie nahm ihn mit nach Berny, wo sich Chlodwig nach wie vor meistens aufhielt. Hier wusste sie es einzurichten, dass eine Unterredung unter
Weitere Kostenlose Bücher