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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Todsicher nicht.
    Doch als er auf dem Gang an der hübschen australischen Schwester vorbeikam, spürte er wieder, wie sein Glied sich regte, wie es warm und hart wurde.

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    Die Untersuchung eine Woche später ergab, das Simon die Krankheit immer noch hatte.
    Benham zuckte die Schultern.
    »Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass sie so hartnäckig ist. Sie sagen, Sie haben keine Beschwerden mehr?«
    »Nein. Überhaupt keine. Und ich habe auch keinen Ausfluss mehr festgestellt.«
    Benham war müde und ein dumpfer Schmerz pochte hinter seinem linken Auge. Er sah auf das Testergebnis in der Akte vor sich hinab. »Aber Sie haben es immer noch, fürchte ich.«
    Simon Powers rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er hatte riesengroße, wasserblaue Augen und ein bleiches, unglückliches Gesicht. »Was ist mit dieser anderen Sache, Doktor?«
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Welche andere Sache?«
    »Das hab ich Ihnen doch erzählt. Letzte Woche. Ich hab’s Ihnen erzählt. Dieses Gefühl, dass mein Penis, na ja, mein Penis irgendwie nicht mehr meiner ist.«
    Ach so , dachte Benham. Der Patient ist das. Er konnte sich in dieser Prozession aus Namen, Gesichtern und Penissen unmöglich jeden Einzelnen merken mit all der Verlegenheit, der Aufschneiderei, den schwitzigen Gerüchen und den traurigen kleinen Krankheiten.
    »Hm. Wie steht es damit?«
    »Es breitet sich aus, Doktor. Die ganze untere Hälfte meines Körpers fühlt sich jetzt an, als gehöre sie jemand anderem. Meine Beine und so weiter. Ich kann sie zwar fühlen und sie gehen, wohin ich will, aber manchmal hab ich das Gefühl, wenn sie woanders hingehen wollten – wenn sie einfach so in die Welt rausmarschieren wollten –, dann könnten sie das und dann würden sie mich einfach mitnehmen.
    Ich könnte nichts tun, um sie aufzuhalten.«
    Benham schüttelte den Kopf. Er hatte nicht richtig zugehört. »Wir versuchen es mit einem anderen Antibiotikum. Wenn das alte es nicht geschafft hat, Ihnen diese Krankheit auszutreiben, dann das neue aber ganz sicher. Vermutlich wird es auch diese anderen Symptome beseitigen – wahrscheinlich sind sie nur eine Nebenwirkung des Antibiotikums.«
    Der junge Mann starrte ihn einfach nur an.
    Benham hatte das Gefühl, er müsse noch etwas sagen. »Vielleicht sollten Sie versuchen, mehr vor die Tür zu kommen«, regte er an.
    Der junge Mann erhob sich.
    »Nächste Woche, selbe Zeit. Kein Sex, kein Schnaps, keine Milch nach den Tabletten«, leierte der Doktor herunter.
    Der junge Mann ging hinaus. Benham beobachtete ihn eingehend, aber er konnte nichts Auffälliges an seinem Gang feststellen.

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    Samstagabend waren Dr. Jeremy Benham und seine Frau Celia bei einem Kollegen zu einer Dinnerparty eingeladen. Benham saß neben einem fremdem Psychiater.
    Über die Hors d’oeuvres kamen sie ins Gespräch.
    »Das Schlimme daran, wenn man den Leuten erzählt, man sei Psychiater, ist, dass sie den Rest des Abends versuchen, sich normal zu verhalten«, vertraute der Psychiater ihm mit einem leisen, dreckigen Lachen an. Er war Amerikaner, riesig, hatte einen Kopf wie eine Gewehrkugel und sah alles in allem so aus, als gehöre er zur Handelsmarine.
    Benham lachte ebenfalls und da er neben dem Psychiater saß, versuchte er den Rest des Abends, sich normal zu verhalten.
    Er trank zu viel Wein beim Essen.
    Nach dem Kaffee, als ihm nichts anderes zu sagen mehr einfiel, erzählte er dem Psychiater (der Marshall hieß, obwohl er Benham gesagt hatte, er solle ihn Mike nennen), was ihm von Simon Powers Wahnvorstellung noch im Gedächtnis war.
    Mike lachte. »Klingt ja ulkig. Vielleicht ein klein bisschen gruselig. Aber kein Grund zur Sorge. Vermutlich nur eine Halluzination, ausgelöst durch die Antibiotika. Klingt fast wie das Capgras-Syndrom. Haben Sie hier drüben schon davon gehört?«
    Benham nickte, besann sich dann und sagte: »Nein.« Er schenkte sich noch ein Glas Wein ein, ignorierte den verkniffenen Mund seiner Frau und ihr fast unmerkliches Kopfschütteln.
    Mike sagte: »Tja, also dieses Capgras-Syndrom ist eine völlig verrückte Wahnvorstellung. Langer Artikel darüber im Journal of American Psychiatry vor etwa fünf Jahren. Eine Person glaubt, dass die wichtigen Menschen in ihrem Leben – Familienmitglieder, Kollegen, Eltern, Geliebte, wer auch immer – ausgetauscht worden sind und zwar – das müssen Sie sich vorstellen – gegen ein perfektes Double.
    Das betrifft nicht alle, die sie kennen. Nur ausgesuchte

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