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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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zu schaffen und Regeln aufzustellen, wenn wir nicht selbst die Erfahrung machten. Er fing immer wieder davon an.‹
    ›Hat dich das nicht beunruhigt?‹
    Saraquael wandte sich um und sah mich zum ersten Mal an. ›Nein. Das ist unser Zweck. Zu diskutieren, zu improvisieren, die Schöpfung und die Geschöpfe zu entwickeln. Wir machen all das gründlich, damit, wenn alles Beginnt, es wie am Schnürchen läuft. Derzeit bearbeiten wir den Tod . Also ist es selbstverständlich, dass wir uns damit befassen. Mit dem physischen Aspekt, dem emotionalen Aspekt, dem philosophischen Aspekt … Und mit den Mustern . Carasel hat immer geglaubt, dass das, was wir hier in der Halle des Seins tun, bestimmte Muster schafft. Dass es Strukturen und Formen gibt, die bestimmten Wesen oder Ereignissen angemessen sind, die, einmal begonnen, fortgesetzt werden müssen, bis sie zum Ende kommen. Für uns vielleicht ebenso wie für sie. Es wäre denkbar, dass er das Gefühl hatte, auch dies sei eins seiner Muster.‹
    ›Kanntest du Carasel gut?‹
    ›So gut man sich eben kennt, wenn man zusammen arbeitet. Wir waren hier meistens Seite an Seite. Manchmal zog ich mich in meine Zelle am andere Ende der Stadt zurück, manchmal tat er das Gleiche.‹
    ›Wie denkst du über Phanuel?‹
    Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. ›Er ist sehr beflissen. Aber er tut im Grund nicht viel. Er delegiert alle Aufgaben und streicht die Lorbeeren für sich ein.‹ Er senkte die Stimme, obwohl sich niemand außer uns auf der Galerie befand. ›Wenn man ihn reden hört, könnte man meinen, Liebe sei sein Werk gewesen. Aber eins muss man ihm lassen: Er sorgt dafür, dass die Arbeit erledigt wird. Zephkiel ist der eigentliche Denker der beiden Chefgestalter, aber er kommt nie hierher. Er bleibt in seiner Zelle in der Stadt und brütet, findet die Lösungen für Probleme aus der Ferne. Wenn du mit Zephkiel sprechen musst, geh zu Phanuel, Phanuel wird deine Frage dann an Zephkiel weiterleiten …‹
    ›Was ist mit Luzifer?‹, unterbrach ich ihn. ›Erzähl mir, was du über ihn weißt.‹
    ›Luzifer? Der Befehlshaber der Heerscharen? Er arbeitet nicht hier … Er hat die Halle allerdings zweimal besucht, um die Schöpfung zu inspizieren. Es wird gemunkelt, er untersteht Dem Namen unmittelbar. Ich hab noch nie mit ihm gesprochen.‹
    ›Kannte er Carasel?‹
    ›Das bezweifle ich. Wie gesagt, er war nur zweimal hier. Ich habe ihn aber hin und wieder da draußen gesehen.‹ Er wies mit der Flügelspitze auf die Welt vor dem Fenster. ›Im Flug.‹
    ›Wohin?‹
    Saraquael schien etwas sagen zu wollen, änderte dann aber seine Meinung. ›Ich weiß es nicht.‹
    Ich sah aus dem Fenster auf die Finsternis jenseits der Silbernen Stadt.
    ›Ich werde später vielleicht noch einige Fragen an dich haben‹, sagte ich Saraquael.
    ›Natürlich.‹
    Ich wandte mich ab.
    ›Weißt du, ob man mir einen neuen Partner zuteilen wird?‹, fragte er. ›Für Tod .‹
    ›Nein, tut mir Leid, das weiß ich nicht.‹
    Im Zentrum der Silbernen Stadt war ein Park – ein Ort der Erholung und der Ruhe. Ich fand den Engel Luzifer dort am Ufer eines Flusses. Er stand einfach nur da und sah aufs Wasser.
    ›Luzifer?‹
    Er neigte den Kopf. ›Raguel. Irgendwelche Fortschritte?‹
    ›Ich weiß es nicht. Vielleicht. Ich müsste dir ein paar Fragen stellen. Macht es dir etwas aus?‹
    ›Keineswegs.‹
    ›Wie kam es, dass du den Leichnam entdecktest?‹
    ›Das habe ich eigentlich nicht. Ich sah Phanuel auf der Straße stehen. Er wirkte verstört. Ich habe ihn gefragt, ob etwas nicht in Ordnung sei, und da zeigte er mir den toten Engel. Daraufhin habe ich dich geholt.‹
    ›Verstehe.‹
    Er beugte sich vor und steckte die Hand ins kalte Wasser des Flusses. Es plätscherte und sprudelte um das Hindernis. ›Ist das alles?‹, fragte Luzifer.
    ›Nicht ganz. Was hattest du in dem Teil der Stadt zu suchen?‹
    ›Ich wüsste nicht, was dich das angeht.‹
    ›Es geht mich etwas an, Luzifer. Was hast du dort gemacht?‹
    ›Ich bin … gewandelt. Manchmal tue ich das. Ich wandele umher und denke nach. Und versuche zu begreifen.‹ Er zuckte mit den Schultern.
    ›Du wandelst am Rand der Stadt?‹
    Ein kurzes Zögern. Dann: ›Ja.‹
    ›Das war alles, was ich wissen wollte. Fürs Erste.‹
    ›Mit wem sonst hast du gesprochen?‹
    ›Mit Carasels Boss und mit seinem Partner. Sie glauben beide, dass er sich selbst getötet hat.‹
    ›Und wen wirst du noch befragen?‹
    Ich

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