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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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vom Studio. Wir wollen mit Ihnen zu Mittag essen und reden.«
    Brummelbrummel.
    »Wir schicken Ihnen einen Wagen«, sagte er. »Die Fahrt zum Restaurant dauert etwa eine halbe Stunde.«

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    Das Restaurant war luftig und großzügig und grün und sie warteten schon auf mich.
    Inzwischen wäre ich überrascht gewesen, irgendwen wiederzuerkennen. John Ray, erfuhr ich während der Hors d’oeuvres, hatte sich wegen »Differenzen über die Einzelheiten seines Vertrages« vom Studio getrennt und Donna war »selbstverständlich« mit ihm gegangen.
    Beide Männer hatten Bärte, einer hatte ziemlich unreine Haut. Die Frau war dünn und wirkte sympathisch.
    Sie fragten mich, wo ich wohnte, und als ich es ihnen sagte, vertraute einer der Bärte uns an (nachdem er uns das Versprechen, absolutes Stillschweigen zu wahren, abgenommen hatte), dass ein Politiker namens Gary Hart und einer der Eagles mit Belushi eine kleine Drogenparty gefeiert hatten, ehe er starb.
    Danach versicherten sie mir, wie sehr sie sich auf die Story freuten.
    Ich stellte meine Frage. »Reden Sie von Menschensöhne oder von When We Were Badd ? Mit Letzterem habe ich nämlich ein Problem.«
    Sie wirkten verdutzt.
    Es gehe um I Knew the Bride When She Used to Rock and Roll , klärten sie mich auf. Denn das habe ein anspruchsvolles Konzept und gebe ihnen ein richtig gutes Gefühl. Außerdem sei es in hohem Maß »aktuell« und das sei besonders wichtig in einer Stadt, wo alles, was vor einer Stunde passiert ist, schon Steinzeitgeschichte sei.
    Sie eröffneten mir, dass sie es gut fänden, wenn unser Held die junge Dame aus ihrer unglücklichen Ehe erretten könnte, sodass sie »glücklich bis ans Ende ihrer Tage« werden konnten.
    Ich wies sie darauf hin, dass sie die Filmrechte von Nick Lowe kaufen müssten, der den Song geschrieben habe, und nein, ich wisse nicht, wer sein Agent war.
    Sie grinsten und versicherten mir, dass das kein Problem darstellte.
    Sie schlugen vor, ich solle mir das Projekt durch den Kopf gehen lassen, ehe ich mit dem Treatment anfing und jeder nannte ein Paar junger Stars, deren Namen ich im Hinterkopf behalten sollte, wenn ich dann die Story konzipierte.
    Und ich schüttelte einem jeden die Hand und versprach, dass ich das ganz sicher tun würde.
    Ich erwähnte, dass ich das Gefühl habe, zu Hause in England am besten arbeiten zu können.
    Das sei völlig in Ordnung, meinten sie.

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    Ein paar Tage zuvor hatte ich Pious Dundas gefragt, ob irgendwer mit Belushi in dessen Chalet gewesen sei in der Nacht, als er starb.
    Wenn irgendwer es wusste, dachte ich mir, dann er.
    »Er ist allein gestorben«, sagte Pious Dundas, alt wie Methusalem, und sah mir unverwandt in die Augen. »Es ist vollkommen egal, ob jemand bei ihm war oder nicht. Er ist allein gestorben.«

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    Es war ein seltsames Gefühl, das Hotel zu verlassen.
    Ich ging zur Rezeption.
    »Ich werde heute Nachmittag abreisen.«
    »Wie Sie wünschen, Sir.«
    »Könnten Sie vielleicht … ähm, der Gärtner. Mister Dundas. Ein älterer Mann. Ich weiß nicht. Ich habe ihn seit ein paar Tagen nicht gesehen. Ich würde mich gern von ihm verabschieden.«
    »Von einem der Gärtner?«
    »Ja.«
    Sie starrte mich verblüfft an. Sie war sehr schön und ihr Lippenstift war brombeerfarben. Ich fragte mich, ob sie wohl darauf wartete, entdeckt zu werden.
    Sie griff zum Telefon und sprach leise hinein. Dann: »Es tut mir Leid, Sir, Mister Dundas ist in den letzten Tagen nicht zur Arbeit gekommen.«
    »Könnten Sie mir seine Telefonnummer geben?«
    »Bedaure, aber das ist nicht zulässig.« Sie sah mir dabei in die Augen, wollte mir klarmachen, dass sie es wirklich bedauerte …
    »Was macht Ihr Drehbuch?«, fragte ich.
    »Woher wissen Sie davon?«
    »Na ja …«
    »Es liegt auf Joel Silvers Schreibtisch«, sagte sie. »Mein Freund und Co-Autor Arnie, er ist Kurier, hat es in Joel Silvers Büro abgegeben, so als käme es von einer richtigen Agentur oder so.«
    »Viel Glück«, sagte ich.
    »Danke.« Die Brombeerlippen lächelten.

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    Die Auskunft hatte zwei Dundas, P., was ich nicht für möglich gehalten hätte, und ich dachte, dass es allerhand über Amerika aussagte oder zumindest über Los Angeles.
    Die erste Nummer erwies sich als die einer gewissen Ms. Persephone Dundas.
    Als ich die zweite Nummer anrief und fragte, ob ich Pious Dundas sprechen könne, fragte eine Männerstimme: »Wer spricht da?«
    Ich nannte ihm meinen Namen, erklärte, dass ich im Hotel wohnte und etwas habe,

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