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Die Messermacher (German Edition)

Die Messermacher (German Edition)

Titel: Die Messermacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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Lieferanten, vom Gemeinderat und vom 1. Vorsitzenden des Turnvereins vorüber waren, wurde die Verstorbene nochmals mit Flötenmusik ins Grab hinuntergelassen. Danach begann der schwierigste Teil für die Familie Angerer, denn nun kamen alle ans Grab um zu kondolieren.  
    Joska Kiss, der etwas abseits das Geschehen aufmerksam beobachtete, wäre der jungen Nora so gerne in diesen schweren Minuten beigestanden. Er konnte sich kaum zurückhalten, als sie laut aufschluchzte und sich eng an ihre Mutter drückte. Diese Delfina sah wirklich toll aus mit ihren langen schwarzen Haaren. Erst beim Anblick von Mutter und Tochter fiel Joska auf, dass Nora viel mehr Ähnlichkeit mit ihrer Großmutter hatte. Vor allem die roten Haare und die helle Haut mit den Sommersprossen hatte sie eindeutig nicht von ihrer Mutter.  
    Doch schnell gemahnte er sich wieder zur Ordnung und scannte nacheinander die anwesenden Trauergäste. Welche Mienen trugen sie zur Schau, wer stand bei wem und wer unterhielt sich mit wem? Leider kannte er nur wenige Ottenbacher und er konnte nicht erkennen, wer Familie oder wer Geschäftspartner war. Dennoch versuchte er sich die Leute genau einzuprägen und vor allem nun, da die Trauerfeier ihrem Ende zuging, wollte er die Familienmitglieder der Angerers genau beobachten. Mit wem würden sie reden? Wem würden sie vielleicht sogar aus dem Weg gehen?  
    Joska wurde ganz aufgeregt und der Schweiß brach ihm aus. Warum war er nur ganz alleine hier hergekommen? Jetzt hätte er zwei weitere wachsame Augen gut gebrauchen können. Doch dann gemahnte er sich wieder zur Ruhe – der Fall war ja eigentlich abgeschlossen, er war nur zu seiner eigenen Beruhigung hier. Also entspannen und ein bisschen rumspionieren und dann ab nach Hause und endlich Feierabend!  
    Doch dann erregte doch etwas seine Aufmerksamkeit – Reno war auf einen Mann mittleren Alters, der seine Haare zu einem langen Zopf zusammengebunden hatte, zugegangen, als nur noch wenige Menschen auf dem Friedhofsgelände waren und seine Familie bereits zu den Wagen ging. Bevor Reno den Mann jedoch ansprechen konnte, tauchte plötzlich seine Tochter Marianne hinter ihm auf und zog ihn forsch mit sich. Ihr Gesichtsausdruck war fast schon panisch und auch der des Mannes war sehr seltsam. Er schaute Reno so entsetzt an, als wäre dieser ein furchterregendes Gespenst!  
    Was das nur zu bedeuten hatte?  
    Das fragte sich auch Nora, die die ganze Szene ebenfalls beobachtete. Etwas abseits hatte sie sich mit ihrem Bekannten unterhalten, der vor kurzem erst seinen Vater verloren und gerade an dessen Grab gestanden hatte. Sie kam aber nicht dazu, genauer darüber nachzudenken, denn sie erkannte plötzlich den jungen Polizisten und augenblicklich tobten zwei gegensätzliche Gefühle in ihrem Innern: einerseits freute sie sich über seinen Anblick, andererseits war sie auch wütend, denn sie hatte geglaubt, dass ihr Fall nun endlich einen polizeilichen Abschluss gefunden hätte und sie nun in Ruhe gelassen würden. Hoffentlich hatte dieser neugierige Kiss die Szene zwischen ihrem Großvater, Marianne und diesem komischen Typen nicht gesehen! Nicht dass der jetzt auf die Idee kam, wieder rumzuschnüffeln. Ohne darüber nachzudenken, lief sie auf den jungen Polizisten zu und rief überfreundlich: 
    „Schön Sie zu sehen, Herr Kiss! Ich dachte nicht, dass Sie es sich antun, auf eine Beerdigung zu gehen, wo der Fall für Sie schon abgeschlossen ist. Oder lieben Sie etwa Beerdigungen?“ 
    „Nein, natürlich nicht. Berufsbedingt bin ich aber immer wieder auf welchen, denn Sie wissen sicher, dass das für die Ermittlungen von Vorteil sein kann“, antwortete er und nahm sich vor, ihr nichts von seiner Entdeckung zu erzählen. Doch Nora kam ihm zuvor: 
    „Der Mann da, von dem meine Tante meinen Großvater weggezogen hat, ist ein Kunde, der uns noch jede Menge Geld schuldet. Marianne hatte wohl Angst, er könne die Situation irgendwie ausnützen und meinen Opa fragen, ob er die Schulden erlassen kriegt oder so was ähnliches. Also kein Grund, hier noch weiter rumzuschnüffeln.“ Den letzten Satz hatte sie eigentlich nicht sagen wollen, aber er war ihr irgendwie so rausgerutscht. Mist! Hoffentlich fühlte dieser junge Heißsporn sich jetzt nicht erst recht genötigt, da weiter nachzuforschen. Doch zu ihrer großen Erleichterung meinte Herr Kiss nur: 
    „Ach so – Sie kennen den Mann. Dann ist es ja gut. Nun gehen Sie nur! Ich will Sie nicht aufhalten – Ihre Familie

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