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Die Messermacher (German Edition)

Die Messermacher (German Edition)

Titel: Die Messermacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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deiner Familie von uns erzählen! Lass dir nicht zu lange Zeit - du weißt: Ich hasse Warten!!! 
     
    Oh mein Gott! Das durfte nicht passieren! Niemals durfte seine Familie erfahren, dass er schwul war und einen Geliebten hatte! Niemals! Er musste das irgendwie verhindern, aber wie? Er musste noch ein letztes Mal zu Rüdiger und die Sache klären und dann hoffen, dass er ein für alle Mal Ruhe gab! Aber jetzt noch zu fahren, wäre in seinem übermüdeten und aufgewühlten Zustand Selbstmord gewesen. Sein roter Wagen war zwar noch hier, aber er musste erst noch ein paar Stunden schlafen. Wenn er denn schlafen konnte; eine Schlaftablette zu nehmen, traute er sich nicht und so beschloss der alte Mann, der inzwischen wirklich so alt aussah, wie er sich fühlte, dass er ein paar Stunden ruhen wollte, um dann im Morgengrauen zu Rüdiger zu fahren.  
     
    Um fünf Uhr klingelte dann auch der Wecker und riss Reno aus einem unruhigen Schlaf. Er hatte lange nicht einschlafen können, doch irgendwann hatte ihn der Schlaf dann wohl doch übermannt. Zunächst etwas orientierungslos, warum dieser blöde Wecker ihn zu so unchristlicher Zeit in der Morgendämmerung aus dem Schlaf riss, musste sich der alte Mann erst schütteln und sich selbst kräftig auf die Wangen klopfen, bevor er wusste, warum er so früh aufstehen wollte. Als es ihm dann wieder einfiel, ließ er sich zunächst wieder kraftlos aufs Bett sinken. Sollte er wirklich einfach so wegfahren und seine arme Familie schon wieder in Angst und Sorge versetzen? Natürlich lag ihm nichts ferner, aber wenn er nicht fuhr, konnte das noch viel schlimmer für alle enden. Also raffte er sich doch auf, machte sich schnell frisch, packte ein paar Sachen zusammen und suchte dann auf Mariannes Arbeitsplatz etwas zum Schreiben. Dabei fiel sein Blick auf einen kleinen Zettel, auf dem stand: 
     
    Vergiss das restliche Geld nicht! Mike  
     
    Wer war Mike? War das ein neuer Lieferant, der noch bezahlt werden musste? Oder war das irgendwas Privates von Marianne? Nun ja, das sollte mal zunächst nicht seine Sorge sein, er hatte ganz andere und so vergaß er diese Nachricht augenblicklich wieder und ging, nachdem er sich eine Kanne Kaffee gekocht und Brote geschmiert hatte, langsam den Weg entlang durch den morgendlich feuchten Garten, gerade so, als würde sein Haus ihn mit einem Gummiband zurückhalten. Fast mühsam schleppte er sich zu seinem Auto und ließ sich kraftlos in den Sitz fallen. Es tat ihm beinahe körperlich weh, jetzt wegzufahren und dann fiel ihm ein, dass er seiner Familie - vor allem Nora - noch gar keine Nachricht hinterlassen hatte. Da er wusste, dass sie ihn auf der privaten Nummer anrufen würden, wenn er nicht zum Mittagessen kam, ging er nochmals ins Haus zurück. Dabei konnte er das alte Haus förmlich aufseufzen hören, als er wieder im Wohnzimmer stand und eine Nachricht auf seinen privaten Anrufbeantworter sprach. Nun war er beruhigt, ging etwas leichteren Schrittes zurück zu seinem Wagen und fuhr los. Zu so früher Stunde war noch kaum jemand unterwegs, nur eine ihm bekannte Krankenschwester kam wohl gerade von ihrer Nachtschicht zurück und winkte ihm beim Vorbeifahren freundlich zu. Er fuhr Richtung Rechberg, nicht bedenkend, dass er seiner Familie die Nachricht hinterlassen hatte, er würde zum Chiemsee auf ihre kleine Segelyacht fahren und wolle am Sonntagabend wieder zurück sein. Dafür hätte er aber in Richtung Salach fahren müssen, alles andere hätte wenig Sinn gemacht. Während der Fahrt zermarterte sich Reno immer wieder den Kopf, wie er Rüdiger klar machen konnte, dass es aus war zwischen ihnen, ohne ihn damit so zu verärgern, dass er trotzdem seiner Familie etwas von seinen Neigungen preisgeben würde. Die andere Sache war immer noch dieses Ereignis in seiner Stammkneipe, das ihm keine Ruhe ließ.  

18 
     
    Ich war glücklicherweise ohne weitere Zwischenfälle nach Hause gekommen, hatte aber seither keine Ruhe gefunden. Die Nacht verbrachte ich grübelnd, heulend und umherwandernd und kam trotzdem zu keinem Ergebnis. Wie lange musste ich auf Reno warten? Würde er überhaupt kommen und wenn nicht, was würde ich dann tun? 
    Irgendwie war ich aufgeregt wie ein kleines Kind, das auf seine Freunde zum Spielen wartet. Was sollte ich jetzt die ganze Zeit über tun? Konnte ich überhaupt aus dem Haus gehen? Was, wenn er gerade dann kommen würde?  
    Aber so schnell war er ganz bestimmt nicht. Es war jetzt kurz vor 22 Uhr, wahrscheinlich

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