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Die Messermacher (German Edition)

Die Messermacher (German Edition)

Titel: Die Messermacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Mehnert
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war er jetzt gerade erst von der Trauerfeier nach Hause gekommen. Ganz sicher würde er sich jetzt nicht mehr ins Auto setzen, vielleicht gleich morgen früh. Mist – warum hatte ich nicht vorhin auf dem Weg hierher schon für die nächsten Tage eingekauft? Einige Supermärkte hatten doch bis 22 Uhr geöffnet. Unruhig lief ich durchs Haus und schaute meine Vorräte durch. Wenn Reno in den nächsten zwei Tagen kommen würde, könnte mir mein Proviant noch reichen. Brot backte ich ja immer selber und Mehl und sonstige Zutaten waren noch reichlich da. Würde ich mich halt zur Not nur von Brot ernähren, bis er endlich da war. Vielleicht hatte ihn mein netter kleiner Zettel ja auch aufgerüttelt und er war schon auf dem Weg hierher? Wer konnte das wissen? Ich würde mich auf jeden Fall nicht aus dem Haus bewegen und hier geduldig auf ihn warten. Schlafen konnte ich sowieso nicht, da konnte ich auch an meinem neuen Messer arbeiten. Es war keine Kundenbestellung, sondern eine neue Kreation von mir und ich war bis auf ein paar Kleinigkeiten fast fertig. Ich war schon sehr gespannt, was Reno dazu sagen würde, ich hatte ja auch seine Tipps und Ideen mit eingebaut. Schon komisch, dass ich nun als Handwerksmeister immer noch so großen Wert auf sein Urteil legte. Ich musste es einfach schaffen, dass er zu mir zurück fand – ich musste! Wie sollte ich ohne ihn weiterleben? Ohne seinen Rat und seine Liebe war ich völlig aufgeschmissen – ich brauchte ihn wie die Luft zum Atmen. Wenn ich nur daran dachte, dass er gar nicht kommen könnte, konnte ich kaum mehr atmen und mir wurde richtig schlecht. Ich versuchte mich mit der Arbeit und dem Feinschliff an meinem neuen Messer abzulenken und endlich vergaß ich darüber die Zeit. Es wurde draußen bereits wieder hell, als ich um fünf auf die Uhr schaute. Noch drei Stunden, dann machte der erste Supermarkt auf – vielleicht sollte ich doch noch ein paar Vorräte kaufen und ihn mit einem tollen Essen überraschen? Er liebte doch Sushi … aber das bekam ich nicht überall und selber machen … das hatte ich noch nie probiert. Wir waren, wenn wir gemeinsam auf Messen unterwegs waren und seine Kinder nicht dabei waren, immer japanisch Essen gegangen. Also doch lieber hier bleiben und dann gemeinsam einkaufen gehen? Das hatte doch auch was – wie in alten Zeiten, wenn wir zuerst gemeinsam nach tollen Rezepten gesucht, dann einkaufen gegangen waren und danach gemeinsam gekocht hatten. Das war immer so, als wären wir schon ein lange verheiratetes Paar, ein eingespieltes Team. Alles war dann immer so harmonisch und romantisch gewesen, einfach nur schön. Warum konnte das nicht immer so sein? Warum durften wir nicht gemeinsam glücklich sein? Warum konnten wir nicht zusammenleben wie andere Paare auch? Es musste doch einen Weg geben, jetzt, wo seine Frau endlich tot und er frei war! Seine Familie musste das doch einsehen und ihm sein Glück gönnen! Sie liebten ihn doch … aber wahrscheinlich nicht so sehr, dass sie diesen Skandal auf sich nehmen würden.  
    Oder vielleicht doch?  
    Ich durfte die Hoffnung einfach nicht aufgeben. Vielleicht war er schon auf dem Weg zu mir um mir zu sagen, dass er nun für immer bei mir bleiben konnte. Dass er die Firma seinen Kindern überschrieben hätte und er nun für immer bei mir bleiben würde? Es wäre doch möglich, oder? Doch dann fiel mir ein, dass dieser Reno, der noch lebte, eventuell ein Betrüger war und ich erst einmal herausfinden musste, wer der echte Reno war. Was sollte ich machen, wenn ich mir nicht sicher war? Mein Gott – das war alles so kompliziert und ich bekam vom Nachdenken schon Kopfschmerzen. Wie viel Zeit würde ich dazu noch haben, bevor einer dieser Renos hier auftauchte und ich mich entscheiden musste, was ich sagen und was ich tun sollte? 
    Nicht darüber nachdenken, Rüdiger – ermahnte ich mich und entschloss mich dann doch, nichts einzukaufen, damit ich auf jeden Fall seine Ankunft hier auf meinem Grundstück mitbekam. Jede Geste und jede Bewegung zählte: Wie stieg er aus dem Auto aus, wie holte er seinen Koffer raus und wie sah sein Gang, seine Körperhaltung aus? Alles konnte von Bedeutung sein und ich wollte nichts verpassen. Also setzte ich mich, als ich wirklich keinen Handgriff mehr fand, den ich an meinem neuen Messer noch tun konnte, in meine Hollywood-Schaukel auf der Veranda und ließ die Toreinfahrt nicht aus den Augen. Ich aß und trank nichts, damit ich nicht aufs Klo musste. Das schnurlose

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