Die Messermacher (German Edition)
hinführen, wenn sie sich jetzt diesem Beamten öffnete?
Beinahe war sie versucht, ihm zuzustimmen und Joska, der das sah, freute sich schon, dass es ihm gelungen war, ihr Vertrauen zu gewinnen, doch dann sagte sie:
„Ich weiß nicht, was du meinst und es ist jetzt besser, wenn du gehst.“ Der jungen Frau war bei ihren Worten äußerst unwohl. Sie konnte nicht gut lügen, doch jetzt, in diesem Falle schien es ihr einfach das Beste zu sein, wenn sie dem jungen Polizisten mit Vorsicht gegenübertrat. Sie musste erst warten, bis ihr Großvater zurück war und als erstes mit ihm über diese Situation sprechen. Vielleicht gab es eine ganz plausible und unspektakuläre Antwort und sie machte sich unnötig Sorgen. Sie hätte, wenn sie jetzt schon mit Herrn Kiss darüber redete, womöglich etwas angestoßen, was sie nicht wollte.
Joska war wie vor den Kopf gestoßen. Er war sich so sicher gewesen, dass er ihr Vertrauen gewonnen hatte, doch nun musste er sich geschlagen geben und das Haus verlassen. Eine andere Möglichkeit sah er zunächst nicht, denn er hatte tatsächlich keine Berechtigung, hier zu sein.
„Also gut – ich gehe. Ich hoffe für dich und deine Familie, dass dein Opa morgen zurückkommt und die Messer mitbringt und alles wieder seinen gewohnten Gang geht. Falls es aber irgendetwas gibt, worüber du dir Sorgen machst, dann melde dich bitte. Wir von der Polizei sind dafür da, zu helfen und ich werde ganz besonders für dich da sein, wenn du mich brauchst. Vergiss das nicht!“
Mit diesen Worten verabschiedete sich der enttäuschte junge Mann und wünschte sich in diesem Moment sehr, kein Polizist zu sein, sondern einfach nur ein guter Freund. Doch so lange der alte Angerer nicht zu Hause war, musste der „Fall“, der eigentlich gar keiner mehr war, ruhen.
Als Joska gegangen war, holte Nora den kleinen Zettel, den sie auf Mariannes Arbeitsplatz gefunden hatte, wieder aus ihrer Hosentasche hervor. Sie hatte ihn ungelesen eingesteckt, als Joskas Gesicht so plötzlich am Fenster erschienen war. Er hatte bestimmt nicht gesehen, dass sie ihn hektisch hatte verschwinden lassen. Das hoffte sie zumindest, denn sonst hätte sie sich in seinen Augen bestimmt noch verdächtiger gemacht. Was die Nachricht wohl zu bedeuten hatte und wer war dieser Mike? Nora nahm sich vor, Marianne am Montag danach zu fragen. Ihre Tante benahm sich immer sonderbarer und irgendwas stimmte hier nicht. Davon war Nora immer mehr überzeugt, doch bevor ihr Opa nicht wieder da war, wollte sie nicht weiter in seinen Sachen stöbern. Das wäre nicht richtig gewesen und so fuhr Nora doch noch nach Göppingen zum Bummeln, schon deshalb, weil sie ihre Familie ungern belog. Ein bisschen schwindeln war ja o.k., aber anlügen war nicht ihr Ding. Dennoch brachte sie es am Abend nicht fertig, den anderen von den verschwundenen Messern zu erzählen, weil sie immer noch hoffte, ihr Opa würde sie morgen wieder mitbringen.
Doch Sven hatte unterdessen bereits angefangen, die gestohlenen Messer zu verticken. Diese ausgefallenen Modelle brachten ganz schön was ein und Sven war sehr zufrieden. Sollte Mike doch bleiben, wo der Pfeffer wächst, Sven hatte noch viele brauchbare Sachen im Hause der Angerers gesehen und er würde schon noch auf seine 4500 Euro kommen, da war er sich ganz sicher. Diesmal hatte er es sogar noch einfacher gehabt, weil ja niemand, nicht mal der Hund, zu Hause gewesen war. Er konnte nur hoffen, dass er das nächste Mal auch wieder so ein Glück hatte. Er nahm sich allerdings vor, beim nächsten Einbruch ein anderes Auto zu nehmen und sich ein bisschen zu verändern, vielleicht mit Perücke und Bart, denn in so einem kleinen Kaff konnte man nie sicher sein, dass man nicht doch von irgendwem beobachtet wurde. Er wusste auch schon genau, was er als nächstes mitnehmen wollte: Den sündhaft teuren Laptop und die hochmoderne Kaffeemaschine würde er auf jeden Fall mitgehen lassen, die beiden Geräte konnte er selbst gut gebrauchen. Dann war da noch die Uhrensammlung von dem alten Angerer, noch ein paar Messer und vielleicht fand er ja auch noch irgendwo etwas Bargeld. Das Problem bei den großen Sachen war nur, sie wirklich ungesehen zu seinem Wagen zu schaffen. Er musste auf jeden Fall einen Abend heraussuchen, an dem der Mond nur eine Sichel war und somit nicht so stark leuchtete, und er musste nach 23 Uhr arbeiten, denn da waren erfahrungsgemäß die meisten Straßenlaternen ausgeschaltet. Zum Glück
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