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Die Mestizin

Die Mestizin

Titel: Die Mestizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: César Aira
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schießen lassen.
    Anfangs lebte Erna allein mit den drei Kindern und zwei Indianerinnen in einem verlassenen Häuschen am Rande des Dorfes. Dann nahm sie die Einladung eines Beamten an, der über dem Ufer des Pillahuinco eine Villa gebaut hatte und dort mit einem Harem wohnte. Es folgten einige Wochen der Erholung und des Nachdenkens. Ihre Erlebnisse in den Indianergebieten ließen sie in den Augen der Männer geheimnisvoll erscheinen, die in dieser dunklen Königin nicht die unsichere Mestizin von vor drei Jahren erkannten. Ihr Vorstellungsvermögen war ebenso gereift wie ihr Körper. Sie nahm sich wieder Liebhaber, aber diese Ausflüge in die Welt der Gefühle bedeuteten ihr nicht mehr alles.
    Seit einiger Zeit war sie ganz vernarrt in eine Idee, zu deren Ausarbeitung sie jeden Aspekt der Landschaft in Augenschein nahm. Alles, was sie vorfand, war Teil des neuen Denkgefüges.
    Sie wollte in Pringles eine Fasanenzucht aufziehen, mit der sie bis hin nach Buenos Aires die Tische der gesamten weißen Bevölkerung des Ostens üppig würde decken können. Die Anlage erforderte eine ungeheure gedankliche Leistung, die weit über ihre Person hinausreichte, weil nur eine Zuchtfarm in ganz großem Stil rentabel war, eine wie die, die sie während ihrer Gefangenschaft besichtigt hatte. Dafür musste sie ein großes Wald- und Wiesengebiet urbar machen, und das hieß mehrere Jahre Arbeit, denn sie musste eine Siedlung gründen, den Alltag umkrempeln und sich um ökologische Fragen kümmern.
    Lange Zeit tat sie nichts anderes, als einen weiten Radius von Indianerdörfern zu bereisen, und dabei ließ sie keine Gelegenheit aus, alle Gesichtspunkte des Geschäfts in Betracht zu ziehen oder sie mit den Kaziken zu besprechen. Hie und da kaufte sie ein paar Fasane und Eier und gab tragbare Brutkästen in Auftrag. Schließlich hielt sie den Moment des Handelns für gekommen. Sie brauchte Land – sie hatte den richtigen Ort bereits im Auge – und einen Kredit, um Zuchttiere aller Rassen zu erwerben. Über den Funktionär, mit dem sie lebte, bat sie Espina um ein Gespräch.
    Einen Tag später, nach nicht einmal einstündiger Verhandlung, war alles geregelt. Der jungen Frau wurde ein Wald- und Wiesengebiet von etwa zwanzigtausend Hektar gewährt, dazu ein mehr als üppiger Kredit. Bei ihrem Anblick fiel der Kommandant in Trance: schlank und klein wie ein Kobold, die schwarze Mähne strotzend vor Fett, die Indianeraugen starr auf den Boden gerichtet, die dunklen Hände wunderschön. Ihre Idee, die sie mit gleichmütiger Stimme vortrug, kam ihm schwachsinnig vor. Aber er war davon unterrichtet, dass sie am Hofe Catriels gelebt hatte, und ging davon aus, dass sie gute Beziehungen besaß. Wenn dem so war, dann würde jegliches Geschäft, das sie in Angriff nahm, und sei es noch so sehr zum Scheitern verurteilt, seinem Vorhaben dienen, die Reichweite des Geldes, das er druckte, auszudehnen. Noch konnte er auf diesem Gebiet keinen Erfolg verzeichnen, und daher wollte er nicht die geringste Gelegenheit verpassen, sein Geld an den großen Höfen in Umlauf zu bringen. Und Erna wollte Zuchttiere kaufen, was bedeutete, dass sie mit Fasanhändlern Geschäfte treiben würde, dem üppigsten Zirkel der wilden Nation, der gleichzeitig auch der umtriebigste war.
    Die Kreditkonditionen hätten großzügiger nicht sein können: ein Prozent Zinsen alle fünf Jahre, abzuzahlen in vier Jahrhunderten.

«Bis dahin», sagte er mit schallendem Gelächter, als hätte er gerade einen großartigen Witz gemacht, «sind wir beide längst tot!»
    Kaum war die junge Indianerin gegangen, machte er sich an den Entwurf der Geldscheine, die er für sie drucken lassen wollte, und rechnete aus, wie viel Zeit die Pressen brauchen würden, um auf die entsprechende Summe zu kommen. Sie hatten vereinbart, dass er ihr das Geld aushändigen würde, sobald es verlegt war.
     
     
    Mit dem ersten Vorschuss, den sie zwei Tage später erhielt, kaufte sie Pferde von einem Händler aus dem Dorf, einem Mestizen mit teuflischen Zügen, der mit all seinen Tieren in einer Baracke hauste. Er begrüßte sie mit einem honigsüßen Lächeln, und als er hörte, dass sie zwei Dutzend seiner Tiere kaufen wollte, glänzten seine Augen vor Habgier. Augenblicklich begann er plumpe Empfehlungen auszusprechen, um sie in ihrer Wahl zu beeinflussen, und Erna musste sich alle Mühe geben, ihm nicht zuzuhören. Es war eine langwierige und lästige Aktion. Sie zog die kleineren, typischen Indianerpferde

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