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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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überschwenglicher Freude.
    Der Elch trat langsam zum
Wasser und beugte den Kopf, um zu trinken.
    «Gesegnet sei das Wasser», sagte
er und kam zurück zu ihnen. Er beugte sein schweres, geschmücktes Haupt und
blickte sie aus sanften Augen an.
    «Ihr habt mich wieder lebendig
werden lassen; rasch, nun will ich euch helfen», sagte er, beugte die Knie und
legte sich auf den Boden. «Steigt auf meinen Rücken, haltet euch gut fest.»
    Pidge und Brigit kletterten auf
den Rücken des Elchs, und langsam und vorsichtig richtete er sich auf. Brigit
saß vor Pidge, und beide griffen in sein kräftiges dunkles Fell.
    Der Elch wandte den Kopf und
sah auf den kleinen Mawleogs herab.
    «Dank dir für die Blumen,
braver kleiner Wächter», sagte er und scharrte mit dem Vorderhuf.
    «Wir fallen gleich runter»,
sagte Brigit schüchtern.
    «Weil dein Rücken so breit
ist», erklärte Pidge kleinlaut
    Mawleogs wurde lebhaft
    «Wenn ihr erlaubt?» sagte er
und kletterte hastig auf den Platz hinter den Kindern. Er holte einen Faden aus
seinem Körper und band ihren Unterleib und ihre Beine an das Fell des Elchs,
dann fertigte er zwei feine Zügel an, die er am untersten Zweig des Geweihs
befestigte, und legte sie Pidge in die Hand.
    «Halt dich an den Seilen fest!»
flüsterte er Pidge atemlos zu, «du wirst sie vielleicht noch brauchen. Und
klammere dich an das Fell. An den Zügeln brauchst du nicht zu ziehen, ich
dachte nur, daß sie sich gut machen würden. Du meine Güte, ich muß jetzt wieder
hinuntersteigen. Unglaublich! Daß ich das erleben durfte! Leb wohl, liebe
Brigit, leb wohl, Pidge.»
    Er glitt zu Boden und zog sich
zurück; die Fackel, die er auf dem Weg in eine Felsenritze gesteckt hatte, nahm
er wieder mit
    Der Elch klopfte mit einem
Vorderhuf auf die Erde, hob den Kopf und röhrte noch einmal. Sie spürten, wie
der anschwellende Laut sie, aus dem bebenden Körper kommend, durchdrang, und
dann war die Felswand vor ihnen nicht mehr da. Sie war völlig unmerklich und
geräuschlos verschwunden, keiner konnte sagen, ob sie weggeglitten war oder
sich wie eine Tür geöffnet hatte. Jetzt lag vor ihnen eine große ansteigende
Bahn, oben begrenzt durch ein Rund, in dem die Sterne schimmerten, und dort
hinaus trug sie der Elch.
    Sie hatten gerade noch Zeit,
Mawleogs «Auf Wiedersehen» zuzurufen, der ihnen «Gute Reise» wünschte, und
schon waren sie an der Erdoberfläche. Der Elch beschleunigte seine Gangart
kaum, und mit sanftem Schwung, um sie nicht zu erschrecken, setzte er zu einem
wunderbaren Sprung von erstaunlicher Mühelosigkeit an, der sie im Flug über den
Abgrund trug, als sei er nichts als ein kleiner Graben. Sie hatten gerade noch
einen Blick in die felsenübersäte Tiefe erhascht, hatten die Hunde schnüffelnd
den Rand des Abgrunds absuchen sehen, als sie bis ins Mark erschüttert
bemerkten, daß der Elch von der Erde aufstieg und sich so plötzlich in die Luft
erhob.
    Als sie gelandet waren, fiel
der Elch sogleich wieder in Trab, so daß sie immer rascher über die Erde
flogen, und dabei sang er ihnen das Lied seines Lebens. Es erzählte von den
alten Tagen seines Volkes, als es noch über das Land herrschte, von der
Sanftmut seiner Mutter, von Kindern, die geboren wurden, und Alten, die
starben. Es rühmte den Geschmack süßer Gräser und Kräuter und pries die Gnade
des Wassers, das die Witterung der Gejagten abwusch. Sein Lied sprach von der
Freiheit und vom Dasein und der Freude, die er daran hatte; es war ein Lobgesang
auf die milde Nachtluft, durch die sie dahinflogen. Und dann erzählte das Lied
vom Nahen des Eises und dem langen, langsamen Sterben; vom Emporschießen
dichter Wälder, in denen viele umkamen, weil sich ihr Geweih im Geäst verfing;
und davon, wie er selbst dem Tode nahe gewesen war; und wie ihn Menschen
fanden, die Mitleid mit ihm hatten und ihn an einen geheimen und heiligen Ort
brachten, wo sie ihn mit lieblicher Erde bedeckten und ihn mit magischen Worten
in den Schlaf sangen. Er besang die Schönheit ihrer weißen Gewänder und ihrer
Zauberworte, und so lief er die ganze Nacht dahin und verließ sie erst, als am
Himmelsrand das frühe Licht zu ahnen war.
    Wieder kniete er nieder, und
sie glitten von seinem Rücken. Die Nerven in ihren Beinen bebten heftig von der
gewaltigen physischen Erschütterung, die das Galoppieren bedeutet hatte. Sie
standen auf unsicheren Füßen neben einem kleinen Wagenschuppen.
    Pidge holte die seidenen
Schnüre ein und behielt die Schlaufen in den

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