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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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schaukelten und taumelten zwischen den reifen Weizenähren
dahin, und im ganzen Feld summte und dröhnte es lebhaft von Millionen Insekten.
Hoch über ihnen jubilierten Hunderte von Lerchen in der Stille des Tages. Eine
nach der anderen ließ sich fallen wie ein Stein und blieb, immer noch singend,
in der Luft dicht über den Ähren stehen. Dann stiegen sie auf, um gleich wieder
von vom zu beginnen, nur weil das Spiel so aufregend war, hätte man meinen
können.
    Außer dem Gesang der Vögel, dem
leisen Geräusch der Halme und dem gelegentlichen Huschen ängstlicher kleiner
Tiere hörte man das Zirpen der vielen Grashüpfer, die alle die gleiche Melodie
spielten, jeder jedoch auf einem anderen Ton. Die in der Nähe saßen, waren am
lautesten, doch man hörte auch die entfernteren zugleich mit ihnen; es war wie
eine Zusammenkunft vieler Solisten, die alle darauf bestanden, zugleich
aufzutreten und sich hartnäckig weigerten, den anderen zuzuhören.
    Und über all dem lag eine
große, träge Stille, die Pidge ein wenig benommen und träumerisch vor Freude
machte. Ein angenehmer Friede senkte sich über ihn, und obwohl der Weizen so
golden leuchtete, fühlte er sich entspannt und sicher und wußte, daß alles
natürlich und wirklich war.
    Brigit pflückte im Gehen
Mohnblumen. Sie zerfielen alle bald, aber sie konnte ihrer Farbe nicht
widerstehen. Sie fand sie wunderschön, bis auf den Geruch, den sie an ihren
Fingern zurückließen.
    «Wäre es nicht schön für diese
Mohnblumen, wenn sie wie Himmelsschlüssel oder Rosen riechen könnten? Hätten
sie das nicht gern? Ich wollte, ich wäre eine Blume mit meinem eigenen Duft und
allem und müßte nie mehr mit Seife gewaschen werden», sagte sie.
    «Du wärst bestimmt nicht gern
eine Blume ohne Beine, die fest im Boden steckt und sich nicht bewegen kann —
und dann kommt eine Schnecke und beißt dir ein Stück raus», sagte eine Stimme,
die von irgendwo aus den Weizenhalmen kam.
    «Nein, das würde ich nicht
mögen», gab sie zu, weil sie dachte, Pidge hätte gesprochen.
    «Wenn Blumen Beine hätten,
wärest du bestimmt nicht gern eine langsame kleine Schnecke, denn jedesmal,
wenn sie dich kommen sähe, würde dein Abendessen wegrennen, und du wärst immer
hungrig.»
    Brigit seufzte tief.
    «Ich wollte, Schnecken würden
keine Blumen essen», sagte sie nachdenklich.
    «Wir alle müssen etwas essen,
das ist ein Lebensgesetz.»
    «Ja. Aber ich wollte trotzdem,
daß Schnecken keine Blumen essen würden.»
    «Mit wem redest du denn?»
fragte Pidge, der aus seiner Träumerei erwachte.
    Sie sah sich überrascht nach
ihm um.
    «Mit dir natürlich», sagte sie,
sehr erstaunt, daß er fragte.
    «Nein. Du hast mit mir
gesprochen, und es war ein sehr interessantes Gespräch.» Und da stand
plötzlich, ohne die leiseste Bewegung im Weizen zu verursachen, zwischen ihnen
auf dem Pfad ein wunderschöner Fuchsrüde.
    «Ich hoffe, du magst Füchse?»
sagte er mit einem unmißverständlichen Blinzeln. Sein Gesicht drückte Klugheit
und Humor aus.
    «Oh, ich mag Füchse sehr!» rief
Brigit entzückt. «Weil ich nämlich kein Huhn bin.»
    Der Fuchs hüstelte und war
allem Anschein nach ganz plötzlich in die Betrachtung eines herrlichen grünen
Käfers mit glänzenden Flügeldecken und bemerkenswerten Fühlern vertieft, der
gemächlich an einem Weizenhalm hinaufkroch.
    Pidge runzelte die Stirn, weil
er an Tante Binas geliebtes Federvieh denken mußte, und fragte:
    «Wer bist du?»
    «Ich bin euer Freund, und ich
werde euch begleiten, wenn ihr es erlaubt. Mein Name ist Cú Rua, aber meine
nächsten Freunde nennen mich einfach Curu.»
    «Du wirst von Hunden verfolgt,
wenn du mit uns gehst», warnte ihn Pidge.
    «Das wäre nicht das erste Mal»,
antwortete Curu seufzend. «Es sind wohl sogenannte Fuchshunde?»
    «Nein, ich glaube nicht; es
sind irgendwelche anderen. Viel dünner und ganz braun.»
    «Ach, komm doch mit!» bettelte
Brigit und legte einen Arm um seinen Hals.
    Curu lehnte sanft seine
Schnauze an ihren Arm und fragte:
    «Was sagt Pidge dazu?»
    «Woher weißt du denn meinen
Namen?» fragte Pidge interessiert, aber kaum überrascht
    «War es der Wind?» fragte
Brigit
    «Ihr habt den Bienen eure
Sorgen anvertraut, und die haben es anderen gesagt, bis ich es dann erfahren
habe», antwortete Curu, als sei er verwundert, daß sie das nicht wußten.
    «Ich habe den Bienen doch nie
etwas erzählt, oder, Brigit?»
    «Kein Sterbenswörtchen.»
    «Na ja, sie haben es jedenfalls
gehört. Sie

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