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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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ließen», sagte er zu Pidge, ohne den Blick von
Brigit abzuwenden. «Aber du weißt ja selbst, wie verrückt sie sind. Kaum stecke
ich meine Nase hinein und sage: ‹Guten Abend, die Damen! Hat irgend jemand hier
drin die Krätze?› oder etwas ähnlich Scherzhaftes, dann gackern und kreischen
sie gleich los, daß es einen Toten aufwecken würde, ganz zu schweigen von den
Menschen mit ihren Gewehren. Du kennst sie doch selbst Wenn sie ein einziges Ei
gelegt haben, muß es gleich die ganze Welt erfahren. Du weißt doch, wie
dümmlich sie sind, nicht wahr, Brigit?»
    «Ja», sagte sie und begann zu
lächeln.
    «Natürlich weißt du’s. Na ja,
dann bekomme ich einen fürchterlichen Schrecken und versuche, sie zum Schweigen
zu bringen — aber da ist es schon zu spät, verstehst du?»
    «Ich verstehe», stimmte Pidge
zu, teilweise um Brigits willen, denn man konnte von den Hühnern doch
eigentlich nichts anderes erwarten, als Theater zu machen, dachte er.
    «Können wir jetzt, wo wir all
das hinter uns haben, vielleicht Freunde werden?» fragte Curu hoffnungsvoll.
    «Ich bin schon deine Freundin»,
sagte Brigit sehr ernst, legte die Arme um seinen Nacken und drückte ihn an
sich.
    «Das weiß ich, Brigit.»
    «Und ich bin auch dein Freund»,
sagte Pidge, und es stimmte. Er fragte sich insgeheim, wie man ein paar Hühner
so wichtig nehmen konnte, daß ein schöner Fuchs dafür sein Leben lassen mußte.
    Curu lachte ein glückliches,
bellendes Lachen und lief weiter durch das goldene Leuchten des Weizens.
    Plötzlich hörten sie hinter
sich das Kläffen der Hunde.
    Die Härchen auf Brigits Armen
stellten sich auf, und ihre Augen weiteten sich. Pidge spürte ein entsetzliches
Gefühl im Nacken. Es kam so unerwartet. Bis jetzt waren sie sicher gewesen, daß
die Hunde weit, weit hinter ihnen seien wegen des großen Hindernisses, das der
Elch so leicht überwunden hatte.
    Curu war überhaupt nicht
erschrocken, weil etwas in ihm immer auf dieses Geräusch gefaßt war; aber sein
Nackenhaar sah plötzlich steifer aus, und seine Nasenlöcher zuckten.
    Der Wind ließ die Halme ringsum
aufrascheln, und dieses Geräusch schien nun viel lauter zu sein als zuvor, da
alle so intensiv lauschten.
    Nach einer Stille, in der sie
alle starr horchend dastanden, kam das Heulen wieder.
    Jetzt wurde Curu äußerst
lebhaft. Seine Augen leuchteten hell vor Klugheit, und sein Körper war bereit
zum Laufen oder Springen — zu allem, was er wollte. Aber er hob nur den Kopf
und prüfte den Wind mit seiner Nase.
    «Er steht günstig. Im Moment
kann uns nichts passieren», sagte er.
    «Ich möchte bloß wissen, wie
die über den mistigen Abgrund gekommen sind», fragte Brigit mit zornigem
Stirnrunzeln.
     
    Als die Hunde sich von dem
Schrecken erholt hatten, ein riesiges Tier aus dem Boden hervorkommen und über
den Abgrund fliegen zu sehen wie einen Vogel, hatten sie beklommen miteinander
gesprochen.
    «Der Seltsame mit Ästen auf dem
Kopf wie ein Hirsch... läuft!» bemerkte Silberfell besorgt. «Laufen dann die
zweibeinigen Kleinen auch, da sie auf seinem Rücken sind?»
    «Ihn zu jagen ist uns nicht
verboten!» sagte Behendefuß unter allgemeiner Zustimmung. «Dürfen wir also auch sie jagen?»
    «Die Kleinen selbst laufen
nicht davon — sie sitzen. Ich, Graumaul habe es gesehen.»
    «Dann müssen wir ihnen also
weiter folgen und dürfen sie nicht richtig jagen? Dies fragt Wolfssohn.»
    «Nun, Beine laufen unter ihnen,
sie sind schnell, und die Kleinen werden mitgetragen. Laufen sie also nicht
davon?» fragte Schnellfuß.
    «Grimmy spricht. Wenn wir sagen
können, daß sie jetzt davonlaufen, ist die Bedingung aufgehoben, und wir sind
nicht mehr gebunden, denn es geschah vor unseren Augen.»
    «Die Frage ist — laufen sie?»
fragte Findeweg.
    «Der Floh auf meinem Rücken
läuft auch, wenn die laufen! Der Floh auf meinem Rücken hat eine
ungeheure Geschwindigkeit mit meinen Beinen unter sich!» sagte Vogelfang
verächtlich.
    Dieser Gedanke war so
lächerlich, daß er eine befreiende Lachsalve nach sich zog, und alle kamen
überein, daß sie weiter ihre Spur verfolgen, aber sie nicht jagen würden, wenn
sie den Abgrund hinter sich gelassen hätten.
    Sie warteten auf die Hilfe der
Mórrígan.
     
    Im Glashaus hatte man entdeckt,
daß eine der Ratten gemogelt hatte, indem sie eine ihrer übriggebliebenen
Karten auffraß. Sie dachte bei sich, daß Könige und Königinnen nicht besonders
nahrhaft seien, wohingegen Karos ein bißchen besser zu sein

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