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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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antwortete Curu munter, und sie gingen weiter.
    Nach einer Weile legte sich der
Wind vollständig, und es hörte auf zu schneien. Als sie nach langer Zeit den
Wald endlich verließen, war es ganz dunkel geworden.
    Die Nacht war ruhig und still
und voller Schweigen. Es war zauberhaft schön. Überall lag hoher Schnee,
gefroren und glitzernd. Die Sterne standen tief am Himmel; sie sahen unwirklich
groß aus, und auch sie glitzerten. Der Mond war ein großer, schimmernder Gong
am Himmel; er hing in einer Schale von Licht und war wunderbar in seinem
starken Glanz.
    Sie standen da und weideten
sich an dem Anblick.
    «Er sieht aus wie ein riesiges,
weiches Kaubonbon», hauchte Brigit in tiefer Bewunderung.
    Als sie durch den Schnee
stapften, der am Waldrand angeweht worden war, versanken sie bei jedem Schritt;
aber auf den freien Flächen, wo er gefroren war, trug der Schnee sie leicht,
nur Curu nicht Eine Weile ging alles gut, und sie ließen ihre Blicke über die
Erde und den Himmel schweifen, ganz erfüllt von großer Freude und dem Gefühl,
daß all das ihnen gehöre.
    Aber bald schon kam der Wind
wieder und stöberte sie auf. Auch wenn das kaum möglich schien, war er noch
grausiger als zuvor. Augenblicklich begannen wieder Schneeflocken
herabzuwirbeln und zu tanzen.
    «Na gut, dann kriechen wir also
weiter», sagte Curu.
    Pidge sah wohl, daß sogar der
Fuchs müde war. Bei jedem Schritt sank er bis zu den Hüften ein. Er ließ den
Kopf hängen und keuchte leise. Inzwischen war er über und über mit Schnee
bedeckt, und Pidge kam in den Sinn, daß sie wohl kaum für irgend jemanden
sichtbar wären, weil sie alle so weiß gekleidet waren.
    Jetzt riß der Wind ihre Mäntel
auf und sauste um ihre nackten Knie, die schon bald taub waren vor Kälte.
Eisnadeln stachen Curu in die Nase.
    Sie schleppten sich weiter und
stemmten sich gegen den Wind. Aus weiter Ferne war schwach das Bellen der Hunde
zu hören.
    «Sie sind ganz zerstreut und
kommen auch nicht besser voran als wir; ich hoffe, das ermutigt euch», sagte
Curu.
    Der Wind trieb ihnen Tränen in
die Augen und zwickte ihre Gesichter.
    «Ich bin so müde», sagte Brigit
schwach. «Wäre es nicht schön, ein Schneebett zu bauen und eine Weile auszuruhen?»
    «Das können wir nicht wagen,
Brigit. Wir müssen uns so weit von den Hunden entfernen, wie wir können»,
antwortete Pidge voller Mitleid.
    Er wußte jetzt nicht mehr, ob
er überhaupt noch Beine hatte. Er hatte ein taubes Gefühl in den Gliedern und
bewegte sich wie mechanisch. Er lauschte auf das Knirschen des Schnees unter
seinen Stiefeln. Daran merkte er wenigstens, daß er überhaupt noch ging.
    «Ich kann nicht mehr», sagte
Brigit mit einem Stöhnen. «Ich muß mich hinlegen, sonst sterbe ich.»
    «Wenn du dich hinlegst, stirbst
du wirklich. Du bist zu jung, um das zu wissen, aber es ist wahr. Schnee ist
nicht so sanft, wie er aussieht, er kann töten», sagte Curu bestimmt.
    «Es ist mir gleich», weinte
sie, und ihre Knie wurden so weich, daß sie zusammensackte.
    «Komm! Du mußt weitergehen,
koste es, was es wolle. Beweg dich! Zwing dich, einen Fuß vor den anderen zu
setzen! Geh weiter!» schrie Curu.
    Pidge stolperte zu Brigit hin,
um sie am Arm zu packen und weiterzuziehen. Er wünschte selbst mehr als alles
in der Welt, sich hinlegen zu können, aber er wußte, daß Curu recht hatte.
    Plötzlich ragte vor ihnen eine
große Gestalt auf. Durch den fallenden Schnee war es unmöglich gewesen zu
sehen, wohin sie gingen, und sie hatten in der großen, jedes Geräusch
verschluckenden, natürlichen Stille nicht gehört, daß sich ihnen etwas näherte.
    Sie blieben abrupt stehen und
strengten ihre Augen an, um es zu erkennen.
    Es war der Große Elch.

 
     
     
     
     
     
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stand reglos im wirbelnden Weiß, ein lebendiges Bild von Würde und Kraft.
    Sie sahen ihn freudig an, als
er ihnen seinen schweren Kopf zuwandte; und auch er wurde schon weiß vom
Schnee.
    «Ich werde euch helfen», sagte
er.
    Augenblicklich fühlte sich
Pidge getröstet. Der Elch wandte sich an Curu.
    «Es ist schlimm, gejagt zu
werden, nicht wahr, kleiner roter Hund?»
    «O danke, Großer Elch», sagte
Brigit. «Hab vielen Dank.»
    Langsam und vorsichtig beugte
der Elch seine Vorderbeine und kniete nieder.
    «Du bist immer noch zu hoch»,
sagte Pidge.
    Das riesige Tier beugte auch
die Hinterbeine und legte sich auf die Seite.
    «Steigt herauf und haltet euch
fest. Du auch, kleiner roter Hund.»
    Pidge half Brigit
hinaufzuklettern, und

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