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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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und einen schönen guten Tag!» Er sprang hurtig wie
eine Ziege von seinem Schemel auf und kam mit freundschaftlich ausgebreiteten
Armen auf sie zu.
    Aber Pidge dachte: Diesmal
werde ich vorsichtig sein und ihm nicht zu schnell trauen.
    «Kommt, ich bringe die Kleine
ans Feuer — ihr müßt ja halbtot sein vor Kälte», sagte das Männlein freundlich.
    Es legte seinen Arm um Brigit
und führte sie zum Kamin, wo es ihr aus dem Mantel und den Stiefeln half. Es
zog einen kleinen plüschbezogenen Lehnstuhl ans Feuer und half ihr, sich
hineinzusetzen.
    Nun holte es einen anderen
Stuhl für Pidge herbei und nahm ein dickes Schaffell aus einem Kämmerchen, das
es für Curu auf die Kaminplatte legte. Ohne das geringste Zögern ging Curu
hinüber und streckte sich vor dem lodernden Feuer aus.
    «Ich habe ein Gefühl in den
Kniescheiben, als wären sie aus Beton», flüsterte Brigit und schauderte.
    «Natürlich tun sie das, mein
armes Kind», stimmte Sonny Earley zu, und sein kleiner Adamsapfel hüpfte vor
Mitgefühl auf und nieder wie ein schnelles Jo-Jo.
    Er verschwand irgendwohin und
war im Handumdrehen mit einigen weichen Decken auf dem Arm zurück. Er sah zu
Pidge hinüber, der immer noch unter der Tür stand und sehnsüchtig ins Feuer
blickte, als könne er nicht genug davon bekommen.
    «Du tropfst wie ein Häuflein
nasser Seetang. Zieh den Mantel aus und komm zum Feuer, damit du auftaust»,
sagte Sonny aufmunternd.
    Pidge trat an das wärmende
Feuer, zog die Stiefel und den Mantel aus und nahm die Decke, die ihm gereicht
wurde. Dankbar wickelte er sich hinein und setzte sich, während Sonny Brigit
aufstehen ließ, damit er sie gut einwickeln und in den Stuhl zurückverfrachten
konnte.
    «Jetzt macht es euch gemütlich,
ich werde etwas zu essen holen», sagte das freundliche Männlein und zog hinter
dem Feuer einen großen eisernen Topf hervor, der an einem eisernen Haken hing.
Sekunden später hatten Brigit und Pidge Schalen voll dampfend heißer
Hühnerbrühe vor sich, auf der das Fett wie tausend goldene Sonnen schwamm. Zwei
dicke Stücke warmes Brot, auf dem die sahnige, hausgemachte Butter schon
schmolz, erschienen auf kleinen blauen Tellern auf ihrem Schoß. Curu
schlapperte schon seine Schale heißer Brühe, in die Brot gebrockt war.
Schlappschlapp, schlappschlapp machte er — genau wie unser Hund Sally, aber sie
ist nicht mehr unser Hund, sie ist fort, dachte Pidge traurig.
    Sonny saß auf seinem Hocker
zwischen den beiden Stühlen und half Brigit die Suppe zu essen. Er fütterte
sie, was ihr nicht das geringste ausmachte. Zum Schluß konnte sie selbst essen,
denn ihr war jetzt warm, und ihre Wangen hatten die Farbe reifer Beeren. Pidge
spürte an der Haut in seinem eigenen Gesicht, daß auch seine Backen glühten.
    Auf einem Regal stand ein
Körbchen voller Wiesenpilze, und Sonny legte ein paar davon zum Braten auf
einen heißen Stein und streute etwas Salz auf die zarten, samtigen Lamellen.
    «Nur ein Resteessen», sagte er
immer wieder.
    Pidge sah sich verstohlen in
dem Raum um und fand ihn im Schein des Feuers sehr gemütlich. Da war ein
Geschirrschrank, in dem sich funkelnde Teller und Becher stapelten, auf einem
der Wandborde stand ein blauer Krug mit Rosen und Narzissen, und auf einem
tieferen Bord entdeckte er einen runden grünen Topf voller Primeln. Hier sind
alle Jahreszeiten durcheinandergemischt, dachte Pidge, als er die Blumen und
die brutzelnden Pilze betrachtete in dem Bewußtsein, daß draußen Winter
herrschte.
    «Die kommen aus einem See in
der Nähe», sagte Sonny und steckte ein paar hellgepunktete Forellen auf einen
eisernen Bratspieß. Er befestigte den Spieß im hinteren Teil des Kamins, wo das
Feuer lebhaft glühte, ohne zu rauchen.
    «Das gibt ein bunt
zusammengewürfeltes Abendessen», sagte er. «Ich habe einfach verwendet, was
gerade zur Hand war.»
    «Macht nichts — ich würde sogar
Leder essen», sagte Brigit, und es klang sehr zufrieden.
    «Aber den solltest du lieber
nicht essen», scherzte Sonny munter, während er ihr eine Art ledernen
Trinkbecher reichte.
    Er füllte ihn mit einer
glutroten Flüssigkeit, die er aus einer Lederflasche goß.
    «Hier ist alles hübsch», sagte
Brigit.
    «Da bin ich aber froh, daß du
das findest», antwortete Sonny mit zufriedener Miene.
    Er füllte einen Becher mit dem
Getränk für Pidge, und für sich selbst goß er es in ein Trinkhorn, das mit
Silberfiligran überzogen war. Als Brigit es bewunderte, erzählte er, daß er es
auf einem

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