Die Meute der Morrigan
unglücklich, aber Vogelfang lächelte insgeheim in sich hinein, damit es
niemand merkte.
Eine Atmosphäre
übermenschlicher Stille breitete sich im Glashaus aus, und die kleine Katze
begann sich zu langweilen und schlief ein.
uerst
trieb der Schnee dahin wie Federn, doch rasch legte er sich als dichte Decke
auf die Baumkronen. Manche Flocken entkamen dem Netz der Äste, und nach einer
Weile war Curu ganz schneebedeckt und hatte nun auch einen weißen Mantel.
Der Waldboden war stellenweise
sehr uneben. Zuerst fiel das Gehen noch leicht, weil das niedere Gesträuch im
Wind welkte und dorrte, doch tiefer im Wald wurde es schwieriger. An den
Stellen, die der Wind nicht erreichte, war der Raum zwischen den Baumstämmen
dicht mit Blattwerk gefüllt und fast völlig verstellt von Farn und Schößlingen,
Brombeerranken und anderem wildem Gestrüpp. Brigit hielt beständig nach Brennesseln
Ausschau.
Curu war schlau, und es war gar
nicht einfach, mit ihm Schritt zu halten. Sein Kopf war unablässig in Bewegung,
während er den besten Durchschlupf ausspähte. Manchmal war es ein schmaler
Streifen kurzgewachsenes Gras, dann wieder einfach bloße Erde, auf der die
jungen Bäumchen nicht hochgekommen waren, weil das dichte Blattwerk kein Licht
hereingelassen hatte. Es gab viele Stellen, an denen die Erde ausgehöhlt war
und kleine Abbrüche bloßliegender Wurzelknollen sehen ließ. Das waren natürliche
Höhlen, die oft als Wohnungen benutzt wurden, wie Erdgänge und Scharrspuren
zeigten. Manchmal gingen sie auf Moos, aber sehr oft lief Brigit durch
abgefallene Blätter. Pidge nahm nie Notiz davon, daß Curu ihn immer
zustimmungheischend ansah, bevor er weiterging. Manchmal und aus Gründen, die
er nicht verstand, wählte Pidge den schwierigeren Weg; Brigit grollte dann
immer, aber Curu beklagte sich nie. Der Reif glitzerte auf seiner Schnauze,
bevor sein Atem ihn wegschmolz, aber an seinen Brauen blieb er hängen, und so
hatte er hellumringte Augen. Brigit sagte, er habe Lametta-Wimpern und sei ein
Weihnachtsfuchs. Sie und Pidge hatten es nun wunderbar warm, und die Stiefel
waren weich und trocken.
Sie kamen an eine Lichtung, die
wie ein Freilichttheater wirkte, und der Atem stockte ihnen, als sie sahen, wie
hoch der Schnee lag. Die Kinder rannten in die Mitte des freien Platzes,
aufgeregt über den herrlichen Schneesturm und begeistert, mittendrin zu sein.
Sie waren übermütig und glücklich.
Pidge stand mit zurückgeworfenem
Kopf, schaute nach oben und ließ den Schnee auf sein Gesicht fallen. Er mußte
mit den Augen blinzeln. Im fallenden Schnee fühlte er sich sehr groß, wie ein
einzeln aufragender Baum.
Der Schnee fiel dicht, Flocke
um Flocke. Tausendfach fiel er herab, alles beherrschend, von keiner Macht der
Welt aufzuhalten. Pidge stellte sich einen Polizisten vor, der einen Arm hob
und «Halt!» rief, und er lachte und lachte. Dann malte er sich einen hohen
Richter aus in seiner schönsten Perücke und mit seinem schlimmsten Gesicht, der
rief: «Im Namen des Gesetzes!», und er mußte noch mehr lachen. Auch Brigit
lachte, weil sie dauernd versuchte, eine besonders dicke Flocke aufzufangen,
bevor sie den Boden erreichte, und bei jedem zweiten Schritt bäuchlings in das
üppige Weiß fiel.
Plötzlich hörten sie zum
allerersten Mal den Ton eines Jagdhorns.
Pidge fuhr überrascht auf
«Was war das?» rief Brigit, nur
mäßig neugierig.
«Ich glaube, das ist ein
Jagdhorn», antwortete er.
«Was jagen die denn?» fragte
sie und sah Curu angstvoll an.
«Uns», sagte Curu.
«Was? Eine unglaubliche
Frechheit!» sagte sie empört.
«Aber nicht, um uns zu fangen»,
erinnerte Pidge sie und hoffte im stillen, daß es stimmte.
«Wir gehen jetzt lieber
weiter», riet Curu. «Nein!» rief er, als sie die Lichtung überqueren wollten.
«Kommt zu mir zurück, wir wollen uns am Rand halten. Die sollen sich nur
tüchtig anstrengen.»
Da gingen sie zu ihm zurück, in
ihre eigenen tiefen Fußspuren tretend, und dann liefen sie im Bogen um die Lichtung
herum. Schon bald fand Curu eine Wildfährte, die tief in den Wald hineinführte,
und mit einem forschenden Blick auf Pidge schlug er diesen Weg ein. Als die
Spur sich verlor, fand er den besten Durchschlupf zu kleinen Lichtungen, und
immer entdeckte er einen Weg, und jedesmal wartete er darauf, wie Pidge
entscheiden würde. Und immer noch bemerkte Pidge die vielen kleinen
Kopfbewegungen und Zeichen nicht, die er wieder und wieder gab, sondern
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