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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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und ihm
zudem zeige, wo ihre Feinde seien. Er blieb stehen und hob prüfend die Nase.
Plötzlich ging ein ungläubiger und amüsierter Ausdruck über sein Gesicht.
    «Ich glaube, ich rieche mein
Abendessen», sagte er, und fort war er.
    In einer Sekunde war er
verschwunden! Alles, was sie noch von ihm sahen, war die Spitze seiner Rute,
während er ins Schneegestöber huschte.
    Die Kinder waren zutiefst
erschrocken und überrascht. Pidge war bitter enttäuscht. Er hatte das Gefühl,
Curu habe sie in dieser schwierigen Lage verlassen, nur um loszulaufen und für
sich selbst etwas zu jagen. Er konnte es kaum glauben.
    «Gehen wir lieber weiter»,
sagte er schroff.
    Brigit war so überrascht, daß
sie gar nicht wußte, was sie fragen sollte.
    Sie stapften weiter durch den
Wald.
    Schließlich sagte Brigit:
    «Wird er zurückkommen?»
    Und Pidge antwortete:
    «Ich weiß es nicht.»
    Den Wind im Gesicht und fast
völlig geblendet vom Schnee, bahnte sich Curu leise seinen Weg. Seine
Nasenlöcher bewegten sich unaufhörlich, und er folgte der Spur, die er selbst
und die Kinder hinterlassen hatten. Er machte nicht eher halt, bis er einen
Platz fand, von dem aus er alles einigermaßen überblicken würde, was aus dem
Schutz der umgebenden Bäume auf einer kleinen Lichtung erscheinen mochte. Er
überquerte den freien Platz nicht, sondern legte sich am Rande in eine kleine
Mulde zwischen zwei Felsbrocken. Er wartete. Bald schon war er ganz
schneebedeckt.
    Es war ein furchtbares Warten,
und er fragte sich, ob er nicht nur auf seinen eigenen Tod warte. Die Jäger und
die Hunde kamen näher, und das schreckliche Knacken im Unterholz wurde immer
lauter. Seine Nackenhaare sträubten sich.
    Plötzlich erblickte er für
einen Moment den Leithund, der aus den Bäumen auf die Lichtung kam. Durch den
wirbelnden Schnee sah seine Gestalt verschwommen aus und war nicht genau zu
erkennen. Immer noch wartete Curu.
    Im Gefolge Findewegs kamen vier
andere Hunde zum Vorschein. Sie stürmten in die Schneewehen am Rand der
Lichtung und versanken halb darin. Curu verhielt sich vollkommen ruhig. Der
Wald schien ganz erfüllt zu sein von dem Geräusch der Pferdehufe, obwohl es in
Wirklichkeit sehr gedämpft war. Und dann tauchten die beiden Reiter auf. Curu
duckte sich noch flacher auf den Boden. Die beiden Gestalten, gehüllt in ihre
jetzt weißen Mäntel, wirkten im Schneetreiben ebenso verschwommen wie die
Hunde. Sie kauerten auf ihren Sätteln und waren nur als Umrisse zu erkennen.
Seine Instinkte unterdrückend, wartete er, bis sie die Mitte der Lichtung
erreicht hatten, dann sprang er aus seinem Versteck hervor, die Zähne entblößt,
die bernsteinfarbenen Augen hell funkelnd.
    «Ich weiß, wer ihr seid — ihr
seid Ratten !» sagte er und sprang die Reiter und die Pferde an.
    Augenblicklich war Bredas
Zauber gebrochen, und anstelle der berittenen Jäger kauerten vier Ratten
blinzelnd im hartgefrorenen Schnee.
    Die Hunde standen wie
versteinert da.
    Wie unter einem Bann starrten
sie die Ratten an; dann war ein Zähnefletschen und Knurren zu hören, und der
blinde Impuls zur Jagd überfiel sie. Die Ratten waren nicht mehr unantastbar.
    Mit spitzen Angstschreien
stoben sie auseinander; und die Hunde hetzten ihnen nach.
    Curu lachte und schlüpfte
davon. Dann trabte er los, um seine Freunde einzuholen, und das war nun leichter,
weil er den Weg kannte.
    Die Hunde jagten die Ratten,
bis sie sich in graue Staubwolken auflösten; dann nahmen sie ihre mühselige
Arbeit wieder auf, verärgert und müde.

 
     
     
     
     
     
    ie
Kinder waren überglücklich, als Curu wieder neben ihnen auftauchte. Er keuchte,
aber er schien irgendwie vergnügt zu sein.
    «Ich dachte, du würdest nie
mehr wiederkommen», sagte Pidge.
    «Hast du dein Abendessen
gekriegt?» fragte Brigit
    «Nein», sagte er, immer noch
keuchend, aber seine Augen glitzerten schalkhaft.
    Als sein Atem wieder ruhiger
ging, berichtete er ihnen, was geschehen war, und mußte sehr an sich halten, um
nicht laut herauszulachen.
    Pidge war bestürzt
    «Du hättest dich irren können.
Du hättest umkommen können. Und wir hätten nie erfahren, was du für uns getan
hast», sagte er mit bewegter Stimme.
    Curu stieß ihn mit der Schulter
an, verspielt und guter Laune.
    «Aber es ist nichts passiert —
das siehst du ja!» sagte er.
    «Du hattest trotzdem Glück, daß
die Hunde nicht dich, sondern die Ratten gejagt haben», beharrte Pidge.
    «Ich muß bei meinem Leben öfter
als einmal Glück haben»,

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