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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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eine Welt ist das?»
    «Ihr seid in Irland, aber ihr
seid auch im Elfenreich. Hier ist es gleich und doch nicht gleich. Manche
Menschen nennen es die Anderswelt, und manche sagen Tír-na-nÓg, die junge Welt.
Ihr hättet nicht verstanden, was Curu zu euch sagte, wenn ihr nur in Irland
gewesen wärt. Weißt du, was ich meine?»
    «Irgendwie schon», sagte sie
und legte die Stirn in Falten, um besser nachdenken zu können.
    «Aber wir waren bloß in Irland,
als ein Frosch mit uns redete, oder?» fragte Pidge zweifelnd, während er sich
immer noch bemühte, all das zu verstehen.
    «Puddeneen!» sagte Brigit. «Er
hieß Puddeneen Whelan.»
    «Stimmt. Aber schon da wart ihr
mit Elementen aus dieser Welt in Berührung gekommen. Ihr hattet schon zuvor
eine Menge seltsamer Dinge bemerkt, nicht wahr?»
    «Ja», stimmte Pidge zu.
    «Unsere Grenzen bestehen aus
Nebelschleiern und Träumen und zarten Wassern, und die Schwellen werden von
Zeit zu Zeit überschritten. Deshalb habt ihr auch den Frosch verstanden, denn
da hatte sich beides schon durchdrungen, versteht ihr?»
    «Sind wir wirklich in
Tír-na-nÓg? Sind diese Berge die Twelve Pins?» fragte Pidge.
    «Sie sind die Twelve Pins im
Elfenreich, ja.»
    «Das ist alles ein bißchen
verrückt», sagte Brigit.
    «Habt ihr nicht schon mal
jemanden gesehen, der wie verloren in einer Menschenmenge zu stehen scheint?»
fragte Sonny.
    «Ja», sagte Pidge.
    «Nein.» Brigit runzelte die
Stirn.
    «Nun ja, er ist vielleicht im
Elfenreich. Habt ihr schon mal von jemand gehört, der stehenbleibt, um dem
Kuckucksruf zu lauschen, und derjenige, der dabei ist, hört überhaupt nichts
und meint, sein Freund bilde es sich nur ein?»
    «Ja», sagte Pidge.
    Brigit nickte zögernd.
    «Oder ein Mädchen schaut in
einen Fluß und ruft: ‹Guck! Da ist ein Fisch!›, und ihre Freundin sagt: ‹Wo
denn? Ich sehe ihn nicht!›»
    «O ja!» stimmte Brigit zu.
    «Die beiden Welten gehen Hand
in Hand. Wie ihr vom Gang durch die Steine wißt, könntet ihr über ein Feld
gehen, und ein paar Schritte weiter rechts wärt ihr schon in dieser Welt.»
    Sie hatten alles aufgegessen,
die köstlichen, saftigen Pilze und die zarten Forellen, das warme Butterbrot
und die wohltuende Brühe. Curu hatte den Rest seines Riesenhungers mit ein paar
gebratenen Kaninchen gestillt, die Sonny aus einem Topf hervorgezaubert hatte.
    Die Müdigkeit übermannte sie,
während sie, in die weichen Decken gehüllt, vor dem herrlichen Feuer saßen.
    «Zeit fürs Bett», sagte Sonny,
und er hob Brigit auf seine Arme und führte Pidge und Curu durch eine
verborgene Tür in der holzgetäfelten Wand unter der niedrigen Treppe, die zum
Dachboden führte. Die Tür hatte sich geöffnet, als er eine versteckte Feder
berührte.
    «Eine Geheimkammer!» sagte
Brigit schläfrig.
    Dankbar ließen sie sich auf die
kleinen Holzbetten sinken, die schon gemütlich und warm waren von den mit
heißem Wasser gefüllten Steingutflaschen. Auch für Curu war ein Lager
hergerichtet.
    Alle drei fielen augenblicklich
in tiefen Schlaf.
    Sonny deckte sie mit
Steppdecken zu, die mit Gänsefedern gefüllt waren, schlich sich auf
Zehenspitzen aus der Kammer und schloß die Tür. Dann machte er sich rasch an
die Arbeit.
    Zuerst zerdrückte er eine Menge
Knoblauchzehen zu einer Paste, mit der er die ganze Wand bestrich, die die Tür
verbarg. Ein fürchterlicher Geruch verbreitete sich. Dann ging er in die
Vorratskammer, aus der er nacheinander drei große Fässer über den Küchenboden
rollte, bis unter die Treppe, wo er sie in einer Reihe aufstellte. Auf die
Fässer stapelte er Säcke voller Haferkörner und Mehl, und an Nägel und Haken in
der Holzvertäfelung hängte er Knoblauchzöpfe, Zwiebelgirlanden und
Kräuterbüschel. Eine Gruppe von Spinnen kam aus ihren Winkeln und begann,
zwischen all dem Netze zu spannen. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, daß
sich dahinter etwas verbarg. Es sah einfach aus wie eine Vorratsnische.
    Jetzt hob Sonny die verstreuten
Kleider der Kinder auf, schob die Steinplatte vor dem Kamin beiseite und
verbarg die Sachen in einem tiefen Loch. Er legte die Platte wieder darauf,
schleifte einen Sack voll toter Kaninchen über den ganzen Küchenboden und
vergaß nicht, ihre Witterung auch auf den beiden kleinen Stühlen und dem
Schaffell zu hinterlassen. Er streute eine kleine Schaufel voll Asche über die
Spinnennetze, und nachdem er den Spinnen gedankt und sich versichert hatte, daß
sie alle in ihren Verstecken waren, blies er

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