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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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die Asche über alles, was unter
der Treppe stand, so daß es aussah, als seien die Spinnweben schon Jahre alt
und die staubigen Fässer und Säcke seit ewigen Zeiten nicht mehr angerührt
worden. Zuletzt spülte er alle gebrauchten Teller, und dann setzte er sich ans
Feuer und wartete.
    Alle Spuren von den Kindern und
dem Fuchs waren verschwunden.
     
    Mitten in der Nacht stahl sich
etwas in Pidges Schlaf.
    Geräusche.
    Das Geräusch von Tritten im
Schnee; von Leuten, die ins Haus kamen. Er hörte sie fragen und Sonnys Stimme
antworten. Das einzige, was er tun konnte, war, aufzustehen und an einem Spalt
in der Holztäfelung zu lauschen. Er stand reglos da, aber trotzdem hörte er nur
hie und da einen Fetzen des Gesprächs.
    «Wir sind eine
Touristengruppe...»
    «Winterurlaub... Wanderung...»
    «...möchten etwas essen...
Übernachtung...»
    «Ich werde sehen, was sich
machen läßt...» Pidge erkannte Sonnys Stimme.
    «...sonst noch jemand da?»
    Und dann Sonnys Stimme, diesmal
deutlich zu hören:
    «Nein. Das Haus ist leer. Liegt
wohl an dem schlechten Wetter.»
    Dann:
    «Fleisch! Brauchen viel rohes
Fleisch!»
    «Es gibt nur Haferbrei und
Milch.»
    «Brei!»
    «...schon wieder Brei!»
    Pidge konnte fast sehen, wie
die Nasenlöcher bebten und die Lippen aufgeworfen wurden. Auch wenn sie jetzt
wie Menschen aussehen mochten, er wußte, es waren die Hunde.
    Wider alle Vernunft fühlte er
sich sicher, obwohl sie so nahe waren. Er stieg wieder ins Bett, lag da und
lauschte. Es ist nur gut, daß Brigit nicht schnarcht, dachte er.
    Eine Weile hörte man das
Klappern von irdenem Geschirr und Eßgeräusche aus der Küche, die gleich
jenseits der Wand lag. Später hörte er, daß viele Füße die Treppe zum Dachboden
hinaufstiegen.
    Ohne sich weiter darum zu
kümmern, schlief er rasch wieder ein.
     
    Lange Zeit schwebte die
Glaskugel über den Schichten von Dunkelheit, die über dem Tisch lagen, und
weiter fiel Schnee.
    Zuerst hatten die Frauen
versucht, ihn mit den Handflächen wegzustreichen, aber die Macht des Dagda
erlaubte ihnen nicht, ihn zu berühren. Die wütenden Frauen hatten dann
versucht, den gefallenen Schnee mit heißer Luft zum Schmelzen zu bringen, die
sie aus ihren Lungen bliesen; aber dieser heiße Hauch war immer kalt geworden,
sobald er die Schicht eisiger Luft erreichte, die über der Tischlandschaft lag.
Immer und immer wieder schnaubten und bliesen sie auf den Schnee, aber sie
brachten nur heftige Windstöße hervor, die über den Tisch fuhren, den Schnee
nur noch mehr aufwirbelten und alles so verdüsterten, daß selbst die Gabe des
zweiten Gesichts versagte.
    Sie wußten, daß ihre Hunde sich
in dem jetzt völlig verwehten Wald hoffnungslos verirrt hatten; und sie wußten,
daß die Kinder und der Fuchs ihnen entwischt waren.
    Nachdem es wenig Sinn hatte,
dem Dagda in dieser Sache ihre Zauberei entgegenzusetzen, schienen weitere
Bemühungen völlig nutzlos zu sein. Doch einmal, als es kurz aufhörte zu
schneien, hatten sie gerade genug Zeit, festzustellen, wo die Hunde waren,
wobei deren schwache Hilferufe sie leiteten, nicht genug Zeit jedoch, um die
weißgekleideten Kinder und den schneebedeckten Fuchs in dem alles verwischenden
Schnee zu entdecken, denn sie waren Weiß in Weiß und vollkommen lautlos.
Später, als es wieder aufgehört hatte zu schneien, hatten sie ein
nadelspitzenkleines Lichtpünktchen wahrgenommen — die am Baum befestigte
Laterne — , und diesmal sahen sie die Umrisse der Kinder, des Fuchses und des
Elchs, die sich dem Licht näherten. Mit ihren Stäben lenkten sie die Hunde auf
das weit entfernte Licht hin, und dann begann es wieder zu schneien.
    Allmählich wich die Dunkelheit
über dem Tisch, doch erst als das Sonnenlicht durch das Dach des Glashauses
fiel und es in der Glaskugel aufblitzte, fanden sie einen Weg, gegen den Schnee
anzukommen.
    Melody ergriff den Spiegel und
lenkte den Lichtstrahl auf den Tisch. Als fände sie nun, ihre Aufgabe sei
beendet, wurde die Kugel wieder klein und verschwand. Da der kleine
Glasschneeball nicht mehr gegen sie arbeitete, konnten die Frauen
wirkungsvoller auf den Tisch blasen. Heißer Wind strich über den Schnee, und
die Sonne brannte hernieder.
    Es dauerte nicht lange, bis der
Schnee völlig geschmolzen und das Land trocken war, in dem nun die Flüsse im
Sonnenlicht glitzerten.
    Da waren die Frauen zufrieden
und warfen den Spiegel weg.

 
     
     
     
     
     
    m
Morgen erwachte Pidge vom Duft frisch gebackenen Brotes und sah, daß

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