Die Meute der Morrigan
die
Dunkelheit der Geheimkammer von vielen feinen Lichtspeeren durchbohrt wurde,
von denen die kräftigsten nur bleistiftdünn waren. Sie drangen durch schmale
Ritzen in der Vertäfelung und milderten das Dunkel.
Selbst in diesen bescheidenen
Sonnenstrahlen tanzten die Stäubchen durcheinander.
Curu war schon wach und auf der
Hut; und Brigit warf sich unter ihrer Decke herum und klagte, daß es heiß sei.
Aus der Küche drang das
Plumpsen und Scharren von Säcken, die über den Boden geschleift wurden, und das
Rumpeln von Fässern, die von dem Platz vor ihrem Versteck weggerollt wurden.
Sonny begrüßte sie mit fröhlichen Guten-Morgen-Rufen, und nachdem sie ihm
geantwortet hatten, erzählte Pidge den anderen, wie in der Nacht die Hunde
gekommen waren und Sonny sie mit Haferbrei gefüttert hatte. Curu sagte, er habe
alles mit angehört und sei während der Nachtstunden halbwach geblieben, um auf
verdächtige Geräusche vom Dachboden über ihnen, wo die Hunde geschlafen hatten,
zu lauschen. Für Brigit waren das große Neuigkeiten, und sie dachte mit
selbstgefälliger Genugtuung daran, daß sie fast eine ganze Nacht unter
demselben Dach verbracht hatten wie die Hunde, ohne entdeckt zu werden.
Es war wirklich sehr warm in
der Kammer. Das kann nur die Hitze des Feuers sein, dachte Pidge; aber als
Sonny schließlich die Geheimtür öffnete und den Kopf hereinstreckte, flutete
Sonnenlicht in die Kammer.
«Die Hunde waren heute nacht
hier», berichtete Sonny ihnen.
«Wissen wir», sagte Brigit
«Pidge und Curu haben sie gehört, aber ich hab’ fest geschlafen.»
«Jetzt sind sie weg. Sie haben
sich beim ersten Morgengrauen fortgemacht», sagte Sonny. Das alles schien ihn
köstlich zu amüsieren. «Ich habe euch trotzdem weiterschlafen lassen, bis ich
sicher war, daß sie keinen Vorwand mehr finden würden, zurückzukommen —
mißtrauisch wie sie sind.»
Sie kamen aus dem Dunkel
hervor, Spinnweben wegwischend, und traten in die Helligkeit, die aus der
geöffneten Eingangstür in die Küche strömte. Durch das Hornfenster fiel mildes,
gelbes Licht auf den Tisch, wo ihr Frühstück schon bereitstand. Sie gingen
barfuß über den warmen Fußboden, und Brigit hatte ihre geliebte Schultasche
schon über die Schulter gehängt Sie setzten sich auf dieselben Stühle ans
Feuer, auf denen sie sich am Abend zuvor in ihre warmen Decken gekuschelt
hatten; und Brigit löste den Riemen und holte ihre Socken und ihre Sandalen
hervor. Die Sonne strahlte durch den Schornstein herab; sie machte den
Torfstaub im Kamin sichtbar und ließ das lodernde Feuer blaß wirken.
«Was ist mit dem Winter los?»
fragte Brigit. Sie reichte Pidge seine Sandalen und seine Socken.
«Er ist weg. Das warme Wetter
ist zurückgekommen», antwortete Sonny.
«Ich werd’ meinen hübschen
Mantel und meine Stiefelchen und Handschuhe nicht anziehen können; die würden
mich an einem Tag wie heute fertigmachen», stellte sie fest.
«Sie sind auch weg», sagte
Sonny.
Als sie ihre Socken und ihre
Sandalen angezogen hatten, bat er sie, ein wenig vom Kamin abzurücken. Dann
schob er die Steinplatte beiseite und zeigte ihnen das leere Fach darunter.
«Hier habe ich sie gestern
abend vor den Hunden versteckt, aber jetzt sind sie nicht mehr da.»
«Warum sind sie weg?» fragte
Brigit
«Weil ihr sie nicht mehr
braucht»
Sonny schob die Platte wieder
zurück. Nachdem sie einen Moment nachgedacht hatte, meinte Brigit:
«Wahrscheinlich waren sie nur
geliehen.»
Pidge erspähte einen zweiten
Topf, der in einigem Abstand vom Feuer im Kamin stand. Er war zugedeckt, aber
Pidge sah, daß an der Seite etwas heruntergelaufen war, das jetzt verkrustet
war und sich von der Hitze braun färbte.
«Haben die Hunde auch zum
Frühstück Haferbrei bekommen?» fragte er.
«Ja, das haben sie!» sagte
Sonny voller Schadenfreude.
«Gut genug für sie», sagte
Curu, und ein bellendes Lachen kam aus seiner Kehle.
«Ich habe die ganze Nacht am
Feuer gesessen», erklärte Sonny. «Als sie herunterkamen, habe ich sie nicht aus
den Augen gelassen. Keine Sorge.»
«Ich bin froh, daß sie Haferbrei
bekommen haben», sagte Brigit. Sie betrachtete das Frühstück auf dem Tisch.
Sonny hatte Honig und Stachelbeermarmelade, eine große Schale Erdbeeren, Brot,
Butter und zwei Becher Milch bereitgestellt
«Ich kann keine Kreatur hungern
sehen — der Haferbrei hat ihnen zumindest die Mägen gefüllt», erklärte Sonny,
und er fügte hinzu: «Ich hatte Fleisch, aber das war für Curu.
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