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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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getan, um all dieses
Unheil zu verdienen, außer der kleinen Nachlässigkeit, Schnaps zu trinken?
    Melody Mondlicht stand auf und
wischte sich den Staub von der Sitzfläche. Sie gönnte sich noch ein gellendes
Lachen, bevor sie die Mórrígan und Breda Ekelschön einholte.
    Sie überreichte den Schmetterlingskäfig
der Mórrígan, die den Deckel öffnete. Der Wachtmeister und sein Fahrrad wurden
herausgeholt und an ihrem Armband befestigt. Sie waren jetzt goldene Anhänger.
Die Mórrígan hob den Arm, und alle drei lachten über diesen Einfall. Sie stiegen
wieder auf das Motorrad und setzten ihren Weg fort.
    Der Wachtmeister, der an dem
Armband baumelte, begriff nicht ganz, was mit ihm geschehen war. Er wußte zwar,
daß er von einer riesigen Hand aus seinem grünen Gefängnis geholt worden war;
aber er war ja starr und konnte den Kopf nicht wenden, um festzustellen, wie
die übrige Person aussah, der die Hand gehörte. Er wußte auch, daß sein Äußeres
ganz golden war und daß sich sein Fahrrad im gleichen Zustand befand und neben
ihm hing. Manchmal erhaschte sein Blick flüchtig andere goldene Dinge, die
neben ihm baumelten, wenn die Kette durch die Armbewegungen der Mórrígan in
Bewegung geriet. Er fühlte sich wie eine Makrele, aufgereiht an einer Schnur.
    Einmal sah er beim Hin- und
Herschwingen kurz ein Bein unter sich, das seine Form eher der Architektur als
der Natur zu verdanken schien. Der Fuß am Ende des Beins schien auf einer Art
schwarzem Sockel zu ruhen. Es war nur das Pedal des Motorrads, aber das wußte
er nicht, und für ihn sah es erschreckend aus.
    Sie durchschnitten die
Landschaft wie eine Kreissäge; das Getöse des dahinbrausenden Motorrads war
ohrenbetäubend.
    Er fühlte sich plötzlich leer
wie ein ausgeblasenes Ei und sehr müde. Zum Glück schlief er ein und bekam
lange, lange Zeit nichts mehr mit.
    Die Frauen fuhren weiter, und
ihre Schatten begleiteten sie als verzerrte Abbilder auf dem Boden.
    Später verschwand das Motorrad
unter ihnen, und nun flog nur noch ein Lichtstrom mit einem Schatten darunter
über die Erde dahin.

 
     
     
     
     
     
    s
führte nur eine Straße durch das Tal, und sie folgten ihr Schritt für Schritt.
    Die Arme Frau, die die Welt zum
ersten Mal wahrzunehmen schien, blieb die ganze Zeit schweigsam; aber sie hatte
ihren Kopf ein wenig gehoben und sah sich mit größter Anteilnahme und Neugier
um. Brigit hopste mit den Enten und Gänsen voran; sie brannte darauf, endlich
zum Tauschfest zu gelangen. Pidge versuchte, die Größe des mächtigen zweiten
Berges abzuschätzen, dessen Fuß steil in das Tal hineinragte. Er versperrte den
Blick auf das, was dahinter lag; aber wie Brigit hoffte er, daß sie bald in
Baile-na-gCeard sein würden.
    Es war Curu, der das Schweigen
schließlich brach.
    «Bin ich Ihnen auch nicht zu
schwer?» sagte er zu der Armen Frau.
    «Du bist wie ein Vögelchen —
ein weicher, warmer Hauch, fast ohne Gewicht», antwortete sie unbestimmt, als
sei sie mit ihren Gedanken anderswo.
    Pidge und Curu wußten beide,
daß das nicht stimmen konnte, denn der Fuchs war ein ausgewachsenes und
gesundes Tier. Und obwohl Curu an den Bewegungen unter seinem Körper spürte,
daß die Frau nicht so gebrechlich war, wie sie aussah, und sehr kräftige
Muskeln hatte, zweifelte er daran, daß sie ihn wirklich als so leicht empfand,
wie sie behauptete.
    Es ist nur eine Redensart,
dachte Pidge.
    Das lange Schweigen hatte ihn
ein bißchen verunsichert. Er dachte die ganze Zeit an die große Gestalt, die
neben ihm ging, und fragte sich, ob er sich um ein Gespräch bemühen sollte —
Erwachsene schienen das ja immer zu erwarten. Und vielleicht würde sie ihn bald
für dumm oder langweilig halten, wenn er nichts sagte, oder sie dachte gar, er
wolle nicht mit ihr sprechen, weil sie sich vorhin so seltsam benommen hatte.
    Und das durfte auf keinen Fall
sein, dachte er ernst; vor allem, wenn sie dann vielleicht wieder so traurige
Gedanken bekam.
    Deshalb sagte er:
    «Wissen Sie, was
Baile-na-gCeard bedeutet?»
    «Es heißt Stadt der
Kunsthandwerker», antwortete die Arme Frau, den Kopf immer noch von ihm
abgewandt, und starrte wie gebannt die Mädesüßblüten an, die den Wegrand
schmückten. Sie schien ganz bezaubert von ihnen zu sein, wie überhaupt alles,
was sie sah, ihre Verwunderung weckte.
    «Ach so», sagte Pidge und wurde
rot. Jetzt bin ich genauso klug wie vorher, dachte er kläglich.
    Kunsthandwerker!
    Wieder ein Wort, das er nicht
kannte. Die Arme Frau

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