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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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immer noch nicht auf Sie warf Pidge einen
kummervollen Blick zu.
    «Ich war so geduldig», beklagte
sie sich.
    «Mach dir keine Sorgen. Wir
sind einfach noch nicht an der richtigen Stelle angekommen», sagte er ins Blaue
hinein und hoffte, es möge stimmen, damit Brigit nicht zetermordio schrie. Und
sie gewann tatsächlich ihre gute Laune zurück und freute sich über alles, was
es zu sehen gab. Sie drängten sich weiter durch die Menge.
    Dann kamen die Schaubuden, die
Feuerschlucker und Akrobaten, ein Entfesselungskünstler und ein Mann, der so
weiche, biegsame Gelenke hatte, daß er seinen Körper wie einen Schal verknoten
konnte und dabei immer noch lächelte, weil es kein bißchen weh tat. Die Leute
schlugen so viel Vergnügen aus allem, wie sie konnten, als ginge es im Leben um
nichts anderes.
    Dann, als sie um eine Ecke
kamen, sahen sie einen großen, dünnen Mann beiläufig an der Mauer eines Ladens
lehnen. Blitzartig erkannte Pidge in ihm den Mann, der damals, kurz nachdem
offenbar alles angefangen hatte, das Buch hatte kaufen wollen. Also waren die
Hunde auch hier! Ein Schauder überlief Pidge, weil er einem von ihnen so nahe
war. Dieser hatte so getan, als sei er ein Hausierer. Der Mann entblößte sein
Gebiß zu einem Lächeln, und da sah Pidge wieder die spitzen Hundezähne blitzen.
Die Zunge fuhr rasch über die Lippen, die Augen richteten sich ruckartig auf
Curu, und ein Zittern überlief den Mann. Pidge sah es genau. Curu wurde
totenstarr, aber die Frau flüsterte ihm etwas zu und funkelte den Mann an, der
sich zwang wegzusehen. Pidge schauderte, als sie an ihm vorbeigingen. Dies war
der Hund mit dem Namen Grimmy, aber das wußte Pidge nicht.
    Sie können uns hier, unter all
den Leuten, nichts tun — selbst wenn wir davonlaufen, dachte er ein paar
Minuten später, und er lachte leise vor sich hin.
    Danach sah er überall Leute
auftauchen, die ungewöhnlich groß und dünn waren, und er wußte, wer es war. Es
waren die Hunde.
    Nun begann jemand, einen
Leierkasten zu spielen, und die Menschen drängten sich lachend und
durcheinanderredend dicht im Kreis, und ihre derben Schuhe klapperten auf dem
Pflaster.
    Ein Bauer trat zu ihnen und
fragte die Frau, ob sie ihre hübschen Gänse und Enten gegen eine Geiß und ihr
Junges tauschen würde. Einen Augenblick lang herrschte Panik unter dem
Federvieh, aber die Arme Frau erklärte dem Mann sehr höflich, daß sie ihr gar
nicht gehörten und daß sie sie deshalb für nichts anderes eintauschen könne,
auch wenn die Geiß sehr charaktervoll und das Kleine allerliebst sei. Der Bauer
tippte an den Hut und ging seiner Wege.
    Pidge bemerkte, daß drei der
Großen, Dünnen plötzlich aus der Menge aufgetaucht waren und sich
herangestohlen hatten, um zu lauschen, sobald der Bauer zu ihnen getreten war.
    Das ist also ihr Spielchen —
Spionieren und Schnüffeln! sagte er sich.
    Die Blicke der Hunde huschten
immer wieder zu Curu hin, ohne daß sie es verhindern konnten. Obwohl sie sich
im Zaum zu halten versuchten, zwang ihre ureigenste Natur sie dazu, ihn zu
beobachten, und sie bekamen Stielaugen dabei. Sie zogen sich zurück, als der
Bauer an seinen Hut tippte.
    Ein schrecklicher Augenblick
war es auch, als zwei Frauen Curu bewunderten und plötzlich eine große, dünne
Person wie aus einem Zylinder gezaubert dabeistand. Eine der Frauen fragte, ob
sie den herrlichen Pelz einmal anprobieren dürfe.
    «Er wimmelt von Flöhen», sagte
Brigit und sie machten sich rasch aus dem Staub.
    Danach hörten sie eine Weile
dem Flötenspielwettbewerb zu, und dann stellten sie sich auf eine niedrige
Mauer, um einer Truppe von Tänzern zuzusehen, die auf einer Bretterbühne
verschiedene Hornpipes und Jigs tanzten. Die Mauer war dicht besetzt mit
Leuten, die den behenden Gestalten zusahen. Gleich nebenan wurden Stachelbeeren
verkauft, das halbe Pfund für einen Penny, und Apfelmost vom Faß für zwei
Penny, und es gab Portwein aus dem Fäßchen und einen Hau-den-Lukas, bei dem
eine Glocke verkündete, wie stark man gewesen war, und eine Schießbude.
    Durch das Gedränge wurde eine
große, dünne Person von der Mauer geschubst; sie rutschte auf der von vielen
Schuhen aufgewühlten, matschigen Erde aus, und bevor er sich’s versah, war
Pidge heruntergesprungen und half ihr auf. Es war ein merkwürdiger Moment, als
er unvermutet in erschrockene braune Augen blickte, die einen fragenden und
verwirrten Ausdruck annahmen. Pidge lächelte flüchtig und stieg wieder auf die
Mauer. Diese

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