Die Meute der Morrigan
und
schwungvoll drauflos. Ihre Backen waren aufgebläht, als steckten kleine
Runkelrüben darin, und alle Gesichter glühten rot wie zehn Sonnenuntergänge.
Rings um den Platz waren Stände aufgebaut, mit Fähnchen und Blumen geschmückt,
an denen allerlei Köstlichkeiten für hungrige Mäuler verkauft wurden und wo es
allerlei Tand, Schnickschnack und Jahrmarktströdel gab. Der Festeslärm wogte
über dem Städtchen, und die Düfte von heißem Kaffee, gebratenem Fleisch,
gebranntem Zucker, Orangen und frischgebackenem Rosinenbrot versuchten einander
in ihrer Köstlichkeit zu übertrumpfen. Die allerbesten Gerüche aber kamen aus
einem Kaffeehaus, das ‹Zum Gelben Apfel» hieß.
Brigit war ganz außer sich, und
auch Pidge hatte es gepackt. Das ganze Städtchen schien zu frohlocken. Es fiel
Curu furchtbar schwer stillzuhalten. Der Fleischduft war so stark und
verlockend, und er fand den Geruch der Menschen schrecklich und bedrohend.
Gegen all seine Instinkte zwang er sich, stillzuliegen und seinen schlauen
Augen einen leeren Ausdruck zu geben. Die Arme Frau spürte, daß sein Herz
pochte und raste wie eine verrückt gewordene Taschenuhr.
«Ist schon gut — bleib nur
ruhig», flüsterte sie, und ihre Worte flößten ihm Mut ein.
Immer noch nahm niemand
besondere Notiz von dem «Pelz» um den Hals der Armen Frau oder dem Zustand
ihrer Kleidung. Es war, als seien alle hier daran gewöhnt, zerlumpte Leute
herumspazieren zu sehen, die lebendige Füchse auf den Schultern trugen.
«Bleibt beisammen, Jungs — und
paßt auf die Stiefel auf», warnte die kleine braune Ente.
«Tun wir, o ja, tun wir»,
antworteten die anderen eifrig und nickten mit den Köpfen, um zu zeigen, wie
ernst sie es nahmen.
Einmal dachte Pidge einen
Augenblick lang, das Gesicht eines Freundes in der Menge zu sehen — es war ein
Mann, der ihm bekannt vorkam und der an einem Stand Äpfel und Windräder aus
Papier verkaufte — , aber er konnte nicht feststellen, ob es wirklich stimmte,
da seine Gefährten sich durch die Menge drängten und er dicht hinter ihnen
bleiben mußte, um sie nicht zu verlieren.
Die Leute ringsum hatten ihren
Spaß daran, Dinge auszutauschen. Sie sahen einen Postboten, der drei Briefe
gegen Küsse von einer errötenden jungen Schönheit tauschte; ein halbes Dutzend
Priester, die sich in Ladeneingängen herumdrückten, tauschten
Eiercremetörtchen; zwei starke Riesenmänner, nackt bis zur Taille, tauschten
Fausthiebe, wobei sie sich starr hin- und herwiegten und keinen Zoll auswichen.
Die Strohburschen tanzten überall herum, und es gab ein Zelt mit einer
Wahrsagerin, von der sich alle ihre Zukunft Voraussagen ließen, sogar eine
Katze; ein Mann verkaufte pfeifende gelbe Vögel aus Pappmache, die mit einer
Schnur an einem Stecken befestigt waren und die man schwungvoll im Kreis
herumwirbeln ließ, bis sie sangen; und die Straßenhändler und Standbesitzer
riefen ihre Waren aus.
«Zuckerkringel! Köstliche
Zuckerkringel — drei Stück ein Penny!» rief gerade einer in ihrer Nähe.
Und da waren zwei kleine Buben,
sommersprossig und rothaarig, die Beleidigungen und Herausforderungen
austauschten; und zwei alte Frauen mit Umhängetüchern über den Schultern, die
Geflüster austauschten — Geheimnisse oder Rezepte oder Klatsch oder
fürchterliche Wahrheiten. Drei ältere Herren in Tweed-Knickerbockers tauschten
ausländische Briefmarken, und eine Gruppe junger Männer tauschte Lügen und
Prahlereien aus. Eine Schar von Damen mittleren Alters stand mitten auf der
Straße und tauschte fröhlich die Hüte, und alle Leute trugen Sträußchen oder
einzelne Blumen, die sie irgendwo angesteckt hatten. Überall flatterten Fahnen
und Bänder, und auf einem Spruchband stand, daß auf einem Feld ein
Flötenspielwettbewerb und auf einem anderen ein Wettklettern an einer
eingefetteten Stange stattfinde, bei dem man ein Schwein gewinnen könne.
Ein Mann, über dessen Kopf eine
riesige Wolke bunter Luftballons schwebte, rief:
«Balloohne! Holt euch Balloohne
in allen Farben, allen Größen!»
Und eine Frau mit einem Korb
schrie:
«Brauner Kandis! Brauner Kandis
in Papiertütchen! Kauft euch braune Zuckerstangen — nur ein Penny!»
Eine andere Frau schrie mit ihr
um die Wette:
«Mohrenköpfe und Glückskugeln.
Kauft eine Glückskugel!» Aber alle waren dabei gutgelaunt und hatten ihren
Spaß.
Brigit versuchte wieder, den
Deckel ihrer Dose zu öffnen, und machte dabei vor lauter Mühe ein wild
entschlossenes Gesicht; aber er ging
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