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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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und gekränkten Blicken hin und her.
    Sie starrten Curu an, ihre
Augen flackerten, und ihre Lippen entblößten die scharfen Zähne, und in einem
Augenblick verwandelten sie sich von menschlichen Gestalten in echte Hunde.
Curu sprang fort und verschwand wie ein Blitz in der Menge, und die Hunde
rasten ihm unter furchterregendem Gebell nach. Die Menge teilte sich, um Curu
durchzulassen. Sie bildete keine Gasse von Zuschauern, die begeistert mit
ansahen, wie ein Tier um sein Leben rannte, sondern sie machten Platz für Curu
und schlossen sich dann wieder dicht zusammen, so daß die Hunde kaum ein
Durchkommen hatten. Bald schon konnte man nicht mehr durch die Menschenmasse
hindurchsehen.
    Da begriffen Pidge und Brigit
plötzlich, daß Curu fort war!
    Brigits Augen füllten sich mit
Tränen; sie war sicher, ihn nie wiederzusehen, und sie fühlte sich elend und
traurig.
    «Ich hab’ ihn nicht halb so oft
gestreichelt, wie ich gekonnt hätte, als er noch da war», sagte sie und
schluchzte.
    Pidge hatte selbst Mühe, die
Tränen zurückzuhalten. Nun hat er schon zum zweitenmal sein Leben riskiert, um
uns zu helfen, dachte er. Er hatte ein schmerzhaftes, unangenehmes Gefühl in
der Brust, und er spürte einen Kloß im Hals.
    Die Arme Frau strich Brigit
sanft übers Gesicht, dann nahm sie Pidges Hand und drückte sie herzlich.
    «Vielleicht seht ihr ihn
wieder. Nichts ist sichen», sagte sie sanft
    «Wir glauben, daß er’s schafft,
oder nicht?» sagte die kleine braune Ente.
    «Er schafft’s, er schafft’s, o
ja, er schafft’s», sagten alle anderen.
    «Vor allem, da die Hunde durch
diese Menschenmassen behindert sind», fügte Thick Dempsey hinzu; aber niemand
lachte.
    Eine Weile standen alle
schweigend da und sahen einander an. Es schien nichts mehr zu geben, was man zu
Curus Verschwinden sagen konnte.
    Mit einem Seufzer beschloß
Pidge, daß er und Brigit nun die Wahrsagerin suchen müßten, und er fragte sich,
was er mit der Armen Frau und den Enten und Gänsen anfangen sollte.
    «Möchten sie mit uns kommen?
Wir müssen das Zelt der Wahrsagerin suchen», sagte er.
    Mit einem Kopfschütteln und
einem Lächeln sagte die Arme Frau:
    «Nein, ich werde nicht
mitkommen. Jetzt, wo ihr mich nicht mehr braucht, gehe ich wieder meiner
eigenen Wege. Ich danke euch für eure große Güte und eure Freundschaft Ich muß
euch sagen, daß ich euch glücklicher verlasse, als ich bei unserer Begegnung
war.»
    Da verabschiedeten sie sich
alle voneinander. Brigit versuchte, alle Enten auf einmal zu küssen, aber sie
reihten sich ordentlich in einer Schlange auf und hielten ihr nacheinander die
Schnäbel hin. Sie war überrascht als Charlie und seine Sippschaft sich
ebenfalls aufreihten, um ihren Abschiedskuß entgegenzunehmen.
    Als sie fort waren, blieb Pidge
mit einem Gefühl der Enttäuschung zurück. Der Tag hatte all seinen Glanz
verloren. Auch Brigit empfand es so, denn sie sagte:
    «Wären wir bloß nie
hierhergekommen. Ich werd’ sie alle vermissen, aber am meisten werd’ ich Curu
vermissen. Und diese ganzen Tauschbonbons sind mir völlig schnuppe. Mir
reichfs.»
    Ihre Stimme zitterte immer
noch.
    «Wir sollten jetzt wohl
losgehen und die Wahrsagerin suchen, wo wir schon mal da sind — sonst haben wir
nur unsere Zeit vergeudet», sagte Pidge verbissen.
    Brigit fuhr sich mit dem Ärmel
über die Augen.
    «Mir geht’s genauso», verriet
ihr Pidge. Er schaute weg, für den Fall, daß er wirklich weinen mußte. Dafür
bin ich zu alt, sagte er sich streng.
    Sie wanderten wieder durch die Menschenmenge,
die sich jetzt, wo die Hunde weg waren, etwas gelichtet zu haben schien.
    Doch als sie an das Zelt kamen,
das in fröhlichen Farben prangte, war die Wahrsagerin auch nicht mehr da. Sie
hatte ein Schild aufgehängt, auf dem stand:
     

     
    Sie lugten durch eine Spalte in
der Leinwand in das Zelt und sahen, daß es leer war.
    «Und was machen wir jetzt?»
dachte Pidge laut.
    «Schau mal!» rief Brigit aus
und zeigte nach unten.
    Zu ihren Füßen blühten
Löwenzahn und Gänseblümchen dicht nebeneinander in einem Streifen. Er begann
bei Brigits Zehen und führte weg vom Zelt der Wahrsagerin, und er sah aus wie
eine Schnur aus zwei leuchtenden Farben, die durchs Gras lief. Pidge erkannte
sofort, daß es ein Blumenpfad war, dem sie folgen sollten — es war ein klares
und unmißverständliches Zeichen.
    Die Blumenlinie lief
schnurgerade durch die übriggebliebenen Festbesucher, und keiner von ihnen trat
darauf Und als Pidge und

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