Die Meute der Morrigan
Brigit.
«Nachdem ich die Stadt hinter
mir gelassen hatte, legte ich meine Fährte auf den ganzen Weg bis zurück zum
Einmannpaß. Ich war unglaublich schnell, und als ich dort war, sah ich immer
noch nichts von ihnen. Ich hab’ mich gründlich umgesehen, das könnt ihr mir
glauben! Dann rannte ich auf meiner eigenen Fährte zurück und verließ
schließlich den Weg und meine Fährte, indem ich auf den Felsblock sprang, bei
dem wir die Frau und das Federvieh getroffen hatten. Danach durchquerte ich das
Tal und erreichte den Wasserfall, bevor die Hunde auftauchten. Wie schlug mir
das Herz da im Hals, als ich so nah an der Straße war, auf der sie vorbeikommen
mußten, wenn sie noch hinter mir her waren. Ich duckte mich hinter den
Wasserfall und wartete.»
«Ach, deshalb bist du so naß!»
warf Pidge ein.
«Ja, und kaum war ich da, kamen
sie dahergerannt, die Nasen immer dicht an meiner Fährte auf dem Weg. Am
Wasserfall kam mir der Wind zur Hilfe; sie haben mich nicht gewittert, und ich
schaute ihnen nach, bis ich sah, daß sie über den Paß liefen. Sobald sie außer
Sichtweite waren, rannte ich hierher zurück, und der Strohbursche hat mir dann
gesagt, wo ich euch finden kann. Das ist alles. Übrigens, ihr habt recht —
diese Hunde sind keine Fuchshunde, und sie können sicher ungeheuer schnell
sein, wenn sie wollen — , ihr hattet Glück, daß sie euch bis jetzt noch nicht
gejagt haben.»
«Du warst so schnell, weil dir
Sonny Earley diese Kräuter gegeben hat», sagte Brigit.
«Ja, ich weiß. Wenn ein
Würstchen lebt, hat es dann Haare, pell oder Federn?» fragte Curu sehr
interessiert.
Sie mußten alle lachen.
«So sagt doch! Wie viele Beine
hat es?» beharrte er. «Und was frißt es? Weidet es oder jagt es, und wenn es
jagt, was jagt es dann? Das würd’ ich wirklich gern wissen.»
Alle brüllten vor Lachen.
«Ein Würstchen ist kein Tier»,
erklärte Pidge schließlich. «Es besteht aus Hackfleisch, Gewürzen und Kräutern
— das ist alles.»
«Oh», sagte Curu enttäuscht.
«Ich hatte schon gehofft, ich könnte mir ab und zu welche fürs Abendessen
jagen. Kräuter sagst du? Also Kräuter hab’ ich in der Vergangenheit nicht richtig
eingeschätzt, das ist mir klar. Aber ich kenne mich damit nicht aus, und
deshalb bleib’ ich lieber bei dem, was ich bisher gegessen habe.»
Als Curu mit seinem Mahl fertig
war, saßen sie schweigend und zufrieden im Halbkreis um das Feuer.
«So oder so wird alles bald ein
Ende haben», bemerkte Patsy nach einer Weile.
Er war nun irgendwie verändert.
Sein Blick und seine Gesten waren würdig und sehr fein und sein Gesicht
gelassen und ruhig.
«Wollen Sie damit sagen, daß
alles schon fast vorbei ist? Aber wir haben den Kieselstein doch noch gar nicht
gefunden», sagte Pidge überrascht.
«O doch, das habt ihr»,
erklärte Boodie. «Man weiß jetzt, daß der Kieselstein sich im dritten Tal
befindet, und darüber müssen wir nun sprechen.»
Auch mit Boodie war eine Veränderung
vorgegangen. Ihr Gesicht war von einer Schönheit, die Pidge bisher nicht
bemerkt hatte; und auch ihre Stimme klang anders — sie war sanfter, und sie
sprach die Worte klar und lieblich aus. Das komische Gehabe war verschwunden
wie alte Kleider, die man abgelegt hat
«Oh, wie schön!» rief Brigit.
«Ich bin froh, daß wir ihn gefunden haben. Das wird dem Dagda gefallen.»
Es war ein zauberischer
Augenblick, als Boodie mit einem Stecken das Feuer schürte. Es hatte etwas
Weihevolles, Hochgestimmtes wie in der Kirche. Ihre Bewegungen und ihr
Gesichtsausdruck waren nobel und anmutig, ganz als sei sie eine edle Dame. Das
Feuer glühte hellgelb, lichtorange und flammend rot. Gebannt und wie träumend
blickten sie alle in die Glut
«Ihr müßt wissen», war Patsys
Stimme zu vernehmen, «daß das dritte Tal seltsam und voller Geheimnisse ist.
Über tausend Jahre lang hat es keiner betreten. Es ist im Grunde ein widriger
Ort ohne jede Schönheit. Die Sonne scheint nur wenige Augenblicke am Tag
hinein, denn die Wände sind steil, und das Tal ist eng.»
Nun schien alles Licht vom
Feuer zu kommen. Während sie Patsys und Boodies Worten lauschten, senkte sich
Dämmerung nieder, und außer dem Feuer, das ihre Blicke gefangenhielt, war die
Welt ringsumher tiefblau.
«Es ist eher eine Schlucht als
ein Tal», sagte Boodie. «Das Wissen um seine Dunkelheit und Schroffheit wurde
durch die Jahrhunderte von Mund zu Mund weitergegeben. Indessen hat sich etwas
Böses dort eingenistet und hält sich
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