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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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ihren Strahlen, so daß er in
glitzernden Tropfen herabkam. Radairc kreiste im Regen, und dann kam er zu
ihnen geflogen und sagte:
    «Es ist wirklich alles vorbei.»
    Da erschien ein Regenbogen, und
Brigit ergriff Pidges Hand, denn der Regenbogen ließ Musik erklingen, und das
war nichts Alltägliches, sondern wirklich wunderbar. Jede Farbe hatte ihren
eigenen reinen und wunderbaren Klang — eine Musik, schöner, als man sie sich
vorstellen oder erträumen kann. Sie schienen mit jeder Pore, jeder Haarwurzel,
mit ihren Fingerspitzen und der Haut im Nacken zu lauschen. Während sie so
verzückt dastanden, weitete sich der Regenbogen ganz, ganz langsam und reichte
bis zu ihnen hin. Er hüllte sie in seine Strahlen ein, und sie spürten, wie
seine Farben auf ihren Armen und Gesichtern prickelten und tanzten. Winzige
violette und grüne Perlen hingen in den zarten blonden Haaren auf Brigits
nackten Armen und überzogen Pidges Gesicht; und sie funkelten wie winzige
Lichter an einem Weihnachtsbaum. Die klare, unirdische Musik war ein
Dunstschleier und ein Sturm und eine Stille zu ihren Füßen. Radairc war ein
glückseliges Federbällchen. Dann begannen die Farben wie ein Zauberfluß zu
strömen, und die Kinder bewegten sich mit ihnen. Sie wollten etwas sagen, aber
sie fanden keine Worte. Schließlich sagte Brigit:
    «Pidge, wir fahren auf einem
Regenbogen.»
    Und Pidge merkte, daß er nicht
mehr hervorbrachte als: «Ja.»
    Denn dies war des Dagda Liebe
und Dank, und die Kinder erfuhren die größte Freude ihres Lebens.
    Sanft schwebte der Regenbogen
über den Himmel, bis er sie schließlich durch das große Steintor von Shancreg
trug. Noch ein paar Sekunden lang wirbelte der Regenbogen mit seiner Musik um
sie, dann hatte er sich aufgelöst
     
    Pidge sah zum Himmel auf und
bemerkte, ohne überrascht zu sein, daß das Flugzeug immer noch da war und
seinen Kondensstreifen zog; die Spur, die es zuvor hinterlassen hatte, schwebte
in kleinen Fetzen dahin. Er schaute auf den Boden und sah einen Apfelbutzen
daliegen, der nur ein wenig braun angelaufen, aber noch frisch war, und er
wußte, daß sie nur etwa eine Stunde lang fort gewesen waren.
    Sie schauten beide zu dem
Steintor zurück, und da schwebte eine Seifenblase auf sie zu. Es war die letzte
Seifenblase aus Hannahs Händen, die eine, die davonflog, als alle anderen schon
zerplatzt waren.
    Die Seifenblase kam heran und
schwebte über ihnen in der Luft Sie wurde größer und dehnte sich aus, bis sie
wie eine durchscheinende Kuppel aussah, die sich auf sie niedersenkte und sie
einhüllte. Es war, als stünden sie in einer Glaskugel wie der mit der
Schneelandschaft, die sie gehabt hatten.
    Und da kamen ihre Freunde, um
sich von ihnen zu verabschieden — sie sahen sie alle noch einmal wieder.
    Zuerst war mit einem Mal
Cathbad da, groß und stolz in seinen weißen Gewändern. Er lächelte ihnen zu.
Während sie ihn ansahen, veränderte sich sein Gesicht und war für Augenblicke
das Gesicht des alten Gelehrten, dem Pidge am ersten Tag in dem Buchladen
begegnet war. Und dann war es wieder Cathbads Gesicht.
    Dann kamen Hannah und Corny
lachend und tanzend herbei. Während sie sich näherten, zitterten ihre Umrisse
ein wenig, und sie verwandelten sich für kurze Augenblicke in ihre alten
Freunde Boodie und Patsy. Dann wurden sie zu schönen, strahlenden Gestalten.
Die Kinder sahen, wie sie wirklich waren. Brigit, die Göttin des Herdfeuers,
hatte ihre bescheidenen Löwenzahnblüten mitgebracht; und Angus Óg, der Gott der
Liebe, hatte nicht nur seine Gänseblümchen bei sich, sondern auch einen Kranz
weißer Vögel, die um sein Haupt kreisten.
    Die Sieben Maines kamen, und
jeder nahm für einen Augenblick die Gesichter der Kinder in seine Hände und
küßte sie leicht auf den Scheitel. Und auch die Arme Frau mit ihren Gänsen und
Enten war da, und sie verwandelten sich wieder, wie sie sich schon einmal
verwandelt hatten, so daß nun die Königin Maeve und Ailill und all ihre Leute
vor Pidge und Brigit standen. Sie bezeugten ihre Ehrfurcht vor den Kindern,
indem sie ihnen ihre Schwerter, Schilde und Speere zu Füßen legten.
    Dann kam der Alte Angler
herbeigelaufen, zuerst nur ein Punkt in der Ferne; als er vor ihnen stand, war
er wieder Cúchulain, der Krieger und Held. Er bückte sich nieder, legte um
jeden von ihnen einen Arm und stellte sie auf seinen Schild, den er hoch über
seinen Kopf hob; da konnten sie Daire und Finn und ihr ganzes Volk sehen. Und
während Cúchulain sie

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