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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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Seite wandte, erblickte er
plötzlich den Wall aus Wasser.
    Die Kinder sahen, wie sein
kleiner Körper einen Augenblick lang vor Entsetzen starr aus dem Wasser ragte;
dann tauchte er unter und war nicht mehr zu sehen.
    Nun hatten sie den Kieselstein
wieder, und das Boot setzte seinen Weg fort. Radairc kreiste wartend über ihnen
und rief:
    «Hierher, Pidge! Hierher,
Brigit!»
    Das Boot brachte sie an Land
und trieb davon.
    Pidge sah die feuchte Erde am
Ufer und die Spuren der Rinder und der anderen Tiere, die zum Trinken hierher
gekommen waren; es war ein vertrauter Anblick, der ihn tröstete. Er wußte, daß
die Mórrígan durch das Wasser aufgehalten wurde und daß jeder Schritt sie ihrem
Zuhause näherbrachte. Er hatte immer noch keine Ahnung, was er mit dem
Kieselstein tun sollte, und er wußte nicht, daß die Mórrígan ihn weiter
verfolgen würde, weil sie Olc-Glas haben wollte. Dann kamen sie wieder in den
Nebel.
    «Wann wir wohl die erste Kerze
sehen werden?» fragte Brigit
    Radairc stieß aus dem Nebel
herab, rief: «Geradeaus!» und erhob sich wieder in die Luft.
    «Vielleicht gibt’s diesmal gar
keine Kerzen. Wir haben ja Radairc, der uns den Weg zeigt Er weiß, wo wir sind,
denn er führt uns ja», sagte Pidge.
    Es war ein wunderbares Gefühl,
wieder ringsum in Nebel gehüllt zu sein; sie fühlten sich geschützt darin.
    «Und was ist mit Serena?»
    «Ich weiß nicht Vielleicht ist
sie nur dazu da, einen hineinzuführen, und wir gehen ja jetzt hinaus.»
    Während sie weitergingen,
erschien keine einzige Kerze, und auch von Serena gab es weit und breit kein
Lebenszeichen. Doch Radairc stieß immer wieder einmal aus dem Nebel herab,
sagte ihnen, sie sollten ein wenig mehr nach rechts oder nach links gehen und
verschwand dann wieder im Nebel über ihnen.
    Pidge war sich jetzt noch
sicherer, daß nun alles gut war und daß sie bald bei den Steinen von Shancreg
anlangen würden — dem Tor, durch das sie wohlbehalten wieder in ihre eigene
Welt und ihr Zuhause gelangen würden.
    Doch auf einmal war Serena
wirklich da; sie umarmten sie beide immer wieder, und dann gingen sie neben ihr
her, jeder einen Arm um ihren warmen, weichen Nacken gelegt. Sie gingen durch
den sanften Nebel dahin, und es wurde ihnen wieder leicht ums Herz.
    Pidge malte sich in Gedanken
aus, wie es sein würde, Tante Bina und den Vater nach all der Zeit
wiederzusehen. Er fragte sich, wie er ihnen erklären sollte, daß sie so lange
fortgewesen waren, und vor allem, warum sie weggegangen waren, ohne jemandem
etwas zu sagen.
    Er fragte sich, wie böse sie
wohl sein würden, weil sie sich so geängstigt hatten. Die Erwachsenen wurden
immer böse, wenn Kinder ihnen einen Schrecken einjagten, weil sie etwas
Gefährliches taten oder nicht rechtzeitig nach Hause kamen. Er war gerade bei
dem Gedanken angekommen, daß man den Wachtmeister von ihrer Abwesenheit
unterrichtet hatte und daß er sie hatte suchen wollen, als Brigit sagte:
    «Horch!»
    Irgend etwas war hinter ihnen
im Nebel. Serena ging schneller und sagte: «Bleibt nicht stehen!», aber sie
waren schon stehengeblieben und hatten sie in ihrem Schrecken losgelassen, und
sie war weitergegangen, bevor sie es merkte.
    Irgend etwas Furchtbares kam
auf sie zu. Sie hörten Geräusche, aber sie waren seltsam und unerklärlich. Man
wußte nicht, woher sie kamen, denn der dichte Nebel veränderte alle Laute.
    Sie hörten, wie Serena nach
ihnen rief, aber auch jetzt verzerrte der Nebel ihre Wahrnehmung, und sie
wußten nicht, von woher das Rufen kam. Pidge nahm Brigit an der Hand, und sie
liefen los, um sie zu suchen. Gleich darauf mußte Radairc durch den Nebel
gestoßen sein, um ihnen zu helfen; sie hörten ihn rufen, aber sie hatten keine
Ahnung, wo er war.
    Ganz plötzlich merkten sie, daß
die verwirrenden Geräusche dicht hinter ihnen waren.

 
     
     
     
     
     
    ie
hörten das fürchterliche Keuchen eines Tieres, das aus Leibeskräften rannte.
    Einen Augenblick lang knickten
ihnen die Beine vor Angst ein, zuckten wie die Beine wackeliger Fohlen und
wollten von selbst loslaufen, aber sie wußten immer noch nicht, in welcher
Richtung Serena zu finden war. Schließlich packte Pidge Brigit am Ärmel, und
sie rannten einfach davon.
    Pidge schaute sich einige Male
um, und schließlich sah er aus dem Augenwinkel den Umriß eines Hundes oder
Wolfes, der nach Kräften versuchte, sie einzuholen. Er wußte, daß das Tier in
wenigen Sekunden bei ihnen sein und sie fangen würde. Er hielt Brigits Hand

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