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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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Wasserloch, das von einem riesigen, runden Gitter bedeckt war. In der
Mitte war ein kleinerer Kreis, von dem Speichen ausgingen. Auf einer Seite des
Gitters stand eine große, grünfleckige Messingglocke auf dem Boden.
    Es war alles rätselhaft Sie
saßen in der Falle. Alle drei wußten sie es, denn hier gab es kein Versteck.
Selbst wenn sie die Kraft gehabt hätten, die Glocke hochzuheben und
darunterzukriechen, würde man sie schließlich finden, denn es war der einzige
Ort, an dem man suchen konnte.
    Sie ließen ihre Blicke über die
schreckliche steinerne Schale gleiten, aus der sie unmöglich hinausklettern
konnten, und sie waren überzeugt, in einem Gefängnis zu sitzen — einem
Gefängnis der Mórrígan. Pidge glaubte, die Pferde irgendwo im Nebel herannahen
zu hören, und er wußte, daß es jetzt nur noch eine Frage der Zeit war.
    Wir finden hier wahrscheinlich
den Tod, dachte er wie betäubt.
    So waren sie also nun doch noch
gefangen.
    Curu ließ sich erschöpft auf
den Boden fallen. Sein Brustkasten hob und senkte sich, die Zunge hing ihm
heraus, und er lag da und schaute sie mit blutunterlaufenen Augen an, die
voller Schmerz waren.
    Brigit sah die bedrohlichen
Steinwände an und schien in sich zusammenzusinken. Es war ihr anzusehen, daß
ihr Mut sie fast vollständig verlassen hatte. Es gab nichts mehr zu sagen, was
Bedeutung gehabt hätte; alles, was Pidge tun konnte, war, in einer nutzlos
beschützenden Geste den Arm um sie zu legen. Mit der anderen Hand hielt er
immer noch den sich sträubenden Kieselstein umklammert. Er hörte die Pferde
irgendwo durch den Nebel galoppieren und wußte, daß die furchterregenden
Kriegerinnen sie früher oder später entdecken mußten. Da blitzte ein letzter
Funke Trotz in ihm auf. Sollen sie ihn sich doch von mir holen! dachte er wie
von Sinnen. Sollen sie ihn meiner toten Hand entreißen, wie ich ihn dem Glomach
entreißen mußte.
    Heftig zitternd dachte er an
die Hunde, deren Zähne zum Zerreißen gemacht waren, und an die schrecklichen
Kriegerinnen mit ihren Schwertern und Speeren.
    Tränen der Trauer, der Angst
und des Kummers rannen ihm über das Gesicht, und er dachte wieder, wie sinnlos
doch alles gewesen war.
    «Hab keine Angst», sagte eine
Stimme. «Der Dagda ist mein Vater.»
    «Wie?» sagte Pidge und blickte
wie geblendet um sich. Er glaubte, er habe geträumt
    «Ihr habt sie beinahe besiegt,
habt keine Angst Nimm die Schlange.»
    Es war der Aal! Der Große Aal
aus dem Wasserfall! Sein Kopf tauchte im Innenkreis des Gitters auf.
Augenblicklich erschien das eiserne Kästchen zwischen seinen Kiefern, und Pidge
ergriff es. Er bemühte sich, den Kieselstein fest in der einen Hand zu
behalten, während Brigit ihm mit zitternden Händen half, das Kästchen zu
öffnen. Er riß das Blatt mit Olc-Glas an sich und ließ das Kästchen zu Boden
fallen. Das Blatt versuchte, sich ihm zu entwinden. Wild flatterte es in seiner
Hand.
    Ohne recht zu wissen, was er
tat, öffnete Pidge die Faust, die den Stein festhielt, und ließ seine Tränen
darauf fallen. Plötzlich verbreitete sich ein widerlicher Gestank, und die rote
Verfärbung des Steins begann sich aufzulösen. Das Blatt in seiner anderen Hand
versuchte noch heftiger zu entfliehen; da hielt Pidge seine beiden Hände dicht
übereinander. Er schien einem stummen Befehl zu gehorchen.
    Das aufgeweichte Blut wurde
dick und zähflüssig. Es bewegte sich langsam und wurde zu einem klebrigen
Gerinnsel, das sich ausbreitete. Pidge hielt den Stein schräg, und da rann die
rote Masse zusammen und hing wie ein Tropfen von seinem Rand herunter. Er
dehnte sich wie Gummi und fiel dann genau auf die Zeichnung und bedeckte den
Kopf von Olc-Glas vollständig.
    Kurz bevor das Blut landete,
schrie das Blatt Der Gestank war nun so abscheulich, daß die Kinder fast in
Ohnmacht fielen. Einige Augenblicke lang geschah nichts, und dann war die Luft
plötzlich von glühender Hitze erfüllt, in der sich die Kraft der bösen Schlange
aufgelöst hatte. In eben diesen Augenblicken hätte die Mórrígan die Schlange
verschlungen und sich ihre Kraft einverleibt, wenn alles so gekommen wäre, wie
sie es wollte.
    Das ganze Blatt Papier hatte
sich in Gestank aufgelöst; es war auch nicht ein Fetzchen davon übrig.
    Aber das war noch nicht das
Ende.
    Denn als Olc-Glas schrie,
ertönte lautes Hufgetrappel über ihnen; die Kriegerinnen hatten den Rand der
Grube erreicht. Und schon hagelten von allen Seiten riesige Eisenspeere auf sie
herab, die den

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