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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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sagte Brigit.
    «Meint ihr diesen Holzhammer?» fragte Melody zuckersüß und holte einen riesigen hölzernen Hammer
hinter ihrem Rücken hervor. Sie bückte sich und packte den Frosch, der sofort
verzweifelt aufschrie.
    «Du meine Güte! Wir müssen ihn
aus seiner elenden Lage befreien», sagte sie. «Ich weiß nur nicht, soll ich ihn
wie einen Luftballon aufblasen oder ihn mit dem Hammer breitschlagen.»
    «Das können Sie doch nicht
tun!» sagte Pidge. «Es ist ja abscheulich, so was zu machen.»
    Melody lächelte ihn
liebenswürdig an.
    «Solch ein rücksichtsvolles
kleines Ding», sagte sie. «Aber um mich mußt du nicht besorgt sein; es macht
mir nicht das geringste aus, es zu tun. Weißt du, ich bin dazu erzogen worden,
das Kindermädchen hat es mir genau gezeigt»
    «Sie sind uns egal. Pidge denkt
an den Frosch», sagte Brigit
    «Ach, wirklich, er denkt an den
Frosch?» sagte Melody schmachtend, ging mit Breda und dem armen gefangenen
Frosch ins Glashaus zurück und schloß die Tür hinter sich, bevor die Kinder
begriffen, was geschah.
    Nachdem er einige Augenblicke
verwirrt dagestanden hatte, sagte Pidge:
    «Wir können doch jetzt nicht
einfach weggehen und ihn bei denen da drin lassen.»
    Wortlos ging Brigit hinüber und
trat absichtlich gegen die Tür, so fest sie konnte, auch wenn die Heftigkeit
des Fußtritts durch die weiche Sohle ihrer Sandalen etwas gemildert wurde. Sie
wünschte, sie hätte Fußballstiefel angehabt, damit die da drin wüßten, was sie
wirklich von ihnen hielt.
    «Im Namen des Gesetzes, öffnen
Sie!» rief sie.
    Augenblicklich öffnete sich die
Tür, sie wurde blitzschnell hineingezogen, und die Tür schloß sich wieder mit
einem Knall.
    Pidge lief hin und begann, mit
den Fäusten gegen die Tür zu hämmern. Da griffen zwei Hände nach ihm und
zerrten ihn hinein, und er stand vor den beiden seltsamen Frauen. In
Sekundenbruchteilen nahm der erstaunte Pidge die Möbel, den Wasserteller auf
dem Boden und die Harfe neben dem Tisch wahr. Auf dem Tisch selbst kauerte der
Frosch auf einem Teller unter einer Glocke aus feinem Drahtgeflecht und befand
sich in erschreckender Nähe zu einem Teller mit gefüllten Oliven, Butterbroten,
einigen Gewürzen und eingelegtem Gemüse, als wäre er Teil einer Mahlzeit Melody
Mondlicht hielt Brigit am Arm fest All das sah er in einem Moment, ohne den
Blick von Breda Ekelschön zu wenden, die ihn mit einem Zangengriff festhielt,
aus dem es kein Entrinnen gab.
    Und nun begannen sie, in
schmeichelnden, sanften, aber bestürzend raschen Worten Fragen zu stellen — so
flüssig, so verschwommen und ungenau, daß sie aus einem Sumpf hätten stammen
können anstatt aus einem Kopf Und jede folgte unmittelbar auf die
vorangegangene, sie waren verwirrend und schienen mit der schrecklichen
Buchseite zu tun zu haben und damit, wer sie hatte, und wieder und wieder
fragten sie. Wurde überhaupt etwas gesagt?
    So fuhren sie immerzu fort, mit
Stimmen, die sich zwischen Zwitschern und Trillern bewegten, und versuchten
raffiniert, Antworten zu bekommen, ohne wirklich Fragen zu stellen, damit keine
Frage zuviel enthielte und schon eine Antwort nahelegte und die Kinder nicht
etwas erführen, was sie noch gar nicht wußten.
    Pidge fand, es war, als ob man
von Tauben zu Tode gepickt würde.
    Er stand die ganze Zeit mit
verständnislosem und verwirrtem Gesicht da, während Brigit so verbissen trotzig
dreinsah, daß es Gorgonen Angst eingejagt hätte.
    Allmählich ließ die Fragerei
nach.
    Melody Mondlicht und Breda
Ekelschön schwenkten um, ohne sich abgesprochen zu haben.
    «Man traut uns nicht», sagten
sie kläglich zueinander, und Melody Mondlicht begann zu weinen. Tränen, so groß
wie Golfbälle, kullerten ihr aus den Augen und zerplatzten, wenn sie auf den
Boden platschten. Brigit erwartete fast, daß sie hüpfen würden.
    «Na, komm schon, Melody, mein
Schätzchen», brummte Breda besänftigend.
    Melodys Augen sahen jetzt aus
wie große, feuchte Austern, und ihre Nase wurde zu einer formlosen,
halbverblühten, scharlachroten Mohnblume, deren viele Tropfen sie zierlich mit
einem kleinen Tischtuch abwischte.
    «Wir wollten doch nur eure
Freunde sein... Scherzchen machen und herumalbern, plaudern und harmlose
Geheimnisse austauschen», schniefte sie trübsinnig, während die Golfbälle über
ihre Backen schossen wie Kristallkugeln über einen Skihang.
    Sie sah aus wie jemand, der
schon mindestens eine Woche lang bitterlich weint
    «Wir hatten eben gehofft, wir
könnten

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