Die Meute der Morrigan
kommunizieren und zusammen einen kleinen Freundeskreis haben mit
geistreichen Gesprächen nach dem gemeinsamen Nachtmahl, und ab und zu eine
Soirée, musikalische Abende et cetera. So ein bißchen Harfenmusik, dachten
wir», sagte Breda, und ihre Stimme drückte aus, welch großen Verlust sie
empfand.
«Hübsche Stückchen im Bereich
der Tonika; eingängige Sachen wie Hoffmanns Geheul oder Der Widerspenstigen
Zerrung, und jetzt — alles zunichte!» fügte Melody hinzu und schluchzte
mitleiderregend.
Pidge fragte sich, was er
angesichts der gequält dreinschauenden Miss Mondlicht tun solle, obwohl ihre
Nase jetzt wieder frei zu sein schien. Brigit war sich da sicher.
«Ach, halt den Mund, du alte
Heulsuse», sagte sie verächtlich. «Hör auf, uns was vorzumachen!»
Wieder veränderte sich das
Verhalten der beiden Frauen schlagartig; sie ließen die Kinder los, und Melody
riß die Drahtglocke hoch, die den Frosch bedeckte, während Breda den Holzhammer
in beide Hände nahm.
«Sanftheit führt zu nichts»,
sagte Breda leise und drohend.
Melody packte den Frosch und
hielt ihn mit beiden Händen umschlossen; alle Zeichen ihres tragischen Geheuls
waren ganz nebenbei spurlos aus ihrem Gesicht verschwunden.
«Es liegt nur an euch, Kinder.
Entscheidet euch. Entweder ihr redet, oder der Frosch kriegt den Gnadenschlag.
Seht ihn euch an, und seht euch diesen Hammer an. Ein kleiner Wink genügt, ganz
wie es euch beliebt Wollt ihr nun, daß er zerlegt und verspeist wird oder
nicht?»
Sie hielt den Gefangenen ganz
nah vor ihre Gesichter. Breda tat dasselbe mit dem Hammer.
Pidge und Brigit sahen voller
Bestürzung den hilflosen Frosch an, der vor Angst und Schrecken ganz benommen
war. Und Pidge setzte gerade an, alles auszuplaudern, was ihm passiert war, da
fügte Breda aus Versehen ein paar entscheidende Worte hinzu.
«Sprich, oder er landet bei
seinen Vätern!» befahl sie.
Das löste bei Brigit etwas aus.
Sie wandte den Blick von dem zermürbten Frosch und sah erstaunt zu Breda
Ekelschön auf.
«Das ist blöd!» erklärte sie.
«Er hat doch nicht mehrere Väter! Das hat niemand!» Und aus irgendeinem
unerfindlichen Grund, ohne nachzudenken, warf sie ihre verwelkten
Gänseblümchenketten den Frauen über die Handgelenke.
«Handschellen», sagte sie.
Im selben Augenblick schlossen
sich die Ketten. Melody Mondlicht ließ den Frosch fallen, der reglos auf dem
Boden lag wie eine leere Papiertüte.
«Nóinini!» schrie Breda
Ekelschön.
«Die Blumen des Angus Óg!»
schrie Melody Mondlicht.
Die Ketten aus Gänseblümchen
waren zu wunderschönen eisernen Ketten geworden mit Blütenblättern aus
leuchtendem weißem Emaille und Blütenstaub aus schimmerndem Gold darin.
Pidge stürzte nach vom und hob
den Frosch auf, wobei er in der Eile den mit Wasser gefüllten Kristallteller
umwarf und zerbrach.
«Schnell, Brigit, lauf!» rief
er.
Den Frosch festhaltend, packte
er Brigits Hand, und so schnell, wie Eisvögel ins Wasser tauchen, waren sie
verschwunden.
ie
liefen, so schnell sie konnten.
Pidge, der den Frosch in der
einen Hand trug und Brigits Hand mit der anderen festhielt, rannte schneller
als je zuvor in seinem Leben. Brigit, die von Pidges Hand gezogen wurde, sauste
über den Weg dahin wie ein scharfer Bodenwind. Nach einer Weile merkten sie,
daß ihnen niemand folgte, und sie ließen sich zum Ausruhen im Schutz einer
Steinmauer niederfallen.
«Oh!» sagte der Frosch, der
sich inzwischen weitgehend erholt hatte, «dassis schon bessa! Da binnich ganz
schön ins Bibbern gekomm’, alsse das gesagt ham von dem Lumpen dem Vierzehnten
von Frankreich! Mir is das Blut innen Adern gefrom, wenns vorher übahaupt warm
gewesen wär. Ich war wien... wien Eiszapfn!»
Sie blieben ein wenig sitzen,
um wieder zu Atem zu kommen.
«Mein Herz galoppiert immer
noch. Weiß es denn nicht, daß ich mich hingesetzt hab’ und daß es jetzt langsam
gehen kann?» keuchte Brigit.
«Herzn sin so — sie machn so
ihre Sperenzchen», sagte der Frosch wissend. «Meins hat richtig geklappert,
wiech auf dem Riesentella da festsaß.»
Pidge, der jetzt wieder etwas
ruhiger atmen konnte, sagte:
«Was die wohl wirklich
vorhatten, möchte ich wissen!»
«Ich willja nich speckerlieren,
aber ich vamut, es sollt Beinchen mit Tortursoße geben», antwortete der Frosch,
kein bißchen außer Atem, weil er während der wahnsinnigen, strapaziösen Flucht
getragen worden war.
«Mir kommts vor» , fuhr er fort, «dassich
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