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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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jedoch da
und brütete vor sich hin, während die Feigheit in ihm mit seinem Zorn kämpfte,
doch der Gedanke, der am tiefsten in ihm brodelte, war leider: Warte nur, bis
ich den verdammten Schwarzbrenner zu fassen kriege, dann sorge ich schon dafür,
daß er möglichst lange sitzen muß!
    «Das Fahrrad ist in Ordnung»,
meldete der junge Polizist beim Hereinkommen.
    «Machen Sie sich wieder an Ihre
Arbeit!» sagte der Wachtmeister grimmig.

 
     
     
     
     
     
    s
war ein so langer, anstrengender Tag gewesen. Pidge war froh, sich in die
Federn sinken lassen zu können, und seine Glieder schienen ihm in dem weichen
Bett schwer wie Blei. Tiefe Schläfrigkeit überkam ihn, und seine Augenlider
schlossen sich, öffneten sich und schlossen sich wieder ganz langsam, während
er in die herrliche Benommenheit des Schlafes hinüberglitt. Er fand, es war das
wunderbarste Gefühl der Welt.
    Nach einer Weile merkte er, wie
seine Gedanken in einen Traum hineintrudelten. Er wurde sacht umhergewirbelt,
als sei er im Zentrum eines lautlosen, leichten Tornados, der ihn auf eine
wonnevolle Reise mitnahm. Er hob ihn hoch hinauf, daß er wie ein Delphin im
Himmel schwamm; dann ließ er ihn wieder in das Polster seines Bettes gleiten
wie eine Schneeflocke, die auf das Wasser sinkt.
    In seinem Traum hörte er ein
Geräusch.
    Es war ein kaltes, zischendes,
klirrendes Geräusch, und es kam vom Treppenabsatz vor seiner Schlafzimmertür.
Er richtete sich mit weitgeöffneten Augen auf
    Etwas stahl sich unter der Tür
hindurch: eine dünne, schlangenartige Ranke aus Nebel. Sie kroch in sein Zimmer,
flach am Boden. Sie begann die Gegenstände zu berühren, hineinzukriechen. Sie
flüsterte mit sich selbst, während sie auf seine Kommode zukroch, und dann
schlich sie sich durch alle Ritzen, bis sie in jeder Schublade gewesen war.
Darauf zog sie sich zurück und hielt inne, als müsse sie sich besinnen, bevor
sie sich auf seinen Schrank zubewegte — ganz so, als könne sie denken und
eigene Entscheidungen treffen.
    Pidge spürte, wie seine Haut
prickelte. Er konnte vor Schreck kaum atmen.
    Er hoffte, daß er immer noch
träume, denn aus einem Traum erwacht man immer. Und er wünschte sich nichts so
sehr wie zu erwachen.
    «Wenn ich jetzt aufwache, ist
es weg. Ich muß aufwachen! Ich hasse diesen Traum, wenn es ein Traum ist. Er
ist schrecklich!»
    Jemand berührte ihn, und er
hatte die Vorstellung, eine leise Stimme sage: Pidge!
    Es war niemand sonst im Zimmer,
außer einem kleinen goldenen Falter auf seinem Handgelenk, dort, wo er die
Berührung gespürt hatte. Die Stimme in seinem Kopf fuhr fort:
    Hab keine Angst.
    «Ich kann nichts dafür»,
flüsterte Pidge. «Ich finde es fürchterlich.»
    Wenn es weggeht — folge ihm.
    «Was? Nein! Das kann ich
nicht!»
    Verfolge es durch das
Kristallglas. Dann kann dir nichts geschehen.
    Der Falter flog zum Fenster, wo
ihn ein zweiter Falter erwartete.
    Es sind zwei, dachte Pidge, so
wie vorher zwei Schwäne.
    Der Nebel hatte den Schrank
durchsucht und begann nun, über den Boden zu wirbeln und unter den
Fußbodenbrettern zu suchen. Nach wenigen Sekunden hatte er befriedigt
festgestellt, daß dort nichts versteckt war; nun näherte er sich dem Bett und
begann die Decke abzutasten. Pidge schloß die Augen fest.
    Nach einer Weile öffnete er ein
Auge, um zu sehen, ob der Nebel näher gekommen war, und stellte fest, daß er
sich gerade wieder zum Treppenabsatz zurückzog und unter der Tür
hindurchhuschte.
    Er griff unter sein Kissen, wo
er die Geschenke, die Boodie und Patsy ihm hinterlassen hatten,
sicherheitshalber verstaut hatte; er tastete so lange, bis seine Hand die
Glaskugel umschloß. Sie sah immer noch ganz gewöhnlich aus. Er schüttelte sie
kurz und sah, wie der künstliche Schnee darin herumwirbelte und wogte. Kurz
darauf war der kleine Schneesturm verschwunden, und er konnte nun unter dem
Glas ein Bild vom Treppenabsatz sehen. Der Nebel kroch darüber hin und schlüpfte
jetzt unter die Tür zu Brigits Zimmer. Pidge verfolgte seine Bewegungen im
Glas. Er sah ins Innere des Zimmers, wo Brigit, in ihr Bett gekuschelt, fest
schlief. Er war fast sicher, daß sie sich nicht in Gefahr befand; der Nebel
hatte gezeigt, daß er nur etwas suchte, ohne ihm etwas zu tun. Brigit lag in so
tiefem Schlaf, daß sie von seiner Anwesenheit nie etwas erfahren würde.
    Das Bild in der Glaskugel
veränderte sich. Es zeigte jetzt den Stall, und dort stand im hellen Licht des
Mondes die neue Stute.
    Der Nebel kam aus

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