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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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herabhing, so
daß man alle Spitzenrüschen sehen konnte, weil das Gummiband gerissen war.
    «Ihre Unterhose hängt runter»,
sagte Breda ordinär.
    Mammamia, hat man mich
zusammengestückelt! dachte er traurig. Dem Himmel sei Dank, daß die Jungs mich
nicht so sehen. Die jungen Polizisten würden zuerst heimlich über mich kichern,
und dann würden sie mir nachpfeifen, und danach würden sie wiehern vor Lachen
und auf mich zeigen, bis ich reif wäre für die Klapsmühle.
    Ärgerlich wollte er das alberne
Springseil wegwerfen. Zu seiner Verwirrung war es wieder ein Gummiknüppel, und
er trug wieder seine Uniform, wie es sich gehörte. Er faßte an seine Mütze, um
sich zu versichern, daß es stimmte.
    Es ist dieser verdammte
Whiskey! Er bewirkt Sinnestäuschungen, sagte er sich und fühlte sich ein
bißchen getröstet, denn sein aus der Fassung geratenes Gehirn ließ ihn nicht
bemerken, daß die beiden Frauen etwas mit seiner mißlichen Lage zu tun hatten
und die Veränderungen, die vor sich gingen, sogar mit Bemerkungen begleiteten.
Er dachte, alles geschehe nur in seinem Kopf.
    Er gab sich alle Mühe, wieder
seine Pflicht zu erfüllen.
    «Also, Sie beide! Was ist mit
diesen Hunden? Haben Sie Steuer gezahlt für sie oder nicht?» fragte er
ärgerlich.
    «Das möchten Sie wohl gern
wissen, was?» sagte Melody mit einer ungeduldigen Handbewegung.
    Da merkte der Wachtmeister, daß
er auf einer Gummiente auf dem Amazonas schwamm.
    Er paddelte wie verrückt mit
den Händen im Wasser, um zum weit entfernten Ufer zu gelangen, bevor die
Piranhas ihn bemerkten.

 
     
     
     
     
     
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sitze ich also jetzt auf einer Gummiente auf dem Amazonas, und es sieht düster
aus. So sonderbar war mir nicht mehr zumute, seit ich bei einem
Sängerwettbewerb eine Medaille gewonnen habe», sagte er zu sich.
    Er erreichte das Ufer.
    Irland schien so weit weg zu
sein; die Vegetation ringsum war exotisch und voller Geheimnisse.
    Jetzt bleibt mir nichts anderes
übrig, als meiner Nase zu folgen und zu sehen, wohin sie mich führt, dachte er
und sah nervös um sich.
    Einige Sekunden später war
seine Nase wieder in der Polizeibaracke der Eglintonstraße in Galway, und der
Wachtmeister befand sich so dicht hinter ihr wie sonst. Er saß am Feuer im
Dienstraum. Hastig prüfte er sein Aussehen, um sich zu vergewissern, ob er
wieder er selbst sei. Als er merkte, daß er es war und daß seine Hosenbeine
trocken waren, stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Ein junger Polizist trat mit
einem Becher Tee in der Hand ein.
    «Gib her», sagte der
Wachtmeister.
    Erstaunt gab der junge Polizist
ihm den Tee.
    «Haben Sie noch keinen
bekommen, Wachtmeister?» fragte er. «Ich dachte, Sie wären heute irgendwo auf
dem Land draußen gewesen, um nach dem Rechten zu sehen.»
    Der Wachtmeister schüttete den
Tee in sich hinein.
    «Wie kommen Sie ‘n darauf?»
    «Ich dachte, ein junger
schwedischer Kletterer hätte von Annaghdown angerufen und irgendwas über
fliegende Möbel erzählt.»
    «Fliegende Möbel? Daß ich nicht
lache! Sehe ich so aus, als ob ich mir einen solchen Bären aufbinden lassen
würde? Da hast du falsch gedacht, mein Junge, was? Flitz mal raus und schau
nach, ob mein Rad in Ordnung ist, und red kein unnötiges Zeug.»
    Der junge Polizist wandte sich
zum Gehen und streckte die Zunge heraus, als er sich außer Sichtweite glaubte.
    «Laß die Zunge dort, wo sie
hingehört!» brüllte der Wachtmeister.
    «Entschuldigung, Herr
Wachtmeister.»
    «Wenn sie sich nochmal
rauswagt, knote ich sie an deiner Nase fest.»
    «Ja, Herr Wachtmeister.»
    Der junge Polizist dachte beim
Hinausgehen: Der würde seine Mutter durch alle Röhren jagen, um einen Fuchs zu
fangen, dieser Bursche. Er kennt kein Erbarmen.
    Als er wieder allein war, saß
der Wachtmeister sinnend da und kam sich feige vor.
    Also jedenfalls, sagte er sich
schließlich, haben sie keine Möbel im Glashaus, und was die Hundesteuer
anbelangt — das ist ein geringfügiges Vergehen. Wir müssen hier das rechte Maß
im Auge behalten. Und nichts auf der Welt würde mich nochmal in die Nähe dieses
Glashauses bringen, wo ich’s mit zwei so sarkastischen Weibsbildern zu tun
kriege, nur wegen diesem bescheuerten Abteilungsleiter, dem Möbel geklaut
worden sind. Es gibt immer ‘n paar Mädels, die dem Alkohol verfallen — ich
werd’ mich lieber um die kümmern.»
    Sofort wurde ihm klar, wie
unwürdig dieser Gedanke war, und er verbannte ihn aus seinem Herzen.
    Im Augenblick saß er

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