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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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für sie weiterredete.
    Mit lautlosen Schritten
näherten sich die drei Frauen dem Haus. Durch das Schlüsselloch lauschten sie
den gemächlichen, zärtlichen Worten. Das erfüllte sie mit Abscheu, und sie
schickten eine gehässige Verwünschung in das Haus. Im selben Augenblick wurden
die gemächlichen Worte schnell, heftig und bitter. Die beiden alten Leute
sagten einander schreckliche Dinge und warfen sich Kränkungen an den Kopf. Und
die drei Frauen hörten lustvoll zu.
    Zuletzt war auch das Schweigen
vergiftet; der alten Frau rannen Tränen über die Wangen, und der alte Mann
starrte trostlos ins Feuer.
    Da flogen die drei Frauen zu
ihrem Motorrad zurück, rasten wieder weiter und sagten untereinander:
    «Ein kleines Unheil, ein winzig
kleines Unheil!»
    Und sie brachen in ein
Gelächter aus, das immer noch anhielt, als sie längst wieder in Mossie Flynns
Glashaus verschwunden waren.

 
     
     
     
     
     
    päter
war da ein Traum.
    «Es ist Mitternacht, und die
Leute des Dagda haben keine Macht», sagte eine Stimme.
    Pidge sah das Wäldchen, vom
Vollmond beleuchtet, geheimnisvoll und seltsam in der hellen Dunkelheit; sehr
hell war es für diese nächtliche Stunde, und doch ging solche Kälte davon aus.
    Er beobachtete, wie durchs
Unterholz hier und da Gestalten huschten. Überall waren Schatten.
    Er wußte, daß Brigit neben ihm
stand. Es war seltsam, daß er wußte, sie war da, ohne sie zu sehen.
    Die Gestalten kamen immer
wieder aus ihrer Deckung hervor, verschwanden wieder und sammelten sich
schließlich deutlich sichtbar im Mondschein unter einer alten Eiche, die
inmitten der jungen Bäume des Wäldchens stand.
    Da erkannte er, daß es die
Hunde waren.
    Sie saßen im Halbkreis um den
Baum und sagten:
    «Komm heraus, Brandling Breac.»
    Eine unwirsche Stimme im
Inneren des Baumes fragte:
    «Wer ruft mich?»
    «Mórrígan», antwortete ein
Hund.
    Aus dem Baum kam etwas hervor.
    Es schien von innen her
erleuchtet zu sein und glänzte hell. Es war rot und blau gestreift und
erinnerte Pidge an die spiralig bemalten Stangen, die die Friseure als Zeichen
an ihren Läden hatten. Dann sah er, daß es auch Flecken hatte. Sie hatten
viele, viele Farben, und während die Streifen sich drehten, begannen die Punkte
zu pulsieren.
    Die Hunde neigten einmal die
Köpfe und betrachteten dann das, was Pidge bei sich den Stab nannte. Die Hunde
verhielten sich äußerst ehrerbietig.
    «Warum?» fragte die Stimme und
klang noch barscher; Pidge war außerordentlich neugierig, wie der Besitzer der
Stimme wohl aussehen mochte, wenn er schließlich auftauchen würde.
    «Sie wünscht Eure lichte
Schönheit.»
    Der Stab bebte, und ein starkes
Zittern durchlief ihn. Die Streifen drehten sich schneller, und die Punkte
glühten und pulsierten noch heller. Einige Augenblicke war es still, während
der Stab von heftigen Gefühlen bewegt schien. Er verbog sich in der Mitte und
wand sich und schien Schmerzen zu leiden. Nach einiger Zeit richtete er sich
mit einem tiefen Seufzer auf
    Der Mond segelte über den
Himmel, und die Schatten bewegten sich nach dem Gesetz der Natur. Sie sammelten
sich jetzt tiefer und dunkler unter dem Eichbaum.
    Dann meinte Pidge, eine Art
Kopf an dem Ende des Stabes zu sehen, das am weitesten vom Baumstamm entfernt
war; und er erkannte, daß der Stab kein Stab, sondern etwas wie ein wunderbarer
Wurm war.
    Er schwankte hin und her.
    Er flüsterte.
    «Muß ich?» fragte er, und der
ganze Traum war von Traurigkeit erfüllt.
    Die Hunde warteten.
    «Worin muß ich ihr diesmal
gehorchen?»
    «Ihr müßt ihr Olc-Glas
herbeischaffen, den ihr Herz begehrt. Er wurde dem Herrn der Wasser in Obhut
gegeben — von zwei sterblichen Menschenkindern, die unter dem Schutz des Dagda
stehen.»
    «Nein», sagte der wunderbare
Wurm, der der Brandling Breac war.
    Darüber schienen die Hunde in
ungläubiges Erstaunen zu geraten.
    «Was bedeutet das?» fragten sie
einander. «Wir haben in allem gehorcht. Er kann es uns nicht verweigern.»
    «Es bedeutet, daß meine
Verpflichtung aufgehoben ist durch eine Schuld, in der ich stehe. Ich werde
nichts gegen die beiden jungen Sterblichen tun. Ich bin nun ihnen
verpflichtet.»
    «Was ist das für eine Schuld?»
    «Die Sonne schien heute sehr
heiß, und einer aus meinem Stamm war schwach und hilflos. Sein kleiner Körper
wand sich vor Schmerz im hoffnungslosen Kampf gegen das Verschmachten. Die
beiden, von denen ihr spracht, sahen es und verstanden. Sie brachten ihn in
Sicherheit, und ich gebe

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