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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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behauptet. Er pflanzte sich vor ihnen auf.
    «Schluß jetzt damit», sagte er,
«oder Sie schrubben noch die Böden im Gefängnis!» Er holte sein offizielles
Notizbuch und einen Stift hervor.
    «Es liegen Aussagen gegen Sie
vor», dröhnte er, «von einem durchreisenden schwedischen Bergsteiger...»
    «Ein Bergsteiger? Hier? Östlich
vom Corribsee? Hier gibt’s doch gar nichts zu klettern», unterbrach ihn Melody.
    «Er war auf dem Weg in die
Berge!» sagte der Wachtmeister gebieterisch. «Das kann sich doch wohl jeder
denken. Und dabei sah er eine gewisse Erscheinung.»
    «Was für eine gewisse
Erscheinung?» fragte Breda süßlich.
    «Er behauptet, daß in nächster
Nähe dieses Glashauses Einrichtungsgegenstände vom Himmel heruntergekommen
seien. Die Beschreibung dieser Einrichtungsgegenstände stimmt genau mit den
Möbeln überein, die aus einem Geschäft in Galway entwendet wurden, und man geht
davon aus, daß Sie im Besitz dieser Gegenstände sind. Er bezeugt, daß Sie bei
der Landung zugegen waren. Was haben Sie dazu zu sagen?»
    «Wie sind die Sachen denn
überhaupt gestohlen worden?» fragte Melody herausfordernd.
    Der Wachtmeister wurde rot,
dann gab er sich einen Ruck und antwortete:
    «Es besteht der Verdacht, daß
sie auf irgendeine Weise verzaubert wurden, da sie auf durchaus unnatürliche
Art aus den Fenstern flogen! Eine neue Art von Ladendiebstahl, zweifellos; aber
gesetzeswidrig!»
    «Sie sind ein Witzbold, mein
Herr!» sagte Breda.
    «Und ich hatte geglaubt, er sei
ein Gelehrter und ein Gentleman!» sagte Melody und schüttelte traurig den Kopf.
    «Ich habe selten solchen
abwegigen Unsinn gehört», sagte Breda.
    «Schwedische Halluzinationen
gehen uns nicht das geringste an», sagte Melody.
    «Hatte er etwa auch Alkohol getrunken?»
    «Haben Sie ihn in eine von
diesen Tüten blasen lassen, um zu messen, wieviel er getrunken hatte?»
    «Erzählen Sie uns bloß nicht,
er wäre stocknüchtern gewesen!»
    «Diese Behauptung ist
ungeheuerlich!» sagte Melody.
    «Unfaßbar!» stimmte Breda zu.
«Wenn wir einen Ladendiebstahl begangen haben sollen — wo ist der Beweis?»
    Sie trat in die Sonne hinaus.
    «In diesem Glashaus», sagte der
Wachtmeister.
    Melody kam heraus und stellte
sich neben Breda. Sie schloß sorgfältig die Tür hinter sich.
    «Ach, wirklich?» sagte sie.
    «Wir sind die reinsten
Unschuldslämmer», sagte Breda. «Sie müssen sich nur unsere Gesichter anschauen,
um einzusehen, daß wir vollkommen harmlos sind.»
    «Unschuldig und rein», murmelte
Melody.
    Beide trugen die arglosesten
Gesichter vor dem Wachtmeister zur Schau.
    Zerquetschter Holzapfel, dachte
er rachsüchtig. «Ich habe einen Durchsuchungsbefehl», sagte er lächelnd.
    «Entsetzlicher Wachtmeister!»
schrie Melody. «Heißt das, daß Sie hineinschauen wollen?»
    «Das ist meine Absicht, Madam»,
antwortete der Wachtmeister förmlich.
    «Ohne Beweis wird es zu einer
gewöhnlichen Aussage, die auf bloßem Hörensagen beruht, nicht wahr, Breda?»
sagte Melody und warf ihrer Freundin einen bedeutungsvollen Blick zu.
    «Schweden machen keine
gewöhnlichen Aussagen!» sagte der Wachtmeister streng.
    Breda zwinkerte Melody zu. Und
dann schnippten sie beide zugleich heimlich und leise mit den Fingern, so daß
der Wachtmeister es weder hörte noch sah.
    «Gehen Sie rein und
durchschnüffeln Sie die Bude, wir wollen Sie nicht aufhalten», sagte Breda.
    «Ich muß feststellen, daß Ihnen
der Gangsterjargon recht leicht von den Lippen geht, Madam», sagte der
Wachtmeister, öffnete die Glashaustür und ging hinein. Er blieb stehen, um
etwas über Bredas Gangsterjargon in sein Notizbuch zu schreiben, und sah sich
dann im Glashaus um.
    Es war leer.
    Leer wie ein Luftballon.
    Nicht ein gestohlener
Gegenstand war zu entdecken.
    Völlig niedergeschmettert kam
der Wachtmeister heraus, er sagte kein Wort.
    «Nun?» fragte Melody höhnisch.
    «Ich werde von jetzt an ein
Auge auf Sie haben», sagte der Wachtmeister finster.
    Ganz plötzlich änderte sich ihr
Verhalten vollständig. Sie wirkte kalt und furchtbar bedrohlich.
    «Wenn Sie nicht ganz vorsichtig
sind, lieber Wachtmeister», sagte sie, und ihre Worte waren wie Eissplitter,
«könnten Sie plötzlich auf einer Gummiente auf dem Amazonas schwimmen. Ich
warne Sie.»
    Die Frauen gingen in das
Glashaus und schlossen die Tür. Er konnte sie drinnen kichern hören.
    Als er wegging, hörte er, daß
eine von ihnen einen Tango auf einer Tuba spielte. Er war so niedergeschlagen,
daß er

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