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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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Zehen bewegten sich langsam tastend wie blinde Würmer.
    «Jetzt bist du schon wieder
mehr du selbst», sagte Breda Ekelschön.
    «Aber noch nicht ganz», sagte
Melody Mondlicht. «Wir kommen nicht in den Genuß deiner vollen Häßlichkeit, die
den Menschen bekanntlich zwei Drittel ihrer Kraft raubt»
    «Nur zu besonderen
Gelegenheiten», krächzte die Hexe und wurde wieder zu der schönen Frau.
    «Wie heißt die Farbe deines
Augen-Make-ups?» fragte Breda Ekelschön.
    «Giftiger Nachtschatten.»
    «Und was ist das für ein
sagenhaftes Parfüm?»
    «Schwefelblüte.»
    «Oh, du bist einfach umwerfend,
da gibt es nichts!» sagte Breda Ekelschön, und sie brachen in Lachen aus wie
übergeschnappte Hyänen.
    Sie faßten sich an den Händen
und bildeten einen Kreis. Zuerst bewegten sie sich in einem langsamen Tanz
rundum. Dann wurden sie schneller. Bald wirbelten sie in rasender
Geschwindigkeit herum, kreischend vor irrem Lachen, und waren nur noch ein
Aufblitzen von Farbe und Licht.
    Dann begannen die Umrisse des
Kreises zu verschwimmen und zu zittern. Die drei Frauen sausten in die Mitte
und prallten aufeinander. Sie wurden unglaublicherweise eins — und wirbelten so
schnell herum, daß Pidge nichts mehr sehen konnte als verwischte Farben. Nach
einer Weile verlangsamten sie sich, und er konnte ein Gesicht aufblitzen sehen.
Es vereinigte alle drei Gesichter in sich, aber es war doch nur eines. Während
er hinschaute, begann sich die Einheit aufzulösen, und wo nur ein Augenpaar
gewesen war, da waren jetzt drei. Drei Nasen und drei Münder erschienen, alle
Züge lösten sich heraus, und es waren wieder drei Köpfe anstelle von einem.
    Nach und nach trennten sich die
Frauen wieder, und jede stand einzeln da, immer noch kreischend vor Lachen.
    Als er schon glaubte, daß sie
sich die ganze Nacht auf diese Weise vergnügen würden, machte die blonde Frau
dem Spaß plötzlich ein Ende.
    «Was ist mit Olc-Glas?» zischte
sie. «Er ist nicht gekommen, obwohl ich ihn herbeigeflüstert habe.»
    «Schlechte Nachrichten. Unser
Gespinst ist zerrissen worden.»
    «Das müßt ihr erklären!»
    «Der Dagda hat sich
eingemischt. Olc-Glas ist in diesem Augenblick noch in der Gewalt des Großen
Aals.»
    «Gut! Das wird etwas geben!»
    «Du bist nicht böse?»
    «Nein. Es wird wie eine
Hirschjagd oder ein Gesellschaftsspiel sein; Fidchell, das königliche Spiel.
Der Dagda war schneller bei dem Jungen?»
    «Er wurde schon gewarnt, bevor
wir ihm die erste Falle stellen konnten.»
    «Es wird ein Vergnügen sein,
jeden unserer Schritte sorgfältig zu bedenken.»
    Sie lächelte ein strahlendes
Lächeln, und Pidge vergaß beinahe, wie sie als Hexe ausgesehen hatte.
    «Und ihr mit eurem blauen und
orangefarbenen Haar — wie steht es mit euch?»
    «Wir geben vor, bloß Hexen aus
dem Land östlich von uns zu sein. So erregen wir Furcht, was Spaß macht; aber
nicht zu sehr, aus Klugheit», sagte Melody Mondlicht.
    «Wir haben einen wunderbaren
Wagen, der sich ohne Pferde fortbewegt und Harley Davidson genannt wird», sagte
Breda Ekelschön.
    «Zeigt ihn mir», sagte die
schöne Frau mit der Andeutung eines Lächelns.
    Melody setzte sich auf das
Motorrad und brachte den Motor in Gang.
    Breda sprang hinter sie. Die
schöne Frau schnellte durch die Luft wie ein Lachs, und schon saß sie hinter
Breda.
    Pidge sah ihnen nach, wie sie
mit beängstigender Geschwindigkeit davonrasten, kreischend vor wildem Lachen
und wahnwitziger Lust. Er schaute zu, bis die Glaskugel trübe wurde und er
nichts mehr erkennen konnte.
    Die Glaskugel in seiner Hand
kam ihm sehr klein vor, und die Bilder, die er darin gesehen hatte, waren nicht
größer als Photographien. Er schüttelte sie noch einmal, weil er gern noch mehr
gesehen hätte, aber obwohl der Schnee wirbelte wie zuvor, erschienen keine
Bilder mehr darin.
    Er legte sie wieder unter sein
Kissen.
    Sie war kein Ölgemälde, dachte
er, legte sich nieder, schloß die Augen und schlief ein.
     
    Sie rasten weiter und hielten
nur einmal an, als sie ein einsames Bauernhaus sahen. Sie ließen das Motorrad
unter einem Baum stehen und gingen zu Fuß auf das Haus zu. Drinnen saßen zwei
alte Leute vor dem Kamin und sprachen schläfrig miteinander. Sie waren die
besten alten Freunde, und sie sprachen von dem langen Leben, das sie gemeinsam
in dem kleinen Haus verbracht hatten, und von ihren Kindern, die jetzt
erwachsen waren und schon selbst alt wurden. Ihr Gespräch floß ruhig dahin, mit
vielen Pausen, in denen das Schweigen

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