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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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sich nicht einmal fragte, wo sie plötzlich hergekommen war.
    «Sie sollten nächstens ein Auge
auf die beiden haben», sagte ein Frosch, der des Weges kam.
    Jetzt reicht’s aber, dachte er.
Ich trinke keinen Tropfen mehr. Ich schwöre es. Bei den glänzenden Knöpfen
meiner untadeligen Vorgänger schwöre ich es. Jetzt reden schon Frösche mit mir.
Wie soll das noch weitergehen?
    Der Wachtmeister ging um die
Ecke und heulte sich gründlich aus.

 
     
     
     
     
     
    er
Wachtmeister trocknete sich die Augen. Er knöpfte seinen Uniformrock auf, griff
hinein und holte eine kleine interessante Flasche mit Whiskey heraus, den er
erst tags zuvor selbst beschlagnahmt hatte.
    «Der wird mich aufmöbeln»,
sagte er.
    Er schraubte den Deckel auf und
warf rasch einen Blick nach allen Seiten, um sicherzugehen, daß ihn niemand
beobachtete; dann nahm er ein paar kräftige Schlucke.
    «Ein Schluck davon ist besser,
als fünf Pfund beim Arzt ausgeben», sagte er zu sich.
    Jetzt fühlte er sich schon viel
wohler, er stieg auf sein Fahrrad und strampelte in Richtung Galway. Er war
noch nicht weit gekommen, als er sah, daß sich eine große Schar von Hunden
näherte. Sie trotteten rasch an ihm vorbei, und er stieg ab, um aufzupassen, wo
sie hinlaufen würden. Zu seiner Freude strebten sie auf das Glashaus zu, wo sie
auch sofort eingelassen wurden.
    «Jetzt habe ich sie, die
Gaunerinnen», sagte er.
    Er radelte wieder bis zu der
Ecke, wo er sich ausgeheult hatte, stellte sein Fahrrad ab, ging zum Glashaus
und klopfte an die Tür. Diesmal war es ein sehr offizielles Klopfen.
    Melody Mondlicht öffnete die
Tür.
    «Ich sehe, daß Sie eine
Hundefreundin sind», lächelte der Wachtmeister vielsagend.
    «Putzen Sie sich die Nase!»
fuhr ihn Melody Mondlicht im Befehlston an.
    Einen winzigen Augenblick lang
durchfuhr ein Reflex die rechte Hand des Wachtmeisters, die dem Befehl sofort
gehorchen wollte, aber er konnte sie ohne Mühe zurückhalten.
    «Wer ist es denn jetzt?» rief
Breda von innen.
    «Es ist schon wieder dieser
neugierige Wachtmeister, der sich unbedingt zum Tee hier einschleichen will»,
antwortete Melody.
    «Diese Nervensäge? Er wird bald
so bekannt sein wie ein bunter Hund!»
    Die zwei könnten zehn Klöster
in Aufruhr versetzen, stellte der Wachtmeister für sich fest, aber diesmal
schicken sie mich nicht wieder weg. Laut sagte er:
    «Haben Sie Steuermarken für
diese Hunde, Madam?»
    «Strecken Sie mir ihre Nase
nicht so drohend entgegen!» sagte Melody bissig. Breda kam an die Tür. Sie
betrachtete den Wachtmeister eine Weile forschend und wandte sich dann an ihre
Freundin.
    «Findest du nicht, daß er eine
Nase wie eine Ente hat, liebe Melody?» meinte sie freundlich.
    «Halten Sie Ihre freche Gosche
oder Sie erleben was!» quakte der Wachtmeister drohend.
    Er hielt inne, dachte einen
Augenblick nach und ließ dann seine Pupillen nach innen gleiten, um einen Blick
auf seine Nase werfen zu können.
    Er hatte keine.
    An ihrer Stelle befand sich ein
Entenschnabel.
    Der Schnabel bebte ein paar
Sekunden, dann war er weg, und seine eigene vertraute alte Nase war wieder da.
    Ich bilde mir das ein, dachte
er.
    «Oh», sagte Melody bewundernd.
«Sind Sie heute aber hübsch hellblau!»
    «Und diese Bändchen in Ihrem Haar
— sind die nicht wahnsinnig verrucht? Wie heidnisch Sie sich geben», sagte
Breda und lächelte verstohlen.
    Der Wachtmeister zog seinen
Gummiknüppel und trat einen Schritt nach vorn, um seiner Autorität Nachdruck zu
verleihen. Als sein Fuß sich bewegte, blitzte etwas Weißes auf.
    Er schaute nach unten.
    Mit Entsetzen sah er, daß seine
Beine, seine eigenen kräftigen, muskulösen, behaarten Beine in reizenden weißen
Söckchen steckten und daß er Schnallenschuhe trug. Als sein Blick nach oben
wanderte, merkte er, daß er wie ein kleines Mädchen in ein blaßblaues Kleid mit
Puffärmeln und einem Taillenband gekleidet war und daß er anstatt seines
Gummiknüppels ein Springseil mit hölzernen Griffen und Glöckchen in seiner
mächtigen Faust hielt.
    Auf seiner breiten Brust lagen
die Enden zweier dicker flachsblonder Zöpfe, die mit lavendelblauen Bändchen
zusammengebunden waren. Er berührte einen der Zöpfe, merkte, daß er echt war
und tastete bis zu seinem Kopf hinauf, wo er entdeckte, daß seine
Polizistenmütze sich auf rätselhafte Weise in ein baumwollenes Sonnenhütchen
verwandelt hatte.
    Am schlimmsten aber war, daß
ein Bein seiner hübschen rosafarbenen Unterhose ihm über das Knie

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