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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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nun, was ich schuldig bin. Darin liegt keine
Auflehnung.»
    «Das ist wahr», stimmten die
Hunde untereinander zu.
    Der Brandling Breac wurde
kleiner und immer kleiner, bis er so winzig war wie ein gewöhnlicher Erdwurm,
und dann verlosch er plötzlich und verschwand wieder in dem Baum.
    Der Traum veränderte sich.
    Die Hunde näherten sich dem
Glashaus, wo die drei Frauen in erschreckender Lebendigkeit warteten. Pidge sah
alles so deutlich, daß er sogar bemerkte, wie sanft, glänzend und karamelbraun
die Augen der Hunde waren und wie angstvoll.
    «O große Königin», sagten sie,
«vergebt uns, wir haben versagt»
    Obwohl alle drei Frauen
sprachen, nahm Pidge nur eine Stimme wahr.
    «Welche Botschaft bringt ihr?»
    «Er ist nicht mehr gebunden.»
    «Unmöglich!»
    «Die Menschenjungen waren gut
zu einem aus seinem Volk, der litt.»
    «Diese lästigen Gören!»
    Die schöne blonde Frau, die die
Mörrfgan selbst war, geriet ein wenig in Zorn, und ihre Augenbrauen bewegten
sich rasch wie zwei kleine elektrisierte Aale auf ihrer Stirn. Sie murmelte
einen schwachen dreifachen Fluch, den sie aufs Geratewohl in drei verschiedene
Richtungen sandte und der sogleich drei unschuldigen Menschen an verschiedenen
Orten im Land Unglück brachte.
    «Geht», sagte sie, «und sagt
dem Wurm, wenn er nicht tut, was ich befehle, so muß ich nur meine große Zehe
krümmen, und sein ganzes Volk stirbt. Wenn es aber stirbt, wird die Erde sauer,
es wird kein Gras mehr wachsen, und alles Lebendige stirbt und verdirbt. Oder
ich werde selbst kommen und, wenn er seinen Dünkel nicht aufgibt, solches
Unheil über ihn bringen, daß er wünschen wird, nie das Licht des Tages erblickt
zu haben.»
    Und wieder sah Pidge das
Wäldchen, und der Brandling Breac und die Mórrígan starrten einander an. Der
Brandling Breac war so groß und so leuchtend wie zuvor, und er sagte:
    «Wenn Ihr alles tötet, womit
wollt Ihr Euch dann noch vergnügen? Und vergebt, wenn ich es wage, Euch daran
zu erinnern: Es liegt in der heutigen Zeit nicht mehr in Eurer Macht. Eure alte
Kraft lebte in alten, längst vergangenen Zeiten.»
    Die Mórrígan machte ein
Zeichen, und da sprang aus dem dunklen Schatten, der sich auf der einen Seite
des Baumes noch verdichtet hatte, ein einzelner Schatten hervor und packte den
Brandling Breac, und dann wurde alles von einer tiefen blaugrünen Dunkelheit
verschluckt, in der das ganze Bild Pidges Blicken entschwand.
    Einen Augenblick später war der
Brandling Breac in seiner ganzen Größe und Helligkeit wieder da; er hing in der
Tiefe des Wassers, immer noch in den Fängen des Schattens. Er wurde dem Großen
Aal als Köder dargeboten.
    Der Aal lag auf dem Grund des
Sees und bewegte sich nur leicht mit den Wasserpflanzen.
    Seine Augen waren fest
geschlossen, und er war vollkommen erfüllt von dem leidenschaftlichen Wunsch,
das nicht zu sehen, was da über seinem Kopf hing. Alles, was in ihm war an
Willenskraft, konzentrierte sich einzig darauf
    «O weh!» sagte der Brandling
Breac. «Ich weiß, daß Ihr da seid, Großer Aal; und ich weiß, daß Ihr versucht,
mich nicht anzusehen.»
    Die Seele des Aals war nichts
als gebündelter Wille.
    «Ihr könntet schließlich doch
nachgeben und mich ansehen.»
    «Ich weiß es», sagte der Große
Aal.
    «Das entspricht nicht den
Vereinbarungen.»
    «Ich bin gegen meinen Willen
hier.»
    «Ich weiß auch dies. Aber der
Hunger hat hier große Macht»
    Hunderte kleiner Gesichter,
Forellen, Döbel, Brassen, Teichhühner, wilde Enten und eine große Schar von
Insektengesichtern tauchten auf und verbargen sich in den Schatten, um das
furchtbare Drama zu beobachten. Alles war durchdrungen von Traurigkeit und einer
Mischung aus Grauen und Mitgefühl.
    Der Große Aal zitterte, sein
Kopf bewegte sich den Bruchteil einer Winzigkeit nach oben, und über die
Gesichter der Zuschauer jagte noch tieferer Schrecken. Sie verbanden ihren
geeinten Willen mit dem Willen des Aals, und wieder blieb sein Kopf unbewegt,
und seine Augen waren fest geschlossen.
    Pidge sah, wie einige
Rückenschwimmer wie verrückt über den See ruderten. Drei von ihnen fanden
Puddeneen Whelan, der auf einem Seerosenblatt lag. Die Rückenschwimmer
zwitscherten aufgeregt, als sie ihm erzählten, was vor sich ging. Puddeneen sah
furchtbar erschrocken aus.
    Wieder sah Pidge den Brandling
Breac im dunklen Wasser hängen und den Aal, der alle Kraft aufwandte, um seine
Augen geschlossen zu halten.
    Und dann ein Blinzeln, und die
Augen öffneten sich

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