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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fisher
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vernichten.
    Larry hatte bereits die Anhöhe erreicht. Sie hatten es geschafft. Sie waren in Sicherheit. Morgen, bei Tageslicht, würden sie den Kötern den Garaus machen. Als er über die Schulter blickte, erwartete er, seinen Vater zu sehen. Aber der war in einiger Entfernung stehengeblieben und wartete offenbar auf die Hunde. Eine plötzliche Angst durchzuckte ihn. »Dad!« schrie er in den Wind. »Dad!«
    Aber sein Vater hörte ihn nicht. Sein Haß auf die Hunde blockierte alle seine Sinneswahrnehmungen.
    Mit gleichmäßigen, geschmeidigen Bewegungen näherten sich die Tiere, allen voran der Schäferhund. Mit offenem Maul und blitzenden Zähnen, die Ohren zurückgelegt, manövrierte der graue Anführer die Meute direkt auf seine Opfer zu.
    Thomas Hardman hatte den eisernen Schürhaken zum Schlag erhoben und wartete. Drei Hunde sprangen ihn gleichzeitig an. Mit sausendem Hieb zerschmetterte er den Kopf eines großen Greyhounds. Für seinen Freund. Selbst als die vereinte Kraft der beiden anderen Hunde ihn hinterrücks in den Schnee warf, versuchte er noch mit ungebrochenem Mut, seine Waffe zu schwingen.
    Larry stolperte, fiel mit dem Gesicht voraus in den Schnee, rappelte sich wieder hoch und rannte weiter auf seinen Vater zu. Thomas Hardman konnte er nicht mehr erkennen. Er sah nur die kläffenden, knurrenden Hunde, die in einer Wolke hochgewirbelten Schnees einander den besten Platz streitig machten. Nicht einmal die Schreie seines Vaters konnte er hören.
    Aber noch ehe er ihm helfen konnte, griff ihn der Schäferhund an.
    Larry riß das Gewehr hoch und drückte ab. Es klickte, doch der Schuß ging nicht los. Noch einmal drückte er ab. Dann hatte der Schäferhund ihn erreicht – siebzig Pfund Sehnen und Muskeln. Larry packte das Gewehr beim Lauf und versuchte es als Keule zu verwenden. Der Hund war schon zu nahe an ihn herangekommen, als daß er ihn mit Schwung hätte treffen können. Dennoch, sein Hieb erwischte ihn von der Seite, so daß das Tier aufheulend in den Schnee flog.
    Mit ein paar Schritten war Larry bei seinem Vater. Wie von Sinnen schlug er mit dem Gewehrkolben auf die Hunde ein. Blutspritzer färbten den Schnee. Einen Augenblick schienen die Tiere zu zögern, dann ergriffen ein paar von ihnen die Flucht. Larry sah seinen Vater. Eine Gesichtshälfte war aufgerissen, Blut strömte aus einer klaffenden Wunde. Larry wollte ihm aufhelfen, doch im gleichen Moment sprang ihn ein Collie von der Seite an, so daß er mit einem Knie zu Boden ging. Irgendwie brachte Larry es fertig, den Hund von sich zu stoßen und wieder hochzuspringen. Dann schmetterte er ihm das Gewehr mit solcher Wucht über den Rücken, daß es zerbrach.
    Der Lauf allein taugte als Waffe nicht viel. Verzweifelt sah er sich um. Immer noch lag sein Vater am Boden, attackiert von den Hunden. Beinahe gelähmt vor Grauen hörte Larry, wie Fleisch von Knochen gerissen wurde, hörte seinen Vater schreien. Sekundenlang setzte sich Tom noch zur Wehr. Dann wurde sein Körper schlaff.
    Minuten später war Tom Hardman tot.
    Von panischem Entsetzen gepackt, rannte Larry zum Haus zurück. Er erreichte den Steg, verfolgt von zwei oder drei Hunden. Mit der Kraft der Verzweiflung schleppte er sich weiter. Es ging um Leben und Tod.
    Auch im Haus war das Gekläff der Hunde zu hören gewesen. Cornelia rief es das durchlittene Grauen ins Gedächtnis zurück, und sie wurde erneut von hysterischer Panik befallen. Frieda bemühte sich, sie zu beruhigen, während Diane zum Fenster lief, um nachzusehen, was los war.
    Zunächst konnte sie in der Dunkelheit nichts erkennen. Dann bemerkte sie, daß sich in einiger Entfernung etwas bewegte. Drei Hunde kamen in Sicht. Diane rannte in die Küche.
    Die Hunde hinter sich, warf sich Larry gegen die Tür. Sie war verschlossen. Instinktiv erkannte er seine einzige Chance. Er stürzte zum Küchenfenster, ballte die Hand zur Faust und zerschlug die Scheibe. Rasch drehte er den Griff, stieß das Fenster auf, stemmte sich auf das Sims.
    Drinnen schlug er schwer auf den Boden. Erst als er sich wieder erhoben hatte, sah er, daß Diane hilflos am anderen Ende des Raumes stand.
    Vier Schritte von der verschlossenen Tür entfernt.
    Vier Schritte davon entfernt, ihm zu helfen.
    Von seiner Hand tropfte Blut. Er hatte sich an der Fensterscheibe geschnitten. Kleine rote Tropfen schimmerten matt auf dem Fußboden.
    Diane brachte kein Wort hervor. Wie gelähmt vor Entsetzen stand sie in der Küchentür, bis der erste Hund durch das

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