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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fisher
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paar raschen Sätzen war er bei ihr und riß sie auf, den Schürhaken in der erhobenen Hand. Aber das Haus blieb ruhig. »Dad?« rief er.
    Thomas Hardman holte tief Luft. »Hier«, antwortete er.
    Larry kam ins Wohnzimmer. »Es war nur der Wind. Hast du irgend etwas gefunden ?«
    »Nein, nichts. Ich wollte gerade oben nachsehen.«
    »Soll ich das tun?«
    »Nein«, erwiderte Tom. Charlie Cornwall war sein bester Freund. Was immer ihm widerfahren war – er, Tom, fühlte sich verantwortlich dafür. Er war es, der Charlie ausgeredet hatte, die Hunde zu erschießen. Was dort oben passiert sein mochte, war eine Privatangelegenheit zwischen ihm und Charlie.
    »Ich bleibe hier«, sagte Larry.
    Im ersten Stock lagen zwei Schlafzimmer und ein Bad. Die Türen eines der Schlafzimmer und des Bades waren geschlossen. Tom spähte in das andere Schlafzimmer. Hier brannte das Licht. Charlies Pyjama lag sorgfältig ausgebreitet auf dem Bett.
    Er ging zum Badezimmer hinüber, packte den Türknopf, lehnte sich gegen die Tür. Lautlose Stille. Mit einem Ruck drehte er den Knopf und stieß die Tür auf. Obwohl es hier dunkel war, sah er etwas Helles in einer Ecke. Er nahm das Gewehr in Anschlag und schaltete das Licht an. Ein hellblaues Handtuch lag auf dem Boden. Vor dem zweiten Schlafzimmer blieb Tom kurz stehen, stieß dann die Tür auf.
    Wie erwartet, war der Raum leer. Seine innere Anspannung ließ langsam nach. Er ging wieder nach unten. Auf den fragenden Blick seines Sohnes hin schüttelte er stumm den Kopf.
    »Dann ist er noch draußen«, sagte Larry sachlich.
    »Vermutlich«, antwortete Tom. »Wir müssen der Schleifspur folgen.« Das war zwar die einzige denkbare Möglichkeit, kam aber Larry dennoch nicht sonderlich sinnvoll vor. In der Dunkelheit der mondlosen Nacht waren sie sicherlich nicht imstande, etwas zu finden, und gingen nur ein unnötiges Risiko ein. Was Charlie Cornwall auch passiert war – jetzt war es nicht mehr rückgängig zu machen. Und was dort draußen auf sie wartete, wußten sie immer noch nicht.
    Tom hatte eine silbergerandete Lesebrille von einem kleinen Tischchen genommen und untersuchte sie jetzt. Mit den Fingern befühlte er das Gestell, als stecke noch etwas von der Gegenwart ihres Besitzers in seinem Metall. Dann legte er die Brille so, wie er sie gefunden hatte, wieder zurück. Und Larry verstand nun, daß alles dafür sprach, der Schleif spur zu folgen.
    Auf dem Weg nach draußen ging Tom zum Telefon und wählte Ned Stewarts Nummer. Als er zehnmal vergeblich geläutet hatte, legte er wieder auf.
    »Wen hast du angerufen?« fragte Larry, als sie das Haus verließen.
    »Ned Stewart«, antwortete Tom. Er schaltete das Licht aus und schlug die Tür zu. »Ich gehe voraus«, sagte er.
    Nach etwa zweihundertfünfzig Schritten fanden sie einen kleinen, rechteckigen Stoffetzen, und Tom hob ihn auf. Der Flanell hatte Flecken. Diesmal konnte es keinen Zweifel mehr geben, das Gewebe war blutdurchtränkt.
    »Vielleicht sollten wir umkehren«, sagte Larry leise.
    Tom steckte den Stoffetzen ein. Ohne zu antworten, ging er weiter. Larry zögerte sekundenlang und folgte ihm dann
    Das Haus verschwand hinter einer kleinen Erhebung. Larry starrte angestrengt in den Schnee und bemerkte nicht, daß Tom erneut stehengeblieben war.
    »Was ist?« fragte Larry.
    Tom deutete mit dem Gewehrlauf auf den Boden. Larry konnte zunächst nicht erkennen, was dort lag. Es sah aus wie ein fingerbreiter, etwa fünfzehn Zentimeter langer, gewundener Streifen. Erst nach Sekunden begriff er, daß es sich um ein Stück menschlicher Kopfhaut handelte. Der größte Teil davon war mit kurzem, grauem und weißem Haar bedeckt. Der kahle Teil war schon schwarz geworden.
    Zunächst gelang es ihm nicht, die Augen davon abzuwenden. Dann geriet sein Inneres in Aufruhr, und er mußte sich übergeben.
    Tom hatte sich nicht von der Stelle bewegt. Wie gebannt starrte er auf das Stück Haut, entsetzt über die gräßlichen Vorstellungen, die sich damit verbanden.
    Larry nahm eine Handvoll Schnee in den Mund. Den üblen Geschmack konnte er damit vertreiben, aber sein Magen hatte sich immer noch nicht beruhigt.
    »Kehren wir um, Dad«, drängte er.
    Tom schien ihn gar nicht zu hören. Larry zupfte ihn am Ärmel und wiederholte seine Worte. Der alte Mann wandte sich zu ihm und sagte dann mit seltsam abwesender Stimme: »Laß mich in Ruhe.«
    »Dad, wir müssen nach Hause«, bat er fast flehentlich.
    Thomas Hardman sah seinen Sohn an. Die Gefühle, die ihn

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