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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fisher
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Leistungen er schon bewundert hatte. Rin tin tin, auch ein Schäferhund – die schienen die cleversten zu sein. Lassie, die Colliehündin, auch sie war sehr clever. Und so viele andere. Er wußte, daß das alles nicht stimmte. Dennoch war bewundernswert, was diese Tiere alles zu lernen vermochten. Clevere Tiere. Blindenhunde, dachte er plötzlich, waren wahrscheinlich die Klügsten von allen. Ersetzten den Menschen die Augen. Auch sie waren meistens Schäferhunde.
    Als die Arbeit im Erdgeschoß beendet war, führte er sie im ersten Stock fort. Nur das Fenster am Ende des Korridors würde er offen lassen. Es war zu hoch, als daß die Hunde es hätten erreichen können, und frische Luft konnten sie im Haus brauchen. Als das Nötige schließlich getan war, begann er sich um die anderen zu kümmern.
    Corny lächelte ihm entgegen, als er ihr Zimmer betrat. Sie saß auf dem Fußboden, eine alte Nummer von Life in der Hand, und sah Larry an, als sei nichts geschehen. »Hallo, Corny«, sagte er freundlich.
    Seine Mutter schlief noch, den Kopf in den Kissen vergraben. Er zog eine Decke über Friedas schmächtige Schultern. Hoffentlich träumte sie nicht.
    »Alles in Ordnung, Corny?« fragte er.
    »Mir geht es gut.« Sie runzelte die Stirn. »Aber mein Vater hat gesagt, ich darf nicht hinaus und mit den Hunden spielen.«
    Er begriff, daß Cornys Gehirn sich immer noch weigerte, die Wahrheit zu akzeptieren. Sie wehrte sich gegen das Schreckliche, indem sie sich in eine angenehmere Zeit zurückversetzte.
    »Gut, dann bleiben wir eben noch eine Weile hier, und dann werden wir sehen«, sagte er in dem natürlichsten Ton, der ihm möglich war. Aber als er das Zimmer verließ, verschloß er die Tür.
    Die Kinder schliefen. Im Halbdunkel sah er Diane, die auf einem Korbstuhl saß und ihre Fingernägel bearbeitete. Sie schaute nicht auf, als er eintrat. Es war ihm klar, wie wichtig es war, daß sie jetzt miteinander sprachen, ehe sich die Fronten zwischen ihnen noch mehr verhärteten. Aber er wußte nicht, wie er anfangen sollte.
    »Ist – ist alles in Ordnung?«
    »Alles in Ordnung.« Sie konzentrierte sich auf ihre schimmernden Nägel. Von der Auseinandersetzung in der Küche war ihr nichts anzumerken.
    Doch Larry mußte darüber sprechen. »Also, ich bin ...« Er suchte nach Worten. »Ich habe unten Türen und Fenster verrammelt«, sagte er schließlich. »Sie können nicht herein.«
    Die Wand warf das Licht von draußen zurück, so daß sie sein Gesicht erkennen konnte. Er war immer noch ein gutaussehender, relativ junger Mann. Erfolgreich. Seinen Teil des Ehegelöbnisses hatte er treu erfüllt. Diane holte tief Atem. »Tut mir leid, Larry«, entschuldigte sie sich, doch ihr Ton blieb kühl. »Ich habe die Kontrolle über mich verloren.«
    »Aber jetzt geht es dir wieder gut?«
    »Ich glaube schon.«
    »Die Kinder?« Er sprach leise, um Marcy und Josh nicht zu wecken.
    »Alles in Ordnung.« Jeder Satz fiel ihr schwer. Sie bemühte sich, ihn nicht zu reizen. Ihre Ehe war wohl nicht in Gefahr, dachte sie. Nur ihre Beziehung.
    »Die Hunde sind draußen im Hof.« Das war nicht das, was er hatte sagen wollen.
    Auch Diane hatte ihr Kläffen gehört und war nicht überrascht über ihre Rückkehr. Es war, als hätte sie sie erwartet. »Kann ich- kann ich irgend etwas tun?«
    »Nein, nichts. Paß auf die Kinder auf.«
    Mehr war nicht zu sagen. Er war schon an der Tür, als er sie rufen hörte: »Larry?«
    »Was?« Diesmal klang seine Stimme gereizt.
    »Kannst du uns nicht von hier wegbringen?«
    Der hilflose Ton war ihm wohlbekannt. »Ja«, wollte er sagen, aber das Wort blieb ihm im Hals stecken. Er räusperte sich und sagte, daß er es versuchen würde. Dann schloß er die Tür und ging wieder nach unten.
    Hilfe. So viel war so schnell geschehen, daß Larry gar nicht daran gedacht hatte, Hilfe zu holen. Erst Corny, dann sein Vater, dann der Kampf in der Küche und schließlich die Sicherheitsmaßnahmen im Haus. Aber jetzt wurde ihm plötzlich klar, daß sie Hilfe von außen brauchten – irgend jemanden, der die Hunde verjagte oder noch besser, tötete. Er könnte es selbst tun, dachte er -mit den richtigen Waffen. Aber die Winchester war zerbrochen.
    Und wenn die Hunde von neuem angriffen, ehe Hilfe kam? Natürlich, das Haus war verbarrikadiert und würde eine gewisse Zeit standhalten. Aber wenn die Hunde wirklich hereinkamen – was würde er dann tun? Natürlich würde er sich verteidigen, aber womit? Mit Messern? Das würde nicht

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