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Die Midlife-Boomer

Die Midlife-Boomer

Titel: Die Midlife-Boomer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Heckel
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kategorisch ab und sagte dem Ingenieur, er sei unabkömmlich.
    Doch der Motorrad-Fan wollte das nicht akzeptieren. Der Streit ging bis zur Geschäftsführung des global tätigen Familienunternehmens. Firmenchefin Nicola Leibinger-Kammüller ist bekannt dafür, dass sie pragmatisch und unerschrocken entscheidet. »Anspruchsvolle Arbeitnehmer haben immer auch individuelle Bedürfnisse«, sagte sie der FAZ.
    Seit Juli 2011 können die 2500 Mitarbeiter ihre Arbeitszeit deshalb aus drei Bausteinen zusammensetzen: einer Basisarbeitszeit, die als Referenz dient, einer Wahlarbeitszeit für die jeweils folgenden zwei Kalenderjahre und zusätzlichen Möglichkeiten für wochen- oder monatelange ununterbrochene Auszeiten, also Sabbaticals.
    Die Firmenchefin selbst wirbt dafür, dass eine Reduzierung der Arbeitszeit nicht karriereschädlich wirkt: »Eine Führungskraft muss nicht zwingend 40 Stunden arbeiten«, sagt sie. »Ich habe sie lieber 25 Stunden zufrieden als 40 unzufrieden – oder gar überhaupt nicht mehr.«
    Auch bei Trumpf hat die neue Regelung stark mit der Schwierigkeit zu tun, gute Fachkräfte zu finden. Im Herbst 2011 waren 200 Stellen offen. Das Unternehmen konkurriert im Raum Stuttgart mit vielen potenziell attraktiven Arbeitgebern wie Daimler oder Bosch. Die Arbeitslosenquote liegt in der Region seit einiger Zeit bereits unter vier Prozent, ist also auf Vollbeschäftigungsniveau 134 .
    Die neuen Arbeitszeitregeln, aber auch die Ernsthaftigkeit, mit der sie umgesetzt wurden, haben sich für das Unternehmen mehr als ausgezahlt. Die Bewerbungen haben um 50 Prozent zugenommen, viele Bewerber beziehen sich ausdrücklich auf die flexiblen Arbeitszeitregeln und nennen das als Grund für ihre Bewerbung. »Ich bin überwältigt von der Resonanz«, zitiert die FAZ Personalchef Gerhard Rübling.
    Natürlich machen die neuen Regeln Arbeit, vor allem bei der Schichtplanung. Doch Rübling hält sie für beherrschbar. So können sich Mitarbeiter nun beispielsweise auch dafür entscheiden, freitags nie zu arbeiten. »Ich habe mir das eigens in der Produktion noch mal erklären lassen – das ist kein Problem«, sagt der Personalchef.
    Wichtig ist ihm auch, dass keinerlei Unterschied gemacht wird, wofür der Mitarbeiter die freie Zeit will. In einem Werk von Trumpf auf der eher ländlich geprägten Schwäbischen Alb arbeiten beispielsweise viele Mitarbeiter, die zu Hause noch eine Nebenerwerbslandwirtschaft haben. Sie können nun Arbeitszeit ansparen und dann im Sommer oder Herbst mehrwöchige Auszeiten nehmen, um die Ernte einzufahren oder auf die Jagd zu gehen.
    Sosehr Firmen von einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten profitieren können, so wichtig ist es, dass sie das Thema wirklich ernst nehmen. Lippenbekenntnisse werden in einer Ära des Fachkräftemangels nicht ausreichen.
    Zwar schmücken sich inzwischen viele Firmen mit variablen Arbeitszeiten, zumindest aus den USA kommt nun aber die Warnung, dass diese Programme nur kleinen Gruppen innerhalb des Unternehmens vorbehalten sind. Der Soziologieprofessor Stephen Sweet 135 vom Ithaca College kommt hier zu einem ernüchternden Ergebnis: »Nur weil es derartige Programme in vielen, wahrscheinlich den meisten Firmen in den Vereinigten Staaten gibt, bedeutet das nicht, dass sie wirklich breiten Kreisen zugänglich sind und das Leben der Menschen verbessern.«
    So gilt ein Unternehmen in den USA schon dann als flexibel, wenn wenigstens ein Mitarbeiter das jeweilige Angebot nutzen kann. Weil das auch das übliche Vorgehen in der Wissenschaft ist, fürchtet Sweet, dass viele Studien verzerrte Ergebnisse enthalten: »Mit diesem Standard kann ein Unternehmen ein Vorzeigefall für Arbeitsflexibilität sein, obwohl die große Mehrheit der eigenen Mitarbeiter das angebotene Programm überhaupt gar nicht nutzen darf.«
    Denn als Sweet mit einer Kollegin die Programme zur Flexibilisierung daraufhin untersuchte, für welche Gruppen im Unternehmen sie verfügbar sind, stellte sich folgendes heraus: Die Option, selbst zu entscheiden, wann und wo man die Arbeit macht, ist zwar in 94 Prozent aller Unternehmen verfügbar – allerdings nur für einen von hundert Mitarbeitern.
    Noch krasser sind die Unterschiede, wenn nach den Optionen gefragt wird, die Arbeitszeit zu reduzieren und ein Sabbatical zu nehmen. So bieten 78 Prozent der Firmen die Möglichkeit, die Arbeitszeit zu reduzieren – aber wiederum nur einem von 100 Mitarbeitern.
    Nun ist klar, dass insbesondere Firmen mit

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