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Die Midlife-Boomer

Die Midlife-Boomer

Titel: Die Midlife-Boomer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Heckel
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unabhängiges Institut die Evonik-Gesundheitsmaßnahmen aus. Zudem gehen die anonymisierten Daten an eine große Krankenkasse, die ihrerseits aus den Erfahrungen bei dem Kraftwerkbauer lernen will. »Die Kunst liegt jetzt darin, den Return on Investment der Präventionsarbeit zu messen«, weiß Loick. Er ist sich sicher, dass die Zahlen sehr positiv sein werden. Behält er recht, könnte das dann der Durchbruch für flächendeckende Präventionsarbeit in Betrieben sein – in großen ebenso wie in kleineren.
    Dass sich Gesundheitsfürsorge auszahlt, ist in kleineren Betrieben leichter zu erkennen. Der Gummersbacher Handwerksmeister Klaus Brandenburg 131 erzählt inzwischen mit einem Schmunzeln davon: »Meine Männer haben sich restlos überschätzt«, erinnert sich der Parkettleger an das Aha-Erlebnis in seinem Betrieb Fußboden Brandenburg .
    Mit seinen fünf Mitarbeitern war er im Trainingszentrum des mehrfachen Deutschen Meisters im Handball, des VfL Gummersbach. Nun wurde ein Parkettleger nach dem anderen mit der Tergumed-Methode vermessen. Dabei werden an eigens entwickelten Geräten in einer Eingangsanalyse die verschiedenen Muskelgruppen des Rumpfes auf Kraftdefizite und Ungleichgewichtigkeiten getestet. Der Computer vergleicht dann die individuellen Ergebnisse mit denen einer Referenzgruppe, so dass man in der direkten Gegenüberstellung genau sehen kann, wo die persönlichen Schwachpunkte liegen. Brandenburgs Truppe war zuversichtlich: So starke Kerle wie sie, die täglich Fußböden legen, Schweres schleppen und richtig rackern – das musste doch auf jeden Fall Muskeln geben.
    Muskeln hatten die Parkettleger. Aber nicht an den Stellen, wo es dem Rücken nützt. »Die Bauchmuskulatur war bei allen prima, aber der Rücken war schwach«, erzählt Firmenchef Brandenburg über den Moment der Wahrheit. Er nutzte den Schock, den die Messung auslöste, um seine Mitarbeiter für ein einjähriges Rückentraining zu gewinnen. Mit Unterstützung der Innungskrankenkasse IKK arbeitete ein Sportlehrer ein Trainingsprogramm aus, um das Körper-Kraft-Verhältnis wieder in Einklang zu bringen. Über einen Zeitraum von sechs Monaten ging das Team 26-mal ins Studio und lernte gezielte Übungen für die Rückenmuskulatur. Danach ging es sechs Monate in der Firma weiter: Je 20 Minuten pro Woche wurde während der Arbeitszeit trainiert. Weitere 20 Minuten pro Woche bekamen die Mitarbeiter geschenkt, um zu Hause zu üben.
    Gleichzeitig durchforstete der Inhaber von Fußboden Brandenburg seinen Betrieb nach Hebefallen. Neue Hebehilfen wurden angeschafft, ein Hochregallager angelegt, ein Kurbelrollwagenheber und ein Gabelstapler mit Dorn angeschafft. Auf Werkzeugkisten und in den Toiletten kleben inzwischen Hinweise, wie man schwere Lasten richtig hebt.
    Dass seine Mitarbeiter 25 Kilo schwere Säcke mit Spachtelmasse tragen müssen, kann Klaus Brandenburg natürlich nicht verhindern. Wer dies aber noch immer so tut, dass es den Rücken über Gebühr belastet, bekommt inzwischen einen »Lastesel«-Aufkleber hinten auf seinen Lieferwagen gepappt – und muss ein Frühstück für alle ausgeben. »Das machen wir, dass alle Welt sieht, dass er ein Esel ist und nicht weiß, wie man rückenschonend Lasten trägt«, schmunzelt Brandenburg. Inzwischen muss er den »Lastesel« kaum mehr vergeben. Ständig wechselnde »Rückenbeauftragte« helfen dabei mit, alle an die richtigen Hebetechniken zu erinnern.
    Für Klaus Brandenburg hat sich die von der IKK gesponserte Aktion mehr als ausgezahlt. Sein Krankenstand ging unübersehbar zurück. Noch wichtiger für ihn war jedoch die Vermeidung von, wie er sagt, »Chaos-kosten«: »Wenn in einem so kleinen Betrieb ein Mitarbeiter ausfällt, müssen jede Menge Termine verschoben werden. Das sorgt für großen Ärger bei den Kunden.«
    Er sieht seine Mitarbeiter für die nächsten Jahre gut gerüstet: »Das muss sich in den Gehirnen verankern, dass man was tun muss für seinen Körper, um gesund älter zu werden.« Kurzfristig haben seine Mitarbeiter zudem davon profitiert, dass ihnen die Innungskrankenkrasse einen Monatsbeitrag erlassen hat. Und sie sagen unisono, dass ihre Rückenschmerzen deutlich nachgelassen hätten. Mittelfristig soll ein jährliches Auffrischungstraining dem schleichenden Vergessen des Gelernten entgegenwirken. Und langfristig winkt dann der ganz große Preis: ein starker Rücken, der die Parkettleger gut durchs Leben trägt.
    Diese Sorge für die Mitarbeiter spricht sich

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