Die Milliarden-Verschwender - wie Beamte, Bürokraten und Behörden unsere Steuergelder zum Fenster hinauswerfen
architektonisch nichts Besonderes, aber man wird dort wohl gut turnen können.
Der schnelle Beton (2002)
Bauliche Maßnahmen sind bei Kommunen immer beliebt. So geschieht es häufig, dass ein Entschluss schon in Beton gegossen ist, noch ehe die Planer so recht über dessen Sinn nachgedacht haben. Das hat den Nachteil, dass die Rücknahme solcher Entschlüsse meistens noch mal eine Stange Geld kostet. Auch bewegen sich solche Vorgänge nah an so mancher Strategie, die sich bei näherem Hinsehen ebenfalls nur als Beschäftigungsmaßnahme entpuppt. Denn immerhin verdient ja die eine oder andere Baufirma an dem schlechten Geschäft. Etwa im hessischen Fritzlar. Hier wollte man besonders schlau sein und als Gemeinde Geld verdienen, indem man versuchte, ein bestimmtes Grundstück in die Straßenerschließung mit einzubeziehen. Man investierte 4000 Mark in eine Treppe, die einen zwischen der Straße und dem Grundstück gelegenen Grünstreifen überbrückte, um so an den Grundstückseigentümer eine Forderung von »Erschließungsbeiträgen« in Höhe von 20 000 Mark stellen zu können. 16 000 Mark Gewinn für ein paar Kubikmeter Beton, die über ein Stück Wiese führen. Das klingt an sich schon abenteuerlich. Doch kaum war die Treppe gebaut, dämmerte es den Verantwortlichen, dass das Grundstück auf der Rückseite bereits durch eine andere Straße erschlossen war. Schwierig, dem Eigentümer zu erklären, wieso er für den überflüssigen Zugang zahlen soll. Also baute man die Treppe kurzerhand wieder ab – für weitere 2000 Mark.
Teure Sparmaßnahme (1995)
Wenn ein Unternehmen oder eine öffentliche Einrichtung Leistungen nicht mehr intern erbringt, sondern an externe Dienstleister vergibt, so wird dieser Vorgang – Dank der in der Wirtschaftssprache verbreiteten Anglizismen – als Outsourcing bezeichnet. Als besondere Form des Outsourcings gilt das Facility-Management, noch so ein wohlklingender Terminus, der für alle Aufgaben rund um die Bewirtschaftung und Verwaltung von Gebäuden steht. Indem außerhalb liegende Quellen angezapft werden, erhofft man sich deutliche Einsparungen, denn hier können Verträge flexibler gestaltet und kurzfristiger geschlossen oder wieder aufgelöst werden. Am Ende entstehen also weniger Kosten. Sollte man meinen.
In den letzten Jahrzehnten sind auch öffentliche Einrichtungen zunehmend dazu angehalten, wirtschaftlicher zu haushalten. So versuchte die Leitung im Berliner Universitätsklinikum Charité, sich im Zuge von Sparmaßnahmen ebenfalls des Outsourcings zu bedienen. Dabei ist es gelungen, die Aufgaben von Bewachungsdiensten und Stationshilfediensten, also Teile des Facility-Managements, so nach außen zu vergeben, dass Mehrkosten von 630 000 Mark im Jahr für die Bewacher und sogar 1,29 Millionen Mark für die Stationshilfen anfielen. Gut zwei Millionen Mark für den Versuch, mit öffentlichen Mitteln sparsamer umzugehen und sich dabei moderner wirtschaftlicher Strategien zu bedienen! Als man den Schaden bemerkte und nach den Ursachen fahndete, stellte sich heraus, dass die Klinikleitung keine öffentliche Ausschreibung durchgeführt und dann die vorhandenen Angebote nicht auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft hatte. Jedem privaten Käufer ist es eine Selbstverständlichkeit: Man informiert sich über das Produkt, vergleicht Preise und Leistungen. In der Charité wurde das offenbar einfach außer Acht gelassen. Dusseligkeit? Oder ein Beispiel dafür, dass man es bei der Ausgabe von öffentlichen Mitteln nicht für der Mühe wert hält, die notwendige Sorgfalt an den Tag zu legen? Was sind schon zwei Millionen, sagt sich vermutlich der Angestellte, der abends nach Dienstschluss wieder mal Stunden auf der Suche nach Schnäppchen bei eBay verbringt.
Blutspuren (1978)
Die Folgen mancher Fehlplanung möchte ich mir nicht allzu bildlich vorstellen. Blut, in Flaschen abgefüllt, das irgendwie den fast einen Kilometer langen Weg vom Rot-Kreuz-Blutspendedienst zur Universitätsklinik in Frankfurt zurücklegen muss. Da kam jemand auf die Idee, die Flaschen durch eine Rohrpostanlage zu schicken. Ein ungewöhnlicher Einfall, mit dem jedoch durchaus Zeit und Geld gespart werden könnte. Hätte gespart werden können. Denn leider wurden bei der Planung der Anlage so viele Fehler gemacht, dass sie am Ende nur als Bauruine ihr Dasein fristete. Ein Grab für 185 000 Mark Steuergelder. Was war geschehen? Zunächst hatte man die Konstruktion so flach unter der Erde verlegt, dass sie bei
Weitere Kostenlose Bücher