Die Mission des Zeichners
erhalten.«
»Wie viel sind Sie bereit zu zahlen, um es zu erfahren?«
»Wie viel, Mr. Spandrel« - Edgar stieß einen langen Seufzer aus -, »verlangen Sie?«
»Hunderttausend Pfund.«
»Absurd.«
»Das glaube ich nicht.«
»Der König hat nicht die Mittel, um so viel Geld zu zahlen.«
»So viel ist es doch nicht... für ein Königreich.«
»Für ein Königreich?« Edgar lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte nachdenklich die Hand auf den mit Dokumenten übersäten Schreibtisch. Einen Moment lang herrschte Stille. Dann sah er abrupt auf. »Warum bieten Sie das uns an und nicht dem Kurfürsten? Er würde sie großzügig bezahlen, allein schon um den Beweis für seine Korruption aus der Welt zu schaffen.«
»Ich habe mein ganzes Geld in Anteile an der South Sea Company gesteckt und verloren. Jeden Penny. Ich bin betrogen worden. Jetzt sollen die, die mich betrogen haben, für ihre Taten leiden.«
»Rache, ist es das?«
»Teilweise.«
»Aber vor allem Gier.«
»Nennen Sie es, wie Sie wollen. Der Preis ist gerecht.«
»Der Preis ist unverschämt.« Edgar trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Ich werde den König über ihr Angebot in Kenntnis setzen.«
»Wann erhalte ich eine Antwort?«
»Kommen Sie morgen Mittag wieder. Bis dahin müsste ich etwas für Sie haben, eine Antwort oder etwas anderes.«
»Das Grüne Buch vernichtet den Ruf jedes Einzelnen, der darin steht. Es kann einen Herrscher stürzen. Sie werden nie...«
»Ich weiß, was es vermag. Wenn das, was Sie behaupten, der Wahrheit entspricht.«
»Es ist die Wahrheit.«
»Dann seien Sie geduldig, Mr. Spandrel.« Edgar deutete mit dem Kinn zur Tür. »Bis morgen Mittag.«
Colonel Lachlan Drummond musste in früheren Jahren von beeindruckender Gestalt gewesen sein. Seine breiten Schultern und sein markantes Kinn ließen erahnen, dass er in seiner Zeit viele Männer in die Schlacht und so manche Frau ins Bett geführt hatte. Aber diese Zeit war vorbei. Seit er mit seinem Möchtegernkönig im römischen Exil lebte, suchte er Trost da, wo er ihn noch zu finden vermochte; sein vom vielen Alkohol aufgedunsenes Gesicht zeugte davon. Auch jetzt war er schon wieder benebelt und lallte. Halb in sich zusammengesunken, hockte er in einer abgeschiedenen Nische in dem Kaffeehaus L'Egiziano in einer Seitenstraße des Corso und starrte, die Lippen zu einem selbstgefälligen Lächeln gekräuselt, triefäugig den ihm gegenübersitzenden Cloisterman an.
»Freund, der König empfängt keine holländischen Witwen. Das kann ich Ihnen schriftlich geben. Die Königin würde jeder Frau die Augen auskratzen, die...«
»Sie verstehen mich wohl absichtlich falsch, Colonel. Mrs. de Vries ist keine Courtisane.«
»Egal, was sie ist oder nicht ist, sie hat ihr Gesicht hier, im Palazzo Muti, nicht gezeigt.«
»Liegt denn nichts vor, das die Vermutung nähren könnte, dass Ihr Herr wertvolle Informationen erhalten haben könnte? Gerede über einen neuerlichen Aufstand, vielleicht?« »Gerede gibt es immer.«
»Ein Stimmungswechsel in letzter Zeit. Irgendwas.« »Seit drei Monaten stoßen wir jeden Tag auf Prince Charlies Gesundheit an. Dank der Geburt eines Sohnes und Erben herrscht bei uns allen Hochstimmung. Sonst weiß ich von nichts. Jetzt herrscht vielleicht eine... gewisse Nervosität, weil der Papst gestorben ist. Aber das war ja zu erwarten.« »Was ich meine, dürfte nur wenigen bekannt sein.« »Ja. Aber ich bin einer von den wenigen, verstehen Sie?« Drummond tippte auf seine Nase. »Es gibt kein Geflüster in den Korridoren, das mir nicht rechtzeitig zu Ohren kommt. Ihre Mrs. de Vries gehört nicht zu den Vögeln, die in unsere Gemeinde eingeflogen sind.«
»Ich wünschte, ich könnte mir dessen sicher sein.« »Das können Sie. Freund, sie ist nicht hier gewesen.« Drummond beugte sich vor, und seine Brandyfahne schlug Cloisterman entgegen. »Haben Sie etwa vor, hier zu warten, falls es doch noch ein Zeichen von ihr geben sollte?« »Ich habe mich noch nicht entschieden.« »Wie auch immer, Wachsamkeit ist nicht billig.« »Sie sind das jedenfalls auch nicht, Colonel.« Cloisterman zog einen Geldbeutel aus der Jackentasche und schob ihn über den Tisch. »Einen guten Tag noch«, fügte er hinzu und erhob sich.
»Auch Ihnen einen guten Tag, Freund.«
Während Drummond das Geld zählte, entfernte sich Cloisterman eilig und schlängelte sich zwischen den Polsterstühlen und Tischen der Gaststube hindurch zum Ausgang. Blain hatte Drummond
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