Die Mission des Zeichners
für... hervorragende Dienste.«
»Was hat er Ihnen noch erzählt?«
»Alles, Spandrel. Was Sie und er in Rom getan haben.«
»Ich verstehe.«
»Geht Ihnen jetzt ein Licht auf?«
»Ich kann alles zurückzahlen... das Geld, das Sie mir gegeben haben...«
»Es war nicht mein Geld. Es gehörte dem Ausschuss. Und der hat sich aufgelöst. Lassen Sie sich also wegen des Geldes keine grauen Haare wachsen. Darüber sehen wir hinweg. Aber Vertrauensbruch, das ist etwas anderes.«
»Ich...«
»Warum sagen Sie mir nicht, dass Sie nie vorhatten, das Buch zu verkaufen? Warum sagen Sie nicht, dass Buckthorn und Silverwood sich just in dem Augenblick eingemischt haben, als Sie Mrs. de Vries gerade eine Falle stellen wollten?«
»Weil...« Weil es schlimm genug war, dass er sein Versprechen einem Toten gegenüber gebrochen hatte. Spandrel hatte sich oft mit dem Gedanken getröstet, dass er über das, was er auf Estelles Geheiß getan hatte, nie vor McIlwraith würde Rechenschaft ablegen müssen. Sie war ihm das damals wert gewesen, doch jetzt hatte er sie verloren und musste trotz allem vor McIlwraith Rechenschaft ablegen. »Weil es nicht die Wahrheit wäre.«
»Nein. Es wäre nicht die Wahrheit. Und genauso unwahr wäre die Geschichte gewesen, die Sie Atterbury aufgetischt hätten, nicht wahr? Cloisterman hat das Grüne Buch Walpole überbracht, nicht Sunderland. Er hat es mir selbst gesagt. Und er war froh, dass er es mir sagen konnte. Und er hat nicht gelogen, oder?«
»Nein. Walpole hat das Grüne Buch.«
»Und jetzt hat er Sie in der Tasche.«
»Ja.«
»Er hat Sie auf Atterbury angesetzt.«
»Ja.«
»In der Hoffnung, der Bischof ließe sich mit Hilfe des Grünen Buchs dazu verleiten, sich zu verraten.«
»Ja.«
»Und Sie hatten keine Wahl, als ihm zu gehorchen, weil er Sie sonst den holländischen Behörden übergeben hätte.«
»Ja.«
»Die nicht wissen, dass de Vries nicht von Ihnen ermordet wurde, sondern von seinem Sekretär mit Hilfe seiner Frau.«
Spandrel stieß einen Seufzer aus. »Ich hätte nie nach England zurückkehren sollen!«
»Da haben Sie Recht.« McIlwraith seufzte nun ebenfalls. »Und ich ebenso wenig. Hier hatten inzwischen alle aufgegeben, verstehen Sie. Brodrick, Ross und die anderen Ausschussmitglieder. Sie hatten mitten im Kampf kapituliert. Der Hahn auf dem Misthaufen war jetzt Walpole. Und das Grüne Buch war wertloses Papier. Was mich betrifft, so hatte mir General Ross deutlich zu verstehen gegeben, dass ich für sie, da das Spiel verloren war, ein Klotz am Bein war. Sie mussten nach vorne in die Zukunft schauen und sich mit ihrem neuen Herrn... arrangieren. Ich wurde höflich dazu aufgefordert zu verschwinden, und das habe ich dann auch getan. Zumindest nehmen das diese Herren an. Aber wenn man dem Tod so direkt ins Auge gesehen hat wie ich, wenn der Sensenmann einen schon mit dem Mantelsaum am Gesicht gestreift hat und man immer noch seinen abgestandenen, feuchten Grabesgeruch in der Nase hat, dann sieht man die Dinge nicht mehr so wie andere Menschen. Man verliert sein Interesse an schönen Wohnungen und lässt sich nicht wegschicken und auch nicht aufhalten.«
»Jakobitismus ist Verrat, Captain.«
»Hochverrat, Spandrel. So hoch wie der Galgen von Tyburn.«
»Sind Sie wirklich einer von ihnen.«
»Freiwillig eingetreten und eingeschworen.«
»Aber warum nur? Sie sind kein Jakobit. Sie haben versucht zu verhindern, dass das Grüne Buch Rom erreicht.«
»Die Lage hat sich geändert. Ich werde sie nicht gewinnen lassen.«
»Wen wollen Sie nicht gewinnen lassen?«
»Walpole und Konsorten. Die kriege ich schon noch.« Ein Ausdruck trat in McIlwraiths Augen, wie ihn Spandrel nie zuvor gesehen hatte. Seine Begegnung mit dem Tod hatte ihn wahrhaftig verändert. Aus Entschlossenheit war Besessenheit geworden. »Komme, was wolle, ich kriege sie.«
»Das wird Blut in den Straßen bedeuten.«
»Dann soll es eben fließen. Ich habe geschworen, die Wahrheit an den Tag zu bringen. Sollen doch diejenigen, vor denen ich meinen Eid geleistet habe, ihre Schwerter in die Scheide stecken und sich davonschleichen - ich bin trotzdem fest entschlossen, die Wahrheit an den Tag zu bringen.«
»Es wird Ihnen nicht gelingen. Walpole weiß alles. Er hat Sunderlands Dokumente.«
»Aber er wartet noch ab. Weil er meint, er hätte mehr als genug Zeit. Und von mir weiß er nichts, denn sonst hätte er Sie nicht zu Atterbury geschickt. Das war sein Fehler. Dafür wird er teuer bezahlen, das
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