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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Dalrymple gern zur Taktik der Verzögerung. In diesem Fall bezweifelte er allerdings, dass er damit weit käme.
    »Wenn Sie zu diesem frühen Zeitpunkt auf einer Antwort bestehen, Mijnheer...«
    »Allerdings.«
    »Ich würde es Ihnen nicht empfehlen. Auf keinen Fall.«
    »Ich ersuche schon selbst um Rat, wenn ich welchen brauche, danke, Mr. Dalrymple.«
    »Wie Sie meinen.«
    »Werden meine Bedingungen akzeptiert?«
    »Wie gesagt, das ist wirklich nicht...«
    »Werden sie akzeptiert«
    Dalrymple holte tief Luft. »Nein, Mijnheer.«
    »Nein?« Kempis zog eine Augenbraue hoch. Er wirkte nicht verärgert, sondern eher ungläubig. »Ich muss mich wohl verhört haben.«
    »Der Beauftragte Seiner Majestät für die nördlichen Gebiete ...«
    »Wer?«
    »Lord Stanhope, der zuständige Minister.«
    »Schön. Was sagt er?«
    Dalrymple warf einen Blick auf Stanhopes Brief und beschloss, lieber nicht daraus zu zitieren, weil er damit wohl einen Wutanfall provozieren würde. »Er weist Ihre Forderungen zurück.«
    »Er tut was?«
    »Er lehnt es ab, sich darauf einzulassen, Mijnheer. Zu diesem Punkt lassen seine Worte... nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig.«
    »Sie haben ihm doch mitgeteilt, was ich Ihnen über das... Grüne Buch gesagt habe?«
    »Das habe ich.«
    »Dann kann er unmöglich nein sagen.«
    »Das hat er aber.«
    »Ist das sein letztes Wort in dieser Angelegenheit?«
    »Das will ich nicht beurteilen. Die Lage ist momentan etwas unbeständig. Warten Sie eine Zeit, dann könnte es durchaus...«
    »Warten?« Nun explodierte Kempis doch. Er sprang auf und baute sich vor Dalrymple auf. Seine Augen glühten förmlich. »Sie glauben doch nicht, dass ich hier meine Zeit vergeude, während Lord Stanhopes Agenten schon auf dem Weg hierher sind, um nach mir - und dem, was ich habe - zu fahnden? Sie müssen mich für verrückt halten. Ihre Herren hatten genug Zeit. Wenn sie mir nichts zahlen, dann wird das eben jemand anderes tun.«
    »Wer könnte dies denn sein, Mijnheer?«, fragte Dalrymple und gab sich alle Mühe, unaufgeregt zu klingen.
    »Ach, ich denke, ich weiß schon, wo ich einen bereitwilligen Käufer finde, sorgen Sie sich nicht. Richten sie Lord Stanhope aus, dass der König es ihm nicht danken wird, wenn er merkt, wer der Käufer ist. Oder was genau er erstanden hat. Er wird noch daran denken. Wie auch Sie, Mr. Dalrymple. Guten Tag, Sir.«
    Ihr Gespräch, dachte sich Dalrymple, hatte den zu erwartenden Verlauf genommen. Niemand würde Vorwürfe gegen ihn erheben können, denn er hatte sich präzise an seine Anweisungen gehalten. Ja, darüber hinaus hatte er eine wichtige Sicherheitsvorkehrung getroffen und Kempis verfolgen lassen. Harris mit seiner raschen Auffassungsgabe und seinen flinken Füßen traute er zu, dass er Kempis bis zu dessen Unterkunft auf den Fersen blieb. Doch keine halbe Stunde später kehrte sein Mann mit einer enttäuschenden Meldung zurück.
    »Er hat wohl mit etwas dieser Art gerechnet, Sir. Er ist bis zur Prinsessgracht gegangen, und ich bin die ganze Zeit unauffällig hinter ihm geblieben. Aber es wartete eine Kutsche auf ihn. Und sie sind mit halsbrecherischer Geschwindigkeit davon geprescht, das kann ich Ihnen sagen. Ich glaube, in der Kutsche eine Frauengestalt gesehen zu haben. Aber ich kam nicht näher heran, um mehr zu erkennen. Bei der nächsten Brücke haben sie den Kanal überquert und sind in östlicher Richtung weitergefahren.«
    Kempis war ihm entwichen. Auch das, sagte sich Dalrymple, war zu erwarten gewesen. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass er nie wieder von ihm - oder über ihn - hören würde.
    Doch Dalrymples Hoffnungen sollten noch am selben Abend zerschlagen werden. Ein Empfang in der schwedischen Botschaft versprach im besten Fall belanglose Unterhaltung, aber seine Anwesenheit, wie kurz auch immer, war unumgänglich. Kaum war er - verspätet und ohne jede Lust auf Geselligkeit -eingetroffen, als ihm andere Gäste ihr Mitgefühl angesichts eines Verlusts für seine Nation versicherten, von dem er zu seiner Beschämung überhaupt nichts ahnte. Wie sich schnell herausstellte, war Lord Stanhope tot.
    Dalrymples Schock über die Nachricht wurde allgemein als Trauer um den Verlust eines großen Mannes aufgefasst. In Wahrheit hatte seine Reaktion mit Trauer nichts zu tun. Seine Rechtfertigung, bei Kempis' Rauswurf hätte er nur Befehle befolgt, war nur so lange stichhaltig, wie der dafür Verantwortliche lebte. Jetzt klang seine Verteidigung bestürzend hohl.
    Der

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